+ Auf Thema antworten
Seite 1 von 9 1 2 3 4 5 ... LetzteLetzte
Zeige Ergebnis 1 bis 10 von 86

Thema: "Polacken raus" - Wie die NPD in Ostdeutschland Arbeitsplätze vernichtet

  1. #1
    Mitglied Benutzerbild von Candymaker
    Registriert seit
    28.06.2008
    Ort
    Bielsko-Biała
    Beiträge
    17.590

    Standard "Polacken raus" - Wie die NPD in Ostdeutschland Arbeitsplätze vernichtet



    "Polacken raus" - Wie die NPD in Ostdeutschland Arbeitsplätze vernichtet
    Neue Bundesländer
    Dämliche Deutschtümelei
    von Mathias Brüggmann


    Investitionshemmnis NPD: Wie Rechtsextreme mit Parolen und Pressionen in Mecklenburg-Vorpommern polnische Unternehmer vergraulen – und so Jobs vernichten.


    LÖCKNITZ. Eigentlich ist längst Feierabend, aber bei Romag Nord in Pasewalk wird noch gearbeitet. Zwei Arbeiter im Blaumännern heben mit einem knallroten Gabelstapler ein Stahlgerüst an, um die Schrauben noch ein letztes Mal festzuziehen. Und Jaroslaw Wieczorek greift noch mal zum Handy, um noch ein paar Termine festzuzurren. Wieczorek trägt Hemd und Krawatte, er ist hier der Chef, der Unternehmer, der Investor – einer, der anderen Arbeit gibt.

    Solche wie ihn gibt es hier im Kreis Uecker-Randow in Mecklenburg-Vorpommern nicht gerade viele. Etwa jeder Fünfte hier an der Grenze zu Polen ist arbeitslos.

    Jaroslaw Wieczorek, der 42-jährige Maschinenbau-Ingenieur, hat den Schlachtereihallen in Pasewalk vor einigen Jahren wieder Leben eingehaucht mit seiner Firma Romag Nord; das „Nord“ kam hinzu, weil Romags Stammwerk in Posen liegt, in Polen.

    Ein kleines Spezialwerk für Montageeinrichtungen für die Autoindustrie hat Wieczorek in Pasewalk aufgebaut. Natürlich kämpft auch er mit der Wirtschaftskrise, die Maschinenbau und Autoindustrie besonders beutelt. Jaroslaw Wieczoreks größtes Problem sind aber nicht rote Zahlen, sondern braune Zampanos. Vulgo: die NPD.

    Gestärkt durch lokale Wahlerfolge, bedrohen die Rechtsextremen nicht nur dunkelhäutige Politiker wie den Thüringer CDU-Mann Zeca Schall. Mit Parolen und Pressionen wird die NPD mancherorts in den neuen Bundesländern immer mehr zum Investitionshemmnis.

    In Pasewalk ist es auch bald so weit. Elf Arbeitsplätze hat Jaroslaw Wieczorek geschaffen, eine Million Euro Umsatz erwirtschaften sie für Romag Nord. Wegen des Fachkräftemangels in der Region hat Wieczorek Arbeiter aus Polen angeworben, die kamen auch. Auch politisch hat sich der Unternehmer engagiert: Als erster Pole kandidierte er für den Kreistag von Uecker-Randow und den Stadtrat von Pasewalk, durchgekommen ist er nicht. Über 1000 Polen leben im Kreisgebiet. Doch auch die bei Kommunalwahlen wahlberechtigten Landsleute haben Wieczorek nicht unterstützt – wahrscheinlich aus Angst. Denn die NPD feiert hier Wahlerfolge mit Parolen wie „Polen-Invasion stoppen!“ oder „Grenzen dicht!“

    Mittlerweile hält sich auch Jaroslaw Wieczorek zurück. Eigentlich hatte er die Familie nachholen und seine Kinder auf die deutsch-polnische Schule im nahen Löcknitz schicken wollen. Doch solange er Flugblätter im Briefkasten findet, in denen die NPD-Neu-Nazis den Polen vorwerfen, „nur Scheinfirmen zu gründen“, lässt er das lieber. „Das regt mich auf“, sagt er. „Es gibt doch inzwischen einige wie mich, die Arbeitsplätze in Deutschland schaffen.“

    Jan Rybski ist einer von ihnen. Mit seinen weißgrauen Haaren hat er etwas von SPD-Frontmann Frank-Walter Steinmeier, aber er unterstützt die FDP. Dem Makler machen die NPD-Parolen das Geschäft kaputt. Interessenten aus der polnischen Heimat hätten abgewinkt, als er sie durch Löcknitz gefahren habe und sie all die NPD-Plakate mit dem Satz „Polacken raus aus Uecker-Randow“ gesehen hätten, erzählt Rybski.

