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Thema: SplitterLebenPoesie

  1. #11
    mll Bewegung 31. Oktober Benutzerbild von twoxego
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    Standard AW: SplitterLebenPoesie

    Draußen schneit's



    Wir hatten ein Schaukelpferd vorher gekauft.
    Aber nachher kam gar kein Kind.
    Darum hatten wir damals das Pferd dann Bubi getauft.

    Weil nun die Holzpreise so unerschwinglich sind;
    Und ich nun doch schon seit Donnerstag
    Nicht mehr angestellt bin, weil ich nicht mehr mag;
    Haben wir's eingeteilt. Und zwar:
    Die Schaukel selbst für November,
    Kopf und Beine Dezember,
    Rumpf mit Sattel für Januar.

    Ich gehe nie wieder in die Fabrik.
    Ich habe das Regelmäßige dick.
    Da geht das Künstlerische darüber abhanden.
    Wenn die auch jede Woche bezahlen,
    Aber nur immer Girlanden und wieder Girlanden
    Auf Spucknäpfe malen,
    Die sich die Leute doch nie begucken,
    Im Gegenteil noch drauf spucken,
    Das bringt ja ein Pferd auf den Hund.

    Als freier Künstler kann ich bis mittags liegen
    Bleiben. – Na und die Frau ist gesund.
    Es wird sich schon was finden, um Geld beizukriegen.
    Anna und ich haben vorläufig nun
    Erst mal genug mit dem Bubi zu tun.
    Rumpf zersägen, Beine rausdrehn,
    Nägel rausreißen, Fell abschälen.
    Darüber können Wochen vergehn.
    Das will auch gelernt und verstanden sein,
    Sonst kann man sich daran zu Tode quälen.
    Solches Holz ist härter als Stein.
    Dann spalten und Späne zum Anzünden schneiden
    Und tausenderlei.
    Aber das tut uns gut, uns beiden,
    Sich mal so körperlich auszuschwitzen.

    Außerdem kann man ja dabei
    Ganz bequem auf dem Sofa sitzen;
    Raucht seine Pfeife, trinkt seinen Tee,
    Und vor allem: Man ist eben frei!
    Man hat sein eigenes Atelier.
    Man hat seinen eigenen Herd;
    Da wird ein Feuerchen angemacht –
    Mit Bubipferd –,
    Daß die Esse kracht.
    Und die Anna singt und die Anna lacht.

    Da können wir nach Belieben
    Die Arbeit auf später verschieben.
    Denn wenn man das Gas uns sperren läßt
    Oder kein Bier ohne Bargeld mehr gibt,
    Dann kriechen wir gleich nach Mittag ins Nest
    Und schlafen, solange es uns beliebt.

    Freilich: Der feste Lohn fällt nun fort,
    Aber die Freiheit ist auch was wert.
    Und das mit dem Schaukelpferd
    Ist jetzt unser Wintersport.

    Joachim Ringelnatz






    miro
    Geändert von twoxego (20.02.2010 um 16:23 Uhr)
    "Musiker sind dumm, faul und habgierig!"
    ~Frank Zappa~



  2. #12
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    Standard AW: SplitterLebenPoesie

    Friedrich Schiller

    Kassandra

    Freude war in Trojas Hallen,
    Eh die hohe Feste fiel;
    Jubelhymnen hört man schallen
    In der Saiten goldnes Spiel;
    Alle Hände ruhen müde
    Von dem thränenvollen Streit,
    Weil der herrliche Pelide
    Priams schöne Tochter freit.

    Und geschmückt mit Lorberreisern,
    Festlich wallet Schaar auf Schaar
    Nach der Götter heil'gen Häusern,
    Zu des Thymbriers Altar.
    Dumpf erbrausend durch die Gassen
    Wälzt sich die bacchant'sche Lust,
    Und in ihrem Schmerz verlassen
    War nur eine traur'ge Brust.

