Der Antityp wird zum Supertyp
Trotz Härte beliebt
Zur erdigen bayerischen CSU der Marke Franz Josef Strauß will Karl-Theodor zu Guttenberg, der Baron aus Oberfranken, so gar nicht passen. Er spricht Hochdeutsch ohne bajuwarische Färbung, verbale Grobheiten kommen ihm nicht über die Lippen, und er macht gerne Aussagen, die garantiert nicht mehrheitsfähig, aber wahr sind. Gemessen an den üblichen Kriterien für Erfolg in der Politik müsste er schon draußen sein, in Wahrheit ist der deutsche Wirtschaftsminister ein Senkrechtstarter, wie ihn die deutsche Bundespolitik schon Jahre nicht mehr gesehen hat.
Die Entscheidung von General Motors, ihre deutsche Tochter Opel doch, wie von der Regierung in Berlin gewünscht, an das von Frank Stronachs Magna geführte Konsortium zu verkaufen, wird den 37-Jährigen noch einmal die Sympathiekurve höher steigen lassen, obwohl er zeitweise schon beliebter war als die ohnehin sehr beliebte Kanzlerin Angela Merkel.
Dabei hätte der Opel-Deal beinahe sein Karriereende gebracht. Das Risiko, das Merkel für Magna und deren relativ arbeitsplatzfreundlicheren Kurs einzugehen bereit war, schien Guttenberg zu groß. Im Juni wollte er das Amt hinschmeißen, weil ihm der Einsatz von Magna zu klein erschien. Er tat es dann nicht, weil „niemandem geholfen gewesen wäre, wenn ich mich in die Schmollecke zurückgezogen hätte“.
Obwohl er sich zwischendurch undiplomatisch für die Möglichkeit einer Insolvenz von Opel ausgesprochen hatte und zur Staatshaftung für Magna sehr skeptisch stand, stiegen über den Sommer die Beliebtheitswerte des Jungministers derart, dass ihn sowohl die Wahlkämpfer von der CSU als auch jene von der CDU als Zugpferd einsetzen wollen. Meinungsforscher stehen vor einem Phänomen, denn solche Werte hat es seit Jahrzehnten nicht mehr gegeben: Bei den CDU/CSU-Wählern hat er 91 Prozent Zustimmung, bei den Grün-Sympathisanten 71 Prozent, bei den SPD-Wählern 63 Prozent, und selbst bei der Linken haben noch 52 Prozent eine positive Meinung.
In der CSU wird euphorisch schon vom Kanzler für die Zeit nach Merkel gesprochen. Er selbst, „summa cum laude“ promovierter Jurist und gestützt auf ein Familienanwesen mit knapp 1000 Hektar Land und Familienbeteiligungen im Wert von mehreren 100 Millionen Euro, kann indessen locker im Berliner Westend der Dinge harren. Dort wohnt er mit Gattin Stephanie, einer geborenen von Bismarck-Schönhausen, und den Töchtern Anna und Mathilda, wenn er nicht gerade zu Hause im Schloss weilt.
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