    Dabei hat Löcknitz in den vergangenen Jahren von der Nähe zur boomenden polnischen Metropole Stettin profitiert: Mehr als 200 zugezogene Polen trieben die rückläufige Einwohnerzahl wieder nach oben, sie liegt nun wieder bei 3200. Der Leerstand in den Plattenbauten der Wohnungsverwaltungsgesellschaft sank von 14 Prozent auf null. Und Projektentwickler Rybski kam mit Bauen und Makeln kaum noch nach.

    Nun schleppt sich die Karawane der Neuzeit vor seinem Bürofenster vorbei. Laster mit polnischen Kennzeichen karren auf der Durchfahrtsstraße Ostware westwärts. Nebenan wirbt die Raiffeisenbank auf Polnisch um Kunden und lockt mit billigen Baukrediten. Doch es hilft nichts.

    Auch Janusz Przybylski würde hier heute nicht mehr kaufen. Ihm gehört die alte Villa an der Chausseestraße von Löcknitz. Jahrelang verfiel sie, kein Käufer war in Sicht, bis der Pole Przybylski 2005 die Immobilie erwarb und ein Hotel daraus machte. Fast zeitgleich begannen die Anfeindungen. Polen würden bevorzugt, behaupteten die Rechtsextremen. Seine Frau Barbara wollte zurück nach Polen, aber die Przybylskis sind dennoch geblieben damals – auch wegen der deutsch-polnischen Schule.

    Nun ist er fertig mit dem Städtchen: „Voriges Jahr bekam ich täglich mehrfach Anrufe aus Polen von Häusersuchenden. Jetzt schon seit Monaten keinen einzigen mehr“, sagt Przybylski, das rote Polo-Hemd spannt beim Atmen über seinem Bauch. Er will verkaufen und weg, „aber in den nächsten fünf Jahren wird das bestimmt nichts“.

    Für Lothar Meistring sind das deutliche Warnsignale. Seit 1990 lebt das Mitglied der Partei Die Linke in Löcknitz. Vor der Wende war er FDJ-Sekretär und musste kürzlich Zuträgerarbeiten für die Stasi einräumen.

    Heute gehört der ehrenamtliche Dorfvorsteher von Löcknitz eher zu den Pragmatikern der Partei, er sagt Sätze wie: „Es gibt hier zu viele Menschen, die sich mit Hartz IV eingerichtet haben.“ Und Meistring gibt auch zu, dass einige Polen nur hergekommen seien wegen der Aussicht auf Kindergeld und Arbeitslosenhilfe.

    Dennoch ist er derjenige, den die NPD in Hetzblättern als „den besten Bürgermeister, den die Polen je hatten“, verunglimpfen.

    Meistring will sich nicht einschüchtern lassen. „Wir behandeln alle gleich“, sagt er und zählt auf: Wegen der zugezogenen Polen musste die Wohnungsgesellschaft der Gemeinde keinen entlassen. Wegen der Polen habe Löcknitz als einzige Gemeinde der Region nicht das Problem, Kindergärtnerinnen entlassen oder Schulen schließen zu müssen. „Im Gegenteil: Wir bauen nun sogar einen neuen Kindergarten.“ Aber gefeiert werden Polen nur, wenn sie, wie neulich, als beste Spieler den lokalen Fußballklub „Einheit“ eine Liga höher schießen.

    Meistring bleibt bei seiner Linie: „Wenn bloß ein Deutscher einen Job kriegt, dann hole ich polnische Unternehmer hierher.“ 40 polnische Firmen gibt es bereits, meist Ein-Mann-Betriebe wie Friseure, Massagestudios oder Blumenläden. Denn trotz EU-Beitritt dürfen Polen, Ungarn oder Tschechen noch immer nicht in Deutschland arbeiten – es sei denn als Unternehmer.

    Diesen kleinen Boom könnten die Rechten mit ihrer Propaganda zerstören, fürchtet Bürgermeister Meistring. Die NPD holte in Löcknitz bei der Kommunalwahl im Juni 14,6 Prozent. Gehe das so weiter, sei Löcknitz das gleiche Schicksal beschieden wie vielen Dörfer ringsum: „50 bis 60 Prozent von ihnen werden in zehn Jahren leer sein“, sagt Meistring. „Das garantiere ich.“

    Dabei sollte die NPD doch mal schön ruhig sein, sagt Meistring und erzählt, dass der örtliche NPD-Vertreter, Fliesenleger von Beruf, unter der Woche auch Aufträge von Polen annehme – „und am Wochenende will er das Deutschtum retten“.

