Umfrageergebnis anzeigen: Moderne Kunst ist:

Teilnehmer
112. Du darfst bei dieser Umfrage nicht abstimmen
  • Entartet, häßlich, pervers und keine Kunst.

    37 33,04%
  • Größtenteils häßlich.

    40 35,71%
  • Bis auf einige Ausnahmen sehr schön.

    21 18,75%
  • Ausnahmslos schön.

    5 4,46%
  • Nichtmodernistische Kunst ist entartet.

    0 0%
  • Keine Meinung dazu.

    9 8,04%
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Thema: Entartete Kunst

  1. #2591
    GESPERRT
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    Standard AW: Entartete Kunst



    Welch ein Kunstwerk !

    Mein geschultes Auge erblickt


    Geometrisierendes, somnambulisches Vorbewußtsein der exotisch glutvollen Erosionen von luminösen, fötalen Zerstörungskoeffizienten.

    Was empfindet Ihr dabei, wie ist Euer Zugang zu diesem Meisterwerk ?

  2. #2592
    Dipl.-Optimist Benutzerbild von Pythia
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    Standard AW: Entartete Kunst

    Zitat Zitat von Octopus Beitrag anzeigen
    Qualität zeichnet sich nicht dadurch aus, das man sich am gegenwärtigen Markt orientiert oder einem Trend folgt, sondern dadurch, dass sich Schönheit und Harmonie im Bilde ausdrücken und das Herz und den Geist erfreuen.
    Das ist also keine Kunst, denn Kunst ist ja nur ein Bild, das Schönheit und Harmonie ohne Konzession an Zeitgeist oder Mode Herz und Geist erfreuend zum Ausdruck bringt.

    Häßliche alte Weiber mit modischem Schnickschnack disqualifizieren also ebenso wie fette Engel, die vor Blödheit vom Himmel fallen, und sonstige perfiden Albträume aus dem Grusel-Kabinett.

    Da bin ich aber froh, daß Du endlich nachgewiesen hast: Dürer war gar kein Künstler und machte nur einen auf Zeitgeist mit Gekritzel, das nun wirklich dem Gegenteil von Schönheit und Harmonie huldigt.

  3. #2593
    Turco Benutzerbild von Emirkan1989
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    Standard AW: Entartete Kunst

    Zitat Zitat von ortensia blu Beitrag anzeigen
    Repin hat die Kosaken bewundert. Er schrieb:
    "... Alles, was Gogol über sie geschrieben hat, ist wahr! Ein Teufelsvolk! Niemand auf der ganzen Welt hat so tief die Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit gefühlt."

    Deshalb malte er diese Haudegen: Russen, Tataren und Mongolen.

    Zar Alexander III. hat es ihm für 35000 Rubel abgekauft, die höchste Summe, die damals für ein einzelnes Werk eines russischen Malers bezahlt worden ist. Das Gemälde ist heute im Russischen Museum in St. Petersburg zu besichtigen.

    Der Brief an den Sultan wurde von Schostakowitsch vertont:

    Vertont findet es sich als 8. Lied in der (1969 komponierten) XIV. Symphonie von Schostakowitsch (selbst aus Kosakenfamilie stammend) wieder:

    „Der Du schlimmer als Barabas bist und gehörnt wie ein Höllendrachen
    Beelzebub ist Dein Freund, und Du frißt
    nichts als Unflat und Dreck in den Rachen, abscheulich dein Sabbath uns ist.
    Du verfaulter Kadaver von Saloniken,
    blutiger Traum ohne Sinn,
    Deine Augen zerstochen von Piken:
    Deine Mutter, die Erzbuhlerin,
    sie gebar Dich sinkend in Kolinken.
    Henkersknecht von Podolien!
    Du träumst von Pein, Schorf und Wunder, Eitergeschwüren.
    Arsch der Stute, Schnauze vom Schwein!
    Alle Arzenei soll nur schüren
    Pest und Aussatz in Deinem Gebein.“

    Trotz ihres Sieges über das türkische Heer verlangte der Sultan deren Unterwerfung. Die Saporoger Kosaken lehnten das Anbot ab, Untertanen der Türken zu werden, und fanden 1676 auch für die Türken leicht verständliche Worte, daß letztere unerwünscht sind.