    Freudlos in der Freude Fülle,
    Ungesellig und allein,
    Wandelte Kassandra stille
    In Apollos Lorbeerhain.
    In des Waldes tiefste Gründe
    Flüchtete die Seherin,
    Und sie warf die Priesterbinde
    Zu der Erde zürnend hin:

    Alles ist der Freude offen,
    Alle Herzen sind beglückt,
    Und die alten Eltern hoffen,
    Und die Schwester steht geschmückt.
    Ich allein muß einsam trauern,
    Denn mich flieht der süße Wahn,
    Und geflügelt diesen Mauern
    Seh' ich das Verderben an.

    Eine Fackel seh' ich glühen,
    Aber nicht in Hymens Hand;
    Nach den Wolken seh' ich ziehen,
    Aber nicht wie Opferbrand.
    Feste seh' ich froh bereiten,
    Doch im ahnungsvollen Geist
    Hör' ich schon des Gottes Schreiten,
    Der sie jammervoll zerreißt.

    Und sie schelten meine Klagen,
    Und sie höhnen meinen Schmerz.
    Einsam in die Wüste tragen
    Muß ich mein gequältes Herz,
    Von den Glücklichen gemieden
    Und den Fröhlichen ein Spott!
    Schweres hast du mir beschieden,
    Pythischer, du arger Gott!

    Dein Orakel zu verkünden,
    Warum warfest du mich hin
    In die Stadt der ewig Blinden
    Mit dem aufgeschloßnen Sinn?
    Warum gabst du mir zu sehen,
    Was ich doch nicht wenden kann?
    Das Verhängte muß geschehen,
    Das Gefürchtete muß nahn.

    Frommt's, den Schleier aufzuheben,
    Wo das nahe Schreckniß droht?
    Nur der Irrthum ist das Leben,
    Und das Wissen ist der Tod.
    Nimm, o nimm die traur'ge Klarheit,
    Mir vom Aug den blut'gen Schein!
    Schrecklich ist es, deiner Wahrheit
    Sterbliches Gefäß zu sein.

    Meine Blindheit gib mir wieder
    Und den fröhlich dunklen Sinn!
    Nimmer sang ich freud'ge Lieder,
    Seit ich deine Stimme bin.
    Zukunft hast du mir gegeben,
    Doch du nahmst den Augenblick,
    Nahmst der Stunde fröhlich Leben -
    Nimm dein falsch Geschenk zurück!

    Nimmer mit dem Schmuck der Bräute,
    Kränzt' ich mir das duft'ge Haar,
    Seit ich deinem Dienst mich weihte
    An dem traurigen Altar.
    Meine Jugend war nur Weinen,
    Und ich kannte nur den Schmerz,
    Jede herbe Noth der Meinen
    Schlug an mein empfindend Herz.

    Fröhlich seh' ich die Gespielen,
    Alles um mich lebt und liebt
    In der Jugend Lustgefühlen,
    Mir nur ist das Herz getrübt.
    Mir erscheint der Lenz vergebens,
    Der die Erde festlich schmückt;
    Wer erfreute sich des Lebens,
    Der in seine Tiefen blickt!

    Selig preis' ich Polyxenen
    In des Herzens trunknem Wahn,
    Denn den Besten der Hellenen
    Hofft sie bräutlich zu umfahn.
    Stolz ist ihre Brust gehoben,
    Ihre Wonne faßt sie kaum,
    Nicht euch, Himmlische dort oben,
    Neidet sie in ihrem Traum.

    Und auch ich hab' ihn gesehen,
    Den das Herz verlangend wählt!
    Seine schönen Blicke flehen,
    Von der Liebe Gluth beseelt.
    Gerne möcht' ich mit dem Gatten
    In die heim'sche Wohnung ziehn;
    Doch es tritt ein styg'scher Schatten
    Nächtlich zwischen mich und ihn.