    [Links nur für registrierte Nutzer]
    http://www.politikforen.net/signaturepics/sigpic118712_5.gif

  2. #2
    sieht auf euch herab Benutzerbild von -jmw-
    Registriert seit
    18.06.2006
    Ort
    Freiluftanstalt
    Beiträge
    61.233

    Standard AW: "Polacken raus" - Wie die NPD in Ostdeutschland Arbeitsplätze vernichtet

    Kann man sich mit den Herrschaften von der NPD nicht einfach mal privat zusammensetzen und dann sagen, dass, hören sie mit dem Unfug nicht auf, man sie fertigmachen werde - und zwar nicht politisch...?
    Aktueller Kalenderspruch: "Feminism" is the name we give to the 20th century betrayal of women. (Doug Wilson)

  3. #3
    ALEA IACTA EST Benutzerbild von Commodus
    Registriert seit
    01.05.2009
    Ort
    Südhessen
    Beiträge
    5.392

    Standard AW: "Polacken raus" - Wie die NPD in Ostdeutschland Arbeitsplätze vernichtet

    [Links nur für registrierte Nutzer]
    Herzzereissender Bericht.

    Das Handelsblatt glaubt jeden für blöd verkaufen zu können.

  4. #4
    The root of all evil !!! Benutzerbild von Doc Gyneco
    Registriert seit
    09.08.2005
    Ort
    Ein Land wo man die Waffe zu Hause hat !!!
    Beiträge
    9.945

    Standard AW: "Polacken raus" - Wie die NPD in Ostdeutschland Arbeitsplätze vernichtet

    Zitat Zitat von Candymaker Beitrag anzeigen

    "Polacken raus" - Wie die NPD in Ostdeutschland Arbeitsplätze vernichtet


    [Links nur für registrierte Nutzer]
    Dabei kann man sich fragen warum ein Pole in Deutschland eine Firma gründet, in deren Polen arbeiten ?

    Wegen des Fachkräftemangels in der Region hat Wieczorek Arbeiter aus Polen angeworben, die kamen auch.
    Sprich ! Wegen mieser Entlöhnung konnte er nur Polen einstellen !

    :rolleyes::rolleyes::rolleyes:
    Menschen sind grob in drei Kategorien zu unterteilen: Die Wenigen, die dafür sorgen, dass etwas geschieht…, die Vielen, die zuschauen, wie etwas geschieht…, und die überwältigende Mehrheit, die keine Ahnung hat, was überhaupt geschieht

  5. #5
    sieht auf euch herab Benutzerbild von -jmw-
    Registriert seit
    18.06.2006
    Ort
    Freiluftanstalt
    Beiträge
    61.233

    Standard AW: "Polacken raus" - Wie die NPD in Ostdeutschland Arbeitsplätze vernichtet

    Zitat Zitat von Candymaker Beitrag anzeigen
    Die NPD hat eine klare Linie, was Polen angeht.
    Drum sollte man ebenfalls eine klare Linie ziehen.
    Nötigenfalls mit Blut.

    Hier ein Besuch zweier polnischer Fernsehreporter in der NPD-Zentrale:

    [Links nur für registrierte Nutzer]
    [Links nur für registrierte Nutzer]
    [Links nur für registrierte Nutzer]

    Die Aussagen könnten nicht klarer sein...
    Hab leider keinen Ton hier am Rechner.
    Aktueller Kalenderspruch: "Feminism" is the name we give to the 20th century betrayal of women. (Doug Wilson)

  6. #6
    Mitglied Benutzerbild von Edmund
    Registriert seit
    22.10.2003
    Beiträge
    6.790

    Standard AW: "Polacken raus" - Wie die NPD in Ostdeutschland Arbeitsplätze vernichtet

    Schönes Plakat.
    Gibt es eigentlich auch so absurde Wortschöpfungen wie Polentümelei oder Russentümelei? Sehr unwahrscheinlich. Statt Argumente wieder mal nur dumpfer Nationalmasochismus. :zzz:

  7. #7
    sieht auf euch herab Benutzerbild von -jmw-
    Registriert seit
    18.06.2006
    Ort
    Freiluftanstalt
    Beiträge
    61.233

    Standard AW: "Polacken raus" - Wie die NPD in Ostdeutschland Arbeitsplätze vernichtet