    Unabhängig davon, ob jemand von einem Bild beeindruckt ist oder nicht, sollte er, wenn er von Kunst tatsächlich etwas versteht, erkennen, ob es sich um ein Meisterwerk handelt oder nicht. Das Bild der Kosaken ist eines.

    Beide Maler waren Zeitgenossen, sie waren hervorragende Porträitmaler und beide beschäftigten sich auch mit geschichtlichen Themen.
    Repin ist fünf Jahre jünger als Makowski und überlebte ihn um 15 Jahre.

    Makowski, Konstantin Jegorowitsch 1839-1915.
    Ilja Jefimowitsch Repin 1844-1930
    Man muss hier aber betonen, dass es sich bei den Kosaken um eine ethnisch heterogene Grenzbevölkerung handelt, deren Name auf das türkische "qasaq" zurückgeht, was mehrere Bedeutungen wie "herumstreifender Räuber, freier Krieger oder Abenteurer" hat Daraus wurde dann altrussisch "kozak".

    Ursprünglich handelte es sich bei den ersten Kosaken um vorwiegend tuerkische Christen mit turksprachigen Elementen (vermutlich Kumanen und Tataren), die sich aus dem Verband der Goldenen Horde (etwa 13.-15. Jh.) gelöst und im Niemandsland zwischen der Horde und den Großfürstentümern Moskau und Litauen niedergelassen hatten.

    Meine Vorfahren stammen aus Kazan (Tatarstan), diese stammten von den Donischen Kosaken, welche größten Teils von den Tartaren abstammen. Es gibt auch christliche Nebenstämme der Donischen Kosaken: die Terkischen oder Grebenskischen am Flusse Terek; die Jaikischen oder Uralsischen am Flusse Jaik, jetzt Ural; die Sibirischen und die Wolgischen, welche zum Theil in Asien wohnen.
    „Ich mag die Griechen. Sie sind nette Gauner, mit allen Lastern der Türken, aber ohne deren Mut.“

    George Gordon Noel Byron (Werk: Brief vom 3.V.1810)

  4. #2594
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    Standard AW: Entartete Kunst

    Zitat Zitat von Pythia Beitrag anzeigen
    Das ist also keine Kunst, denn Kunst ist ja nur ein Bild, das Schönheit und Harmonie ohne Konzession an Zeitgeist oder Mode Herz und Geist erfreuend zum Ausdruck bringt.

    Häßliche alte Weiber mit modischem Schnickschnack disqualifizieren also ebenso wie fette Engel, die vor Blödheit vom Himmel fallen, und sonstige perfiden Albträume aus dem Grusel-Kabinett.

    Da bin ich aber froh, daß Du endlich nachgewiesen hast: Dürer war gar kein Künstler und machte nur einen auf Zeitgeist mit Gekritzel, das nun wirklich dem Gegenteil von Schönheit und Harmonie huldigt.

    Überlesen ?

    Ich habe einen Künstler zitiert, der dies eben so sieht.

    Qualität zeichnet sich nicht dadurch aus, das man sich am gegenwärtigen Markt orientiert oder einem Trend folgt,
    sondern dadurch, dass sich Schönheit und Harmonie im Bilde ausdrücken und das Herz und den Geist erfreuen.
    Das war zu allen Zeiten so. (H.Sterzik)

  5. #2595
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    Standard AW: Entartete Kunst




    Apollonische Vollendung von rhythmisierten Linienschichtungen.

  6. #2596
    GESPERRT
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    Standard AW: Entartete Kunst

    Zitat Zitat von Emirkan1989 Beitrag anzeigen
    Man muss hier aber betonen, dass es sich bei den Kosaken um eine ethnisch heterogene Grenzbevölkerung handelt, deren Name auf das türkische "qasaq" zurückgeht, was mehrere Bedeutungen wie "herumstreifender Räuber, freier Krieger oder Abenteurer" hat Daraus wurde dann altrussisch "kozak".