    Ihre bleichen Larven alle
    Sendet mir Proserpina;
    Wo ich wandre, wo ich walle,
    Stehen mir die Geister da.
    In der Jugend frohe Spiele
    Drängen sie sich grausend ein,
    Ein entsetzliches Gewühle!
    Nimmer kann ich fröhlich sein.

    Und den Mordstahl seh' ich blinken
    Und das Mörderauge glühn;
    Nicht zur Rechten, nicht zur Linken
    Kann ich vor dem Schreckniß fliehn;
    Nicht die Blicke darf ich wenden,
    Wissend, schauend, unverwandt
    Muß ich mein Geschick vollenden
    Fallend in dem fremden Land -

    Und noch hallen ihre Worte -
    Horch! da dringt verworrner Ton
    Fernher aus des Tempels Pforte,
    Todt lag Thetis' großer Sohn!
    Eris schüttelt ihre Schlangen,
    Alle Götter fliehn davon,
    Und des Donners Wolken hangen
    Schwer herab auf Ilion.

    "Dem modernen Menschen ist es gleichgültig, in seinem Leben keine Freiheit zu finden, wenn er sie in den Reden jener verherrlicht findet, die ihn unterdrücken." - Nicolás Gómez Dávila

  3. #13
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    Standard AW: SplitterLebenPoesie

    Michail Juriewitsch Lermontov

    Prophezeiung

    Ein Jahr wird kommen, Russlands schwarzes Jahr,
    Es fällt des Zaren Krone, stürzt der Zar;
    Die Masse schnell vergisst, wie sie ihn liebte,
    Und Blut und Tod wird Nahrung sein für viele;
    Wenn Kinder und die Fraun nicht mehr's Gesetz
    Beschützen kann, das blutig abgesetzt;
    Wenn Pest von toten Körpern voll Gestank
    Durch Dörfer zieht, bedauernswert und krank,
    Bis alle Hütten öde und verwaist,
    Und Hunger dieses arme Land zerreißt;
    Wenn tiefes Rot der Flüsse Wellen färbte,
    An diesem Tag erscheint ein Mann der Stärke,
    Und du erkennst ihn – und verstehst sogleich,
    Warum in seiner Hand das Messer leuchtet;
    Leid über dich! – Dein Stöhnen und dein Weinen
    Wird ihm nicht einmal lächerlich erscheinen;
    Und finster wird es, wenn er schrecklich schnaubt,
    So wie sein Umhang mit erhobnem Haupt.

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    Geändert von Gryphus (24.02.2010 um 12:00 Uhr)
    "Dem modernen Menschen ist es gleichgültig, in seinem Leben keine Freiheit zu finden, wenn er sie in den Reden jener verherrlicht findet, die ihn unterdrücken." - Nicolás Gómez Dávila

  4. #14
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    Standard AW: SplitterLebenPoesie

    Michail Juriewitsch Lermontov

    Wiegenlied der Kosaken

    Schlaf, mein Kindchen, du mein kleines,
    Schlafe ruhig ein.
    Still, im Lichte seines Scheines
    Schaut der Mond herein.
    Ich erzähle dir ein bisschen,
    Sing ein Liedchen fein.
    Du, träum süß, die Äuglein schließe,
    Schlafe ruhig ein.

    Über Steine gießt der Terek
    Plätschernd trübe Wogen;
    Der Tschtschene hat versteckt
    Seinen Dolch gezogen;
    Doch dein Vater, stark und mutig,
    Wird stets Sieger sein.
    Schlaf, mein Kindchen, sei beruhigt,
    Schlafe ruhig ein.

    Du wirst wissen, wann es Zeit ist,
    Wann dein Kampf beginnt,
    Mutig blickend auf dem Pferd sitzt,
    Das Gewehr dir nimmst.
    Schmücken werden deinen Sattel meine
    Seidenstickerein.
    Schlaf, mein Kindchen, du mein eigen,
    Schlafe ruhig ein.