    Zitat Zitat von Doc Gyneco Beitrag anzeigen
    Dabei kann man sich fragen warum ein Pole in Deutschland eine Firma gründet, in deren Polen arbeiten ?
    Weil wenige deutsche Fachkräfte bereit sind, nach Posemuckeln zu ziehen?
    Aktueller Kalenderspruch: "Feminism" is the name we give to the 20th century betrayal of women. (Doug Wilson)

  8. #8
    The root of all evil !!! Benutzerbild von Doc Gyneco
    Registriert seit
    09.08.2005
    Ort
    Ein Land wo man die Waffe zu Hause hat !!!
    Beiträge
    9.945

    Standard AW: "Polacken raus" - Wie die NPD in Ostdeutschland Arbeitsplätze vernichtet

    Zitat Zitat von -jmw- Beitrag anzeigen
    Weil wenige deutsche Fachkräfte bereit sind, nach Posemuckeln zu ziehen?
    Das ist auch nicht nötig, da er ja nur Polen einstellt, kann er ja in Polen bleiben !

    Und somit wäre uns das NPD Theater erspart geblieben !

    :rolleyes::rolleyes::rolleyes:
    Menschen sind grob in drei Kategorien zu unterteilen: Die Wenigen, die dafür sorgen, dass etwas geschieht…, die Vielen, die zuschauen, wie etwas geschieht…, und die überwältigende Mehrheit, die keine Ahnung hat, was überhaupt geschieht

  9. #9
    ALEA IACTA EST Benutzerbild von Commodus
    Registriert seit
    01.05.2009
    Ort
    Südhessen
    Beiträge
    5.392

    Standard AW: "Polacken raus" - Wie die NPD in Ostdeutschland Arbeitsplätze vernichtet

    Zitat Zitat von Doc Gyneco Beitrag anzeigen
    Dabei kann man sich fragen warum ein Pole in Deutschland eine Firma gründet, in deren Polen arbeiten ?
    Und warum ausgerechnet in Deutschland? Ein erfolgreicher Pole würde in Polen eine Firma gründen. Oder doch lieber in Deutschland mit billigen polnischen Arbeitskräften? Was das Handelsblatt hier verschweigt ist, dass dadurch der heimische Markt auf verbrecherischer Weise verzockt wird.


    Sprich ! Wegen mieser Entlöhnung konnte er nur Polen einstellen !

    :rolleyes::rolleyes::rolleyes:
    Eben! Ingesammt ein polemischer Bericht ohne Hand und Fuß und lächerlich obendrauf. Niemand, erst recht nicht in diesen wirtschaftlichen Problemzonen, wird darauf was geben.

  10. #10
    sieht auf euch herab Benutzerbild von -jmw-
    Registriert seit
    18.06.2006
    Ort
    Freiluftanstalt
    Beiträge
    61.233

    Standard AW: "Polacken raus" - Wie die NPD in Ostdeutschland Arbeitsplätze vernichtet

    Zitat Zitat von Doc Gyneco Beitrag anzeigen
    Das ist auch nicht nötig, da er ja nur Polen einstellt, kann er ja in Polen bleiben !

    Und somit wäre uns das NPD Theater erspart geblieben !

    :rolleyes::rolleyes::rolleyes:
    Er bleibt ja auch in Polen, mit dem Stammwerk nämlich.
    Aktueller Kalenderspruch: "Feminism" is the name we give to the 20th century betrayal of women. (Doug Wilson)

+ Auf Thema antworten

Aktive Benutzer

Aktive Benutzer

Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)

Ähnliche Themen

  1. "Bundeswehr raus aus Afghanistan" - wie steht ihr zu "Auslandseinsätzen"?
    Von Beverly im Forum Innere Sicherheit / Landesverteidigung
    Antworten: 73
    Letzter Beitrag: 15.09.2008, 10:36
  2. Seltsame Pleite a la Hamburg: 4900 Arbeitsplätze vernichtet- warum?
    Von blumenau im Forum Wirtschafts- / Finanzpolitik
    Antworten: 2
    Letzter Beitrag: 30.11.2006, 11:48
  3. Antworten: 17
    Letzter Beitrag: 09.06.2006, 15:42

Nutzer die den Thread gelesen haben : 0

Du hast keine Berechtigung, um die Liste der Namen zu sehen.

Forumregeln

  • Neue Themen erstellen: Nein
  • Themen beantworten: Nein
  • Anhänge hochladen: Nein
  • Beiträge bearbeiten: Nein
  •  
nach oben