    Ursprünglich handelte es sich bei den ersten Kosaken um vorwiegend tuerkische Christen mit turksprachigen Elementen (vermutlich Kumanen und Tataren), die sich aus dem Verband der Goldenen Horde (etwa 13.-15. Jh.) gelöst und im Niemandsland zwischen der Horde und den Großfürstentümern Moskau und Litauen niedergelassen hatten.

    Meine Vorfahren stammen aus Kazan (Tatarstan), diese stammten von den Donischen Kosaken, welche größten Teils von den Tartaren abstammen. Es gibt auch christliche Nebenstämme der Donischen Kosaken: die Terkischen oder Grebenskischen am Flusse Terek; die Jaikischen oder Uralsischen am Flusse Jaik, jetzt Ural; die Sibirischen und die Wolgischen, welche zum Theil in Asien wohnen.

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    Lebendig, Mimik, Körperhaltung, Ausdrucksformen, Farben, das Bild "lebt" als wäre man mitten dabei.
    Wie bei einem Filmmeisterwerk bei dem man förmlich in das Geschehen "hineingezogen" wird und alles um sich herum vergisst.

    Hohes handwerkliches Können, das ist keine Geschmacksfrage.
    Geschmacksfrage ist lediglich ob einem das Motiv gefällt oder nicht.
    Geändert von Octopus (26.11.2009 um 00:53 Uhr)

  7. #2597
    GESPERRT
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    Standard AW: Entartete Kunst

    Zitat Zitat von Octopus Beitrag anzeigen

    Qualität zeichnet sich nicht dadurch aus, das man sich am gegenwärtigen Markt orientiert oder einem Trend folgt,
    sondern dadurch, dass sich Schönheit und Harmonie im Bilde ausdrücken und das Herz und den Geist erfreuen.
    Das war zu allen Zeiten so. (H.Sterzik)
    Offenbar nicht. Dann hat Gott dir also das Allwissen gegeben allein beurteilen zu können was Kunst ist und was nicht? Dein Geschmack ist also erhaben und steht über allen anderen?

  8. #2598
    GESPERRT
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    Standard AW: Entartete Kunst

    Zitat Zitat von Apotheos Beitrag anzeigen
    Offenbar nicht. Dann hat Gott dir also das Allwissen gegeben allein beurteilen zu können was Kunst ist und was nicht? Dein Geschmack ist also erhaben und steht über allen anderen?
    Ich habe einen zeitgenössischen Künstler zitiert.

    Es geht auch nicht um "Geschmack".
    Ob man dem Klavierkonzert von Grieg oder von Rachmaninoff oder von Tschaikowsky, Beethoven usw.
    den Vorzug gibt, das ist eine reine Geschmacksfrage.

    Völlig ausser Streit steht aber, dass es sich bei allen vier um Künstler im wahrsten Sinne des Wortes handelt und nur sehr wenige Menschen dieser Welt derartige künstlerische Höchstleistungen erbringen können.

    Bohlen kann Tag und Nacht "komponieren", dies wird ihm niemals gelingen, selbst wenn er es wollte.

  9. #2599
    Time to say goodbye Benutzerbild von Penthesilea
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    Standard AW: Entartete Kunst

    Zitat Zitat von Misteredd Beitrag anzeigen
    Handwerk ist eben die Grundlage für ein übergeordnetes künstlerisches Schaffen.
    Sehe ich auch so. Aber wohl nicht mehr viele Künstler. Entartete Kunst ist ein blöder Begriff, trifft für mich aber auf viele Werke der modernen Kunst zu.
    Ich habe den Eindruck, dass es in der Kunstszene heute nicht auf Können ankommt, sondern darauf, immer etwas zu schaffen, was noch nicht da war. Gut, manches wird dann nachgemacht, aber wirklichen, also auch finanziellen, Erfolg hat oft nur der „Ersttäter“.