    Bist vom Kopf bis zu den Zehen
    Dann Kosak, ein Mann.
    Blickbegleitend werd ich stehen –
    Abschied winkt die Hand …
    Wieviel bittre Tränen heimlich
    Jene Nacht ich wein! …
    Schlaf, mein Engel, süß und friedlich,
    Schlafe ruhig ein.

    Eine Sehnsucht wird mich quälen,
    Wartend unbedacht,
    Alle Tage werd ich beten,
    Karten legen in der Nacht;
    Werde wissen, wie es quält dich
    Heimatfern zu sein.
    Schlaf, noch kennst du Sorgen nicht,
    Schlafe ruhig ein.

    Auf den Weg werd ich dir geben
    Der Ikone Bild,
    Das bei allen Nachtgebeten
    Deine Sehnsucht stillt.
    Denke vor des Kampfes Schrecken
    An die Mutter dein!
    Schlaf, ich werd dich morgen wecken,
    Schlafe ruhig ein.

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    "Dem modernen Menschen ist es gleichgültig, in seinem Leben keine Freiheit zu finden, wenn er sie in den Reden jener verherrlicht findet, die ihn unterdrücken." - Nicolás Gómez Dávila

  5. #15
    mll Bewegung 31. Oktober Benutzerbild von twoxego
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    Standard AW: SplitterLebenPoesie

    Beine hat uns zwei gegeben
    Gott der Herr, um fortzustreben,
    Wollte nicht, daß an der Scholle
    Unsre Menschheit kleben solle.
    Um ein Stillstandsknecht zu sein,
    Gnügte uns ein einzges Bein.

    Augen gab uns Gott ein Paar,
    Daß wir schauen rein und klar;
    Um zu glauben was wir lesen,
    Wär ein Auge gnug gewesen.
    Gott gab uns die Augen beide,
    Daß wir schauen und begaffen
    Wie er hübsch die Welt erschaffen
    Zu des Menschen Augenweide;
    Doch beim Gaffen in den Gassen
    Sollen wir die Augen brauchen
    Und uns dort nicht treten lassen
    Auf die armen Hühneraugen,
    Die uns ganz besonders plagen,
    Wenn wir enge Stiefel tragen.

    Gott versah uns mit zwei Händen,
    Daß wir doppelt Gutes spenden;
    Nicht um doppelt zuzugreifen
    Und die Beute aufzuhäufen
    In den großen Eisentruhn,
    Wie gewisse Leute tun –
    (Ihren Namen auszusprechen
    Dürfen wir uns nicht erfrechen –
    Hängen würden wir sie gern.
    Doch sie sind so große Herrn,
    Philantropen, Ehrenmänner,
    Manche sind auch unsre Gönner,
    Und man macht aus deutschen Eichen
    Keine Galgen für die Reichen.)

    Gott gab uns nur eine Nase,
    Weil wir zwei in einem Glase
    Nicht hineinzubringen wüßten,
    Und den Wein verschlappern müßten.

    Gott gab uns nur einen Mund,
    Weil zwei Mäuler ungesund.
    Mit dem einen Maule schon
    Schwätzt zu viel der Erdensohn.
    Wenn er doppeltmäulig wär,
    Fräß und lög er auch noch mehr.
    Har er jetzt das Maul voll Brei,
    Muß er schweigen unterdessen,
    Hätt er aber Mäuler zwei,
    Löge er sogar beim Fressen.

