Der spätere sowjetische Verhandlungsführer Trotzki schrieb später mit kaum verholener Geringschätzung über seine Verhandlungspartner: „Mit dieser Art Menschen kam ich hier zum ersten Mal von Angesicht zu Angesicht zusammen. Es ist unnötig zu sagen, dass ich mir auch früher keine Illusionen über sie gemacht hatte. Aber immerhin, ich gebe zu, ich hatte mir das Niveau höher vorgestellt. Den Eindruck der ersten Begegnung könnte ich mit den Worten formulieren: Diese Menschen schätzen die anderen sehr billig ein, aber auch sich selbst nicht sehr teuer."
Im Unterschied zu Versailles ist in Brest-Litowsk tatsächlich verhandelt worden.
Zur Aushandlung eines Friedensvertrages trafen sich die Parteien zu mehreren Verhandlungsrunden in Brest-Litowsk. Es lassen sich vereinfacht zwei Verhandlungsphasen unterscheiden:
Beim ersten Durchgang war Russland formal gleichberechtigter Partner, beim zweiten hatte es kapituliert und musste die Bedingungen akzeptieren. Die erste Verhandlungsrunde wurde auf deutscher Seite von Diplomaten um Richard von Kühlmann bestimmt, in der zweiten, nach der Kapitulation Sowjetrusslands, zwang die Oberste Heeresleitung unter Erich Ludendorff der Gegenseite ihren Willen auf. Bevollmächtigter der Obersten Heeresleitung war General Max Hoffmann. Auf sowjetrussischer Seite war der Verhandlungsführer zunächst Adolf Abramowitsch Joffe, später dann Leo Trotzki.
Die deutsche Seite gab die Zusage, Weißrussland zu räumen und nicht zugunsten der Feinde der bolschewistischen Regierung zu intervenieren. Von russischer Seite wurde sogar erwogen, deutsche Truppen gegen alliierte Interventionstruppen, die in Nordrussland gelandet waren, einzusetzen.
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