    Obwohl ich mich vor Jahren wirklich bemühte, moderne Kunst zu verstehen, kann ich nichts mit ihr anfangen. Ist schon einige Jährchen her, da besuchte ich in München (Lehnbachhaus) mal eine Beuys-Ausstellung. Ich fühlte mich veräppelt. Ohne Übertreibung: Hätte ich zu einigen „Kunstwerken“ ne Bananenschale oder Wurstpellen zugeschmissen, niemand hätte die Veränderung der Werke bemerkt.

    Ich bin einem meiner Lieblinsjuden sehr dankbar für seine Bücher „Picasso war kein Scharlatan“ und „Picassos süße Rache“. Mir kann man ja immer bescheinigen, ich wäre dämlich oder ein Banause, Kishon war Fachmann.
    Hier etwas aus „Picassos süße Rache“ (Seite 10-21), leider ist mir nur Text möglich.
    .................All dies bedeutet aber keineswegs, daß ich die moderne Kunstmafia nicht durchaus schätze. Im Gegenteil, ich hege Achtung für die Sieger. Man muß auch verlieren können. Die Jungs haben schließlich Übung in ihrem Handwerk seit fast 100 Jahren.

    Es ist ihnen gelungen, im Bewußtsein ihrer Opfer die Lächerlichkeit zum Mythos und den himmelschreienden Unsinn zur letzten Weisheit umzufunktionieren. Darüber hinaus führen sie ihren Kreuzzug mit wirtschaftsorientiertem Know-how. Mit psychologischer Finesse haben sie das Kind aus dem Märchen von Hans Christian Andersen, das seinerzeit leichtsinnig »Der Kaiser ist ja nackt« gerufen hat, dazu gebracht, sich für seine Jugendsünde öffentlich zu entschuldigen. Andersens Kind ist heutzutage hingerissen von
    Joseph Beuys' legendärem Filzanzug, in den die nackten Kaiser sich hüllen, während sie mit ihren Festreden den Schrottvernissagen berühmter Künstler staatlichen Glanz verleihen.

    Möglich, daß Eifersucht aus mir spricht, denn zweifellos stehen wir besonders intelligenten Spaßmachern gegenüber, denen es gelang, aus einer billigen Clownerie eine neue Religion zu machen. Sich selbst ernannten die Jungs zu allmächtigen Gurus, die Schönheit und Kunst in den schönen Künsten
    abschafften, ohne daß irgendeines ihrer Schafe nur einen einzigen Mucks von sich gegeben hätte.

    Mein Kotau vor den Siegern aber ist weit mehr als reine Rhetorik. Schon vor zehn Jahren bekannte ich offen meine kollegialen Gefühle, »Ich hege echte Bewunderung für jene Auserwählten, die rechtzeitig erkannten, daß ein habgieriger Mensch ebenso leicht zu manipulieren ist wie der kindliche
    Besucher eines Kasperltheaters«,
    schrieb ich damals. »Genau betrachtet, gehen Hochstapler und Humoristen einem fast identischen Beruf nach, beide sind Künstler, die von der menschlichen Schwäche leben. Ich habe deshalb niemals daran gezweifelt, daß die Wellenreiter der heutigen Kunst, in Wahrheit meine Kollegen also, lupenreine Humoristen sind. Künstler, die innerhalb von fünf Minuten aus einem alten Familienfoto, einer defekten Nähmaschine und einigen Küchenresten ein modernes Kunstwerk entstehen lassen und dann neben ihrer >Collage< mit feierlichem Gesichtsausdruck posieren, können nur hochkarätige Clowns sein, die auf diese Weise in aller Öffentlichkeit ihre tiefe Verachtung für ihre geistig zurückgebliebenen Mitmenschen zum Ausdruck bringen.«

    Meine Meinung hat sich inzwischen nicht geändert. Vor allem, wenn ich den tiefen Ernst und die moralische Unfehlbarkeit auf den Gesichtern der diensthabenden Virtuosen von heute feststelle. Jeder einzelne scheint ein Schwergewicht in der Arena der modernen Kunst zu sein.