    Mit zwei Ohren hat versehn
    Uns der Herr. Vorzüglich schön
    Ist dabei die Symmetrie.
    Sind nicht ganz so lang wie die,
    So er unsern grauen braven
    Kameraden anerschaffen.
    Ohren gab uns Gott die beiden,
    Um von Mozart, Gluck und Hayden
    Meisterstücke anzuhören –
    Gäb es nur Tonkunst-Kolik
    Und Hämorrhoidal-Musik
    Von dem großen Meyerbeer,
    Schon ein Ohr hinlänglich wär! –

    Als zur blonden Teutolinde
    Ich in solcher Weise sprach,
    Seufzte sie und sagte: Ach!
    Grübeln über Gottes Gründe,
    Kritisieren unsern Schöpfer,
    Ach! das ist, als ob der Topf
    Klüger sein wollt als der Töpfer!
    Doch der Mensch fragt stets: Warum?
    Wenn er sieht, daß etwas dumm.
    Freund, ich hab dir zugehört,
    Und du hast mir gut erklärt,
    Wie zum weisesten Behuf
    Gott den Menschen zwiefach schuf
    Augen, Ohren, Arm’ und Bein’,
    Während er ihm gab nur ein
    Exemplar von Nas und Mund –
    Doch nun sage mir den Grund:
    Gott, der Schöpfer der Natur,
    Warum schuf er einfach nur
    Das skabröse Requisit,
    Das der Mann gebraucht, damit
    Er fortpflanze seine Rasse
    Und zugleich sein Wasser lasse?
    Teurer Freund, ein Duplikat
    Wäre wahrlich hier vonnöten,
    Um Funktionen zu vertreten,
    Die so wichtig für den Staat
    Wie fürs Individuum,
    Kurz fürs ganze Publikum.
    Zwei Funktionen, die so greulich
    Und so schimpflich und abscheulich
    Miteinander kontrastieren
    Und die Menschheit sehr blamieren.
    Eine Jungfrau von Gemüt
    Muß sich schämen, wenn sie sieht,
    Wie ihr höchstes Ideal
    Wird entweiht so trivial!
    Wie der Hochaltar der Minne
    Wird zur ganz gemeinen Rinne!
    Psyche schaudert, denn der kleine
    Gott Amur der Finsternis,
    Er verwandelt sich beim Scheine
    Ihrer Lamp – in Mankepiß.

    Also Teutolinde sprach,
    Und ich sagte ihr: Gemach!
    Unklug wie die Weiber sind,
    Du verstehst nicht, liebes Kind,
    Gottes Nützlichkeitssystem,
    Sein Ökonomie-Problem
    Ist, daß wechselnd die Maschinen
    Jeglichem Bedürfnis dienen,
    Den profanen wie den heilgen,
    Den pikanten wie langweilgen, –
    Alles wird simplifiziert;
    Klug ist alles kombiniert:
    Was dem Menschen dient zum Seichen,
    Damit schafft er seinesgleichen.
    Auf demselben Dudelsack
    Spielt dasselbe Lumpenpack.
    Feine Pfote, derbe Patsche,
    Fiddelt auf derselben Bratsche,
    Durch dieselben Dämpfe, Räder
    Springt und singt und gähnt ein jeder,
    Und derselbe Omnibus
    Fährt uns nach dem Tartarus.


    "Musiker sind dumm, faul und habgierig!"
    ~Frank Zappa~



  6. #16
    nouvelles à la main Benutzerbild von umananda
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    Standard ottos mops

    ottos mops

    Ernst Jandl

    ottos mops trotzt
    otto: fort mops fort
    ottos mops hopst fort
    otto: soso
    otto holt koks
    otto holt obst
    otto horcht
    otto: mops mops
    otto hofft
    ottos mops klopft
    otto: komm mops komm
    ottos mops kommt
    ottos mops kotzt
    otto: ogottogott

    Ernst Jandl - Ottos Mops (das Original)
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    [Norman Junge: ottos mops kotzt]

    Servus umananda


    Überzeugen ist unfruchtbar.

    Walter Benjamin
    (1892 - 1940)

  7. #17
    coffee & cigarettes Benutzerbild von marc
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    Standard AW: SplitterLebenPoesie

    i thank You God for most this amazing
    day:for the leaping greenly spirits of trees
    and a blue true dream of sky;and for everything
    which is natural which is infinite which is yes

    (i who have died am alive again today,
    and this is the sun's birthday;this is the birth
    day of life and love and wings:and of the gay
    great happening illimitably earth)

    how should tasting touching hearing seeing
    breathing any-lifted from the no
    of all nothing-human merely being
    doubt unimaginable You?

