Zitat von
Aldebaran
Selten hat mich die Lektüre eines Buches so aufgebracht wie die von "The 10000 Year Explosion" von H. Harpending und G. Cochran, zwei amerikanischen Genetikern bzw. Anthropologen. Das liegt nicht an dem Buch selbst: Es ist gut lesbar, die dargelegte Argumentation ist absolut stringent und für jeden nachvollziehbar, der mindestens einen mittleren Schulabschluss erworben hat. Es ist jedem dringend zu empfehlen, der der Lektüre englischsprachiger Sachtexte fähig ist und man kann nur hoffen, dass es bald eine deutsche Übersetzung gibt.
Das Ergebnis ist: Es muss Rassenunterschiede geben. Sie folgen mit mathematischer Sicherheit aus den Mechanismen der Evolution. Und es gibt massenhaft Spuren davon im menschlichen Genom. Auch Gehirn und Nervensystem müssen von der auseinanderlaufenden Evolution des Menschen in den letzten Jahrzehntausenden betroffen sein.
Wer all dies abstreitet, muss annehmen, dass der Mensch dem Evolutionsprozess entzogen ist. Der glaubt, dass eine geheimnsivolle Kraft den Menschen in den letzten Jahrzehntausenden irgendwie vor relevanten Mutationen bewahrt und jegliche Selektion ausgeschaltet hat oder - die "weiche" Version - nur auf ganz bestimmte Bereiche beschränkt hat.
Die Argumentation ist so einfach wie zwingend: Mutationen treten zufällig auf. Die Mutationsrate ist damit proportional zur Größe der Population. Seit dem Auszug von Menschen aus Afrika vor ca. 50000 Jahren hat sich die Bevölkerung der Erde etwa um den Faktor 10000 vergrößert - und entsprechend die Mutationsrate. Nie hat sich die Menschheit genetisch so schnell verändert wie heute.
Die Zeit, die ein positives (im Sinne der Selektion) Allel (Version eines Gens) braucht, um einen gewissen Anteil am gesamten Genpool zu erreichen, ist dagegen nicht proportional zur Populationsgröße. Am einfachsten ist die Ausbreitung eines dominanten Allels zu beschreiben. Dies breitet sich nach einer anfänglichen "Zitterphase", in der es auch wieder verschwinden kann, nach dem Gesetz des beschränkten Wachstums aus.
Für die Freaks: Die Zeit, um z.B. 90% des Genpools einzunehmen, steigt mit dem Logarithmus der Bevölkerungsgröße. Braucht es z.B. 200 Generationen bei einer Population von 10000 Menschen (10^4), sind es bei 100 Mio Menschen (10^8) nur doppelt so viele, also 400 Generationen.
Die Evolution des Menschen hat also in den letzten 50000 Jahren rapide an Fahrt aufgenommen und verläuft heute so schnell wie noch nie!
Und tatsächlich sind schon länger etliche Mutationen bekannt, die jünger sind als 10000 Jahre. Am bekanntesten ist der Laktaseschalter ("Milchtrinkergen), der "Schalter" für blaue Augen und die diversen Mutationen, die eine gewisse Malariaresistenz erzeugen, sonst aber eher nachteilige Folgen haben (z.B. Sichelzellenanämie). Es werden aber immer mehr solcher Mutationen entdeckt. Etliche von ihnen hängen mit neuronalen Funktionen zusammen, auch wenn man ihre genaue Rolle noch nicht entschlüsselt hat. Sie steuern die Aktivität von Genen, deren komplette Ausschaltung schwere geistige Behinderungen zur Folge haben.
Dabei muss bemerkt werden, dass es nicht um proteincodierende Gene i.e.S. geht, in denen Mutationen fast immer schwerwiegende negative Folgen haben. Diese Gene sind übrigens diejenigen, die wir zu 99% mit dem Schimpansen gemeinsam haben.
Ganz anders aber die steuernden Einheiten. Das berühmte "Milchtrinkergen" ist keine Mutation im Laktasegen selbst, sondern eine in einem benachbarten Gen, die aber dafür sorgt, dass das Laktasegen selbst nicht nach der Entwöhnung abgeschaltet wird.
Und schließlich treten Mutationen natürlich nicht gleichmäßig verteilt in der ganzen Welt auf. Die nordasiatische Hellhäutigkeit wird z.B. von einer anderen Mutation hervorgerufen als die europäische und ist offenbar nicht ganz so effizient.
Vor allem aber sind die Selektionsbedingungen verschieden. Klima, Nahrungsangebot, Krankheiten, aber auch die soziale Umwelt sorgen für verschiedene Ergebnisse. Und wenn die Evolution des Menschen insgesamt sich beschleunigt hat, dann natürlich auch die des Gehirns. Die Folge ist völlig klar und eindeutig: kognitive Fähigkeiten und genetische Verhaltensdispositionen müssen in verschiedenen Teilen der Welt verschieden sein.
Das Problem ist nun: Dies alles hätte man eigentlich schon lange wissen können. Tatsächlich ist schon Darwin davon ausgegangen. Was ist schiefgegangen?
Hier kommt die Religion ins Spiel. Aber nicht das Christentum, sondern eine viel schädlichere, gefährlichere Variante, die sich unter dem Deckmantel der Wissenschaftlichkeit und Rationalität versteckt, nämlich das Linkstum.
Den langen Kampf, den Linke gegen die Genetik und in der Folge auch gegen die Evolutionstheorie geführt haben, ist ironischerweise ganz parallel zu sehen zu dem ihrer offen religiösen Gegenstücke von der christlichen Seite. Glaubten (und glauben z.T. immer noch) diese zunächst an ein Alter der Welt von ca. 6000 Jahren und die Sintflut, sind sie mittlerweile beim "intelligent design" angekommen.
Bei den Linken verläuft der Weg von der krassen Ablehnung der Vererbungslehre über das Lysenko-Desaster in der Stalinzeit bis hin zu dem, was ich den "Glauben an die politische Korrektheit der Natur" nenne, nämlich den Glauben daran, dass die Evolution aus geheimnisvollen Gründen alle Eigenschaften ausspart, die irgendwie die "Wertigkeit" des Menschen bestimmen könnten.
Es zeigt sich also, dass das Linkstum nichts mit Rationalität und (Natur-) Wissenschaft zu tun hat. Es ist eine Religion.
Das führt aber auch zu der düsteren Konsequenz, dass mit Linken kein rationaler Diskurs möglich ist. Gegen den Glauben ist bekanntlich kein Kraut gewachsen.
Wird man es auskämpfen müssen?