    Lassen wir uns einfach mitreißen von dem messianischen Sendungsbewußtsein, das in den Augen jener Künstler leuchtet, wenn sie neben den unvergleichlichen Kunstwerken stehen, die sie mit eigenen Händen oder Füßen geschaffen haben.
    Der demonstrative Stolz der Mega-Künstler kommt schließlich nicht von ungefähr. Die allmächtigen Hohepriester der Kunstkritik haben ihnen die höchsten Weihen verliehen und brachten so erst die Scheinwerfer zum Strahlen und die Kassen zum Klingeln.

    Nehmen wir doch den großen Helmut Federle, der die Miniatur im Format
    280 x 175 schuf. Tut der Meister nicht wirklich recht daran, uns mit höchster Zufriedenheit entgegenzublicken? Da kann man sich doch nur den treffsicheren Worten der Kritik anschließen, daß »Federle von allen modischen Strömungen abgesetzt, in der Spannung zwischen kargen Formen und gefühlsbetonter Mal-
    weise nach einem neuen moralischen Kunstverständnis sucht«. Auf geht's Helmut, wer suchet, der findet.

    Und ist es denn ein Wunder, wenn der nicht weniger große Pierre Soulages im Schatten seiner Schöpfung von göttlicher Inspiration nur so strahlt? Schließlich ist nach offiziellen Kritiken sein Meisterwerk »eine Wiedergabe des wechselnden Lichteinfalls auf der monochromen, zum Relief gewordenen Bildfläche, welche sich gegen jede Bedeutung sperrt«. Hut ab vor der bedeutenden Sperrung.


    Nun aber auf die Knie vor dem Größten der Großen. Nichts anderes gebührt dem Urheber des Jahrhundertwerkes, der sagenhaften »Brillo Boxes«, die das Universalgenie höchstpersönlich in der Nachbardrogerie erstanden hat. Ja, es ist Andy Warhol höchstpersönlich, der große amerikanische Einkäufer, den die
    renommierte deutschsprachige Monatszeitschrift »Art« in seiner ganzen eindrucksvollen Autorität auf dem Titelblatt abbildet. Kein Zweifel, meine Damen und Herren, diese hervorragenden Künstler sind gottbegnadete Komödianten. Nicht zum ersten Mal verneige ich mich vor dem humoristischen Können meiner ehrenwerten Kollegen. Es ist nämlich sonnenklar, daß Erläuterungen wie »prästabilisierte Urharmonie des Seins« - oder was sonst noch alles über jene Meisterwerke in den Hochglanzkatalogen gedruckt wird – ausschließlich humoristisch verstanden werden müssen. Andernfalls rufen sie beim verängstigten Zuschauer einen Minderwertigkeitskomplex hervor, worauf der verwirrte Betrachter lieber schweigt und sich ebenso beeindruckt zeigt wie alle anderen Einfaltspinsel auch. Erkennt man aber den unvergleichlich hohen Unterhaltungswert solcher Werke, dann kann man sie wirklich genießen.

    Daher besuche ich, sooft es mir möglich ist, Ausstellungen moderner Kunst. Das dort gebotene Kabarett gehört zum Amüsantesten, was derzeit an Freizeitvergnügen geboten wird. Welcher Humorist kann schließlich mit einem Gemälde konkurrieren, das, wie etwa Yves Kleins Meisterwerk im New Yorker »Museum of Modern Art«, lediglich aus einem Rahmen besteht? (»Die Wand hinter dem Werk bildet den dialektischen Impetus zur illuminösen Ambivalenz, deren Identität als Mythos unserer Zeit erscheint.« Dritter Preis.) Oder kann ein Satiriker etwa mit einem Ausstellungsobjekt mithalten, das aus einem alten Tennisschläger mit zerfetzten Saiten besteht? (»Aphrodite IX, Opus 23. Organisch artifizielles Zwischenwesen aus der Privatsammlung des Künstlers.« Zweiter Preis.) Am Rande sei noch erwähnt, daß der erste Preis besagter Ausstellung ex aequo an ein pechbeschmiertes Nachthemd und ein übermüdetes
    Schaf ging. Die Jury konnte sich nämlich nicht einigen, welches der beiden Kunstwerke das progressivere wäre...


