Schmuseland ist abgebrannt
Kein Land in Europa hat sich mit solchem Schwung einem multikulturellen Schmusekurs verschrieben wie Großbritannien. Kopftücher sind allgegenwärtig, islamische Feiertage werden im Unterricht gefeiert, die Commission for Racial Equality achtet auf strikte Antidiskriminierung. Gesellschaftliche Vielfalt zu preisen ist britische Staatsdoktrin; dagegen untersagen lokale Behörden schon mal, Weihnachtsbäume auf öffentlichen Plätzen aufzustellen. Mit Rücksicht auf muslimische Gefühle.
Nicht der Hauch eines Widerspruchs erhob sich, als Ende der achtziger Jahre ein Muslimisches Parlament etabliert wurde, ohne demokratisch legitimiert zu sein. Als der Muslim Council of Britain gegründet wurde, wurde er freudig begrüßt: Endlich hatte der Staat den ersehnten Gesprächspartner. Hinterfragt wurde der MCB nie. Man sah darüber hinweg, dass Sir Iqbane Sakranie, bis 2005 Generalsekretär, öffentlich erklärte, für Salman Rushdie sei der Tod »eigentlich eine zu milde Strafe« und dass er den Holocaust-Gedächtnistag boykottiert.
Der Muslimrat errichtet mit saudischem Geld Moscheen, in denen der rigide Wahabismus dominiert und eine Version des Korans verbreitet wird, die Christen und Juden ewige Verdammnis verheißt. Eine Sendung der BBC überführte den MCB kürzlich der Doppelzüngigkeit. Moderat im offiziellen Dialog, wird intern eine unversöhnliche Sprache gegenüber den Kuffars, den Ungläubigen, angeschlagen.
Aus ZEIT ONLINE.
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