    (now the ears of my ears awake and
    now the eyes of my eyes are opened)

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    E. E. Cummings - i thank You God for most this amazing
    C. D. Friedrich - Hügel mit Bruchacker bei Dresden

  8. #18
    Audentes fortuna iuvat Benutzerbild von Gryphus
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    Standard AW: SplitterLebenPoesie

    Elegie

    Erloschener Frohsinn wahnsinniger Jahre
    Bedrückt mich, wie der leidge Morgenkater,
    Der Schmerz vergangner Tage wirkt wie Wein
    Je älter desto stärker auf mich ein.
    Mein Weg ist trostlos. Gram und Arbeit schwer
    Verheißt der Zukunft aufgewühltes Meer.

    Noch möchte ich nicht sterben, meine Freunde;
    Will leben, um zu denken und zu leiden;
    Und seh voraus, es nahn sich andre Wonnen,
    Wenn Unruh, Sorgen, Bitternisse kommen:
    Werd Harmonie zuweilen wieder trinken,
    In Tränen vor Erdichtetem versinken,
    Vielleicht wird auch die Liebe an mich denken,
    Beim Abgang traurig mir ein Lächeln schenken.


    - Alexander Sergejewitsch Puschkin



    Bild: C. D. Friedrich / Wanderer auf dem Nebelmeer
    "Dem modernen Menschen ist es gleichgültig, in seinem Leben keine Freiheit zu finden, wenn er sie in den Reden jener verherrlicht findet, die ihn unterdrücken." - Nicolás Gómez Dávila

  9. #19
    coffee & cigarettes Benutzerbild von marc
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    Standard AW: SplitterLebenPoesie

    somewhere i have never travelled,gladly beyond
    any experience,your eyes have their silence:
    in your most frail gesture are things which enclose me,
    or which i cannot touch because they are too near

    your slightest look easily will unclose me
    though i have closed myself as fingers,
    you open always petal by petal myself as Spring opens
    (touching skilfully,mysteriously)her first rose

    or if your wish be to close me, i and
    my life will shut very beautifully ,suddenly,
    as when the heart of this flower imagines
    the snow carefully everywhere descending;

    nothing which we are to perceive in this world equals
    the power of your intense fragility:whose texture
    compels me with the color of its countries,
    rendering death and forever with each breathing

    (i do not know what it is about you that closes
    and opens;only something in me understands
    the voice of your eyes is deeper than all roses)
    nobody,not even the rain,has such small hands

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    E. E. Cummings

  10. #20
    Audentes fortuna iuvat Benutzerbild von Gryphus
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    Friedrich Schiller

    Hoffnung

    Es reden und träumen die Menschen viel
    Von bessern künftigen Tagen,
    Nach einem glücklichen goldenen Ziel
    Sieht man die rennen und jagen,
    Die Welt wird alt und wird wieder jung,
    Doch der Mensch hofft immer Verbesserung!

    Die Hoffnung führt ihn ins Leben ein,
    Sie umflattert den fröhlichen Knaben,
    Den Jüngling locket ihr Zauberschein,
    Sie wird mit dem Greis nicht begraben,
    Denn beschließt er im Grabe den müden Lauf,
    Noch am Grabe pflanzt er - die Hoffnung auf.

    Es ist kein leerer schmeichelnder Wahn,
    Erzeugt im Gehirne des Toren.
    Im Herzen kündet es laut sich an,
    Zu was Besserm sind wir geboren!
    Und was die innere Stimme spricht,
    Das täuscht die hoffende Seele nicht.

    "Dem modernen Menschen ist es gleichgültig, in seinem Leben keine Freiheit zu finden, wenn er sie in den Reden jener verherrlicht findet, die ihn unterdrücken." - Nicolás Gómez Dávila

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