    Ähnliches habe ich bereits vor einem Dutzend Jahren geschrieben, aber seit damals ist viel passiert. Die zeitgenössischen Künstler haben große Fortschritte gemacht und ihre Fähigkeit zum Absurden perfektioniert. Die Frechheit dieser raffinierten Spaßmacher, die inzwischen weltweite Berühmtheit erlangten, hat ungehindert sämtliche Grenzen überschritten. Zum Glück hat die menschliche Dummheit mitgehalten und kennt auch keine Grenzen mehr, so daß ein gesundes Gleichgewicht entstanden ist.

    Einer aus der langen Liste dieser kostspieligen Witze des Jahrhunderts ist zum Beispiel die unsterbliche Schöpfung des berühmten amerikanischen Künstlers Bernhard Höke, der an der Ausstellung »Exponat 38, Künstler Frankfurt 35« teilnahm. Sein Beitrag, das Bild »Die Zwischenräume zwischen den Bildern«, erntete breiteste Zustimmung. Hat da jemand gelacht? Ich habe nichts gehört. Sicherlich, Kunst ist Kunst ist Kunst, darüber ist kein Wort zu verlieren. Diese Meinung teilte auch der vielversprechende Bildhauer De Mario, der einem deutschen Museum seine Schöpfung »Die unsichtbare Plastik« anbot. Das Museum passte letztendlich doch noch. Die Skulptur war ihm zu teuer. Das Werk ist also weiterhin auf dem Markt, falls ein potentieller Käufer zugreifen will. Es ist, was man unter Kennern ein Sammlerobjekt nennt. Natürlich spielt der Preis dabei keine unwesentliche Rolle. Da stand kürzlich in der »Zeit«, der
    Sammler Wolfgang Hahn, Chefrestaurator des Kölner »Wallraf-Richartz-Museums«, habe ein Zertifikat des amerikanischen Künstlers Lawrence Weiner erworben, das ihn autorisiert, ein quadratisches Loch in seinen Wohnzimmerteppich zu schneiden. Derartige Zertifikate werden gegenwärtig von progressiven Galerien zu Preisen bis 3000 Mark angeboten. Solange sie auf Lager sind.

    Mancher Künstler übt in seinem Werk aber auch Selbstkritik, Da kreierte zum Beispiel der hochbegabte Schweizer Künstler Jean Tinguely das »Kinetische Objekt Das Sich Selbst Zerstört«. Es war mir leider nicht vergönnt, die Maschine zu sehen, bevor sie sich umbrachte. Ich kann mir jedoch gut vorstellen, schließlich habe auch ich ein wenig Phantasie, wie sich dieses künstlerische Happening abspielt: Der Museumsbesucher drückt auf den
    Knopf, das Objekt bekommt einen Hustenanfall, spuckt seine eigenen Schraubenmuttern aus, die Kontrollämpchen bersten, die Pleuelstangen zer-
    brechen, rasselnd zerfällt das Kunstwerk in seine vielen Bestandteile, ein Schrotthaufen bleibt übrig, reif für den Abtransport oder für die nächste
    Biennale, vielleicht mit dem treffenden Titel »Sonnenuntergang im Schatten. Op. 208 Turbo«.

