Neben der Visa-Affäre macht dem Außenminister nun auch noch eine Rebellion im eigenen Ministerium zu schaffen.
Mehr als 70 Diplomaten protestierten jetzt mit einer Unterschriftenaktion gegen die neue interne Nachrufpraxis, wie die „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“ meldete.
Das Blatt schrieb von einem „beispiellosen Vorgang“. Der Protest richtet sich gegen eine Weisung von Joschka Fischer (Grüne), gestorbene Mitarbeiter nicht mehr in der Hauszeitschrift „in-ternAA“ zu ehren, wenn sie Mitglied der NSDAP waren.
„Anmaßende Selbstüberschätzung“
In einer E-Mail schreiben die Initiatoren des Protests demnach, die Ehrung der Toten gehöre zum „kulturellen Kernbestand“ sämtlicher Zivilisation. Dies nur wegen der ehemaligen Zugehörigkeit zu einer Organisation des Dritten Reiches zu verweigern, sei Ausdruck „anmaßender Selbstüberschätzung und spiegelt das manichäische Geschichtsbild derjenigen wider, die bereits 1968 glaubten, keinem über 30 trauen zu dürfen", zitierte die Zeitung aus dem vor zehn Tagen verbreiteten Schreiben.
Dem Bericht zufolge schlossen sich dem Protest binnen zweieinhalb Tagen mehr als 70 von 200 angeschriebenen Amtsangehörigen an. Der Brief soll demnach in der nächsten Ausgabe der Hauszeitschrift veröffentlicht werden.
Diplomaten lassen nicht locker
Laut der Zeitung bleiben die Initiatoren bei ihrem Protest, auch wenn Fischer vorige Woche auf Kritik ehemaliger Diplomaten reagiert hatte. Er war demnach vom ursprünglichen Plan abgerückt, Ex-NSDAP-Mitgliedern gar keinen Nachruf zu gönnen.
Stattdessen sollen gestorbene Diplomaten weiterhin Todesnachrichten und Lebensläufe erhalten, allerdings ohne die Würdigung „ehrendes Andenken“. Erste Mitarbeiter hätten daraufhin angekündigt, sie wünschten unter diesen Umständen für den Fall ihres Todes keinerlei Erwähnung in der Amtszeitschrift mehr, berichtete die Zeitung.
quelle:focus.de