    Ich kann mich aber des Eindrucks nicht erwehren, daß ich mit meinem kühnen Urteil nicht mehr allein auf weiter Flur bin, daß sich langsam herumspricht, Ausstellungen zeitgenössischer Künstler gediehen immer mehr zu hoch subventionierten Irrenanstalten. Unzählige Briefe, die mich erreichen, bestätigen diesen Verdacht. Wie die Karte eines Ehepaares aus Währing in Wien, die mir ihren unvergesslichen Eindruck vom Besuch des »Museums des XX. Jahrhunderts« beim Wiener Südbahnhof schildern: »Es war großartig! Ein Stück Tapete, auf dem rote Farbstreifen von oben nach unten liefen. Dann eine Leinwand, auf der ein paar Punkte zu sehen waren. Ein Bild bestand aus ein paar Strichen. In einem kleinen hängenden Kästchen mit Glasvorderwand aber waren Stücke von alten, schmutzigen Lederriemen, jeder mit einer Schnalle, untereinander angebracht. Und schließlich noch vertrocknetes Moos hinter Glas. Wir verließen fluchtartig das Haus.«
    Heinrich Brunner aus Chur macht einen praktischen Vorschlag: »Man gibt dem Lappen, mit dem der Maler seine Pinsel zu reinigen pflegt, einen Rahmen und den Titel >Phantasie XXII.<, und schon ist das schönste Kunstwerk fertig.«
    Leider ist die Idee längst in die Tat umgesetzt.

    Auf der Biennale in Venedig erntete der »Sublimierte Geist unserer Epoche«, ein minutiös durchdachtes Kunstwerk des Malers Alberto Burri, der zwei Jutesäcke in der Größe von jeweils 3x2 Metern an die Wand hängte, lebhaften Beifall. Die international renommierte Ausstellung in der Lagunenstadt entwickelt sich von Jahr zu Jahr mehr zu einem Wettbewerb monumentalen Wahnsinns. Die japanische Virtuosin Yayoi Kusama zum Beispiel streute »konzeptuale und massive Punkte« auf die Wände, den Fußboden und die Decke der riesigen Ausstellungshalle, während sich der französische Künstler Jean-Pierre Raynaud mit 13000 (!) Totenkopf-Fliesen um den begehrten Biennale-Preis bewarb. Seinem Friedhof wurde jedoch nur eine »Ehrenvolle Erwähnung« zuteil. Der Italiener Olivero Toscani wurde nicht einmal hiermit belohnt, obwohl er die Wände mit nicht weniger als 148 Photographien von Genitalien »in
    situationsadäquatem Realismus« bedeckte.

    Vor zwei Jahren zog Deutschland in den edlen Wettstreit um den überdimensionalen Unsinn mit einer riesigen Halle, deren Fußboden man in Splitter zerschlagen hatte. Aber auch die modernen Künstler meines heiligen Landes wollten nicht länger zurückstehen und stellten eindrucksvolle neue Rekorde auf. 1994 sandte man aus einem Kibbuz ein ganzes Treibhaus mit Pflanzeninhalt zur Biennale, während in diesem Jahr im Namen Israels eine vollständige öffentliche Bibliothek in die Boboli-Gärten Venedigs verbracht wurde. Mein Beitrag zum Thema ist: nächstes Jahr Jerusalem zu verschicken. .....................
    „Wir beschließen etwas, stellen das dann in den Raum und warten einige Zeit ab, ob was passiert. Wenn es dann kein großes Geschrei gibt und keine Aufstände, weil die meisten gar nicht begreifen, was da beschlossen wurde, dann machen wir weiter - Schritt für Schritt, bis es kein Zurück mehr gibt.”
    (Jean-Claude Juncker erklärt seinen EU-Kollegen die Demokratie - SPIEGEL 52/1999)

  10. #2600
    GESPERRT
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    Standard AW: Entartete Kunst

    Zitat Zitat von Octopus Beitrag anzeigen



    Apollonische Vollendung von rhythmisierten Linienschichtungen.
    Das kommt mir schon ein wenig dürftig vor.
    Wer nichts anderes kann, muß sich wohl damit über die Runden bringen.
    Sollte er noch Glück haben und Bekannte in einem Ministerium oder anderswo haben, bekommt er glatt noch eine Förderung.

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