[Links nur für registrierte Nutzer]Provinz in Not
Unser Dorf soll jünger werden
Von Wolfgang Bauer
Es ist das Ende, und niemand lebt mehr, um es zu bezeugen. Der letzte Bewohner der Gemeinde Staudenhof schaltet an einem Sommertag vor vier Jahren seinen Traktor aus, hält mitten auf dem Feld und steigt vom Fahrerbock. Ihm ist nicht wohl, Bommes heißt er mit Familiennamen. Monate später wird er in einem Altersheim versterben. Der Traktor bleibt jahrelang auf dem Feld stehen, so wie er ihn verließ, bald überwuchert von Gras und Büschen. Die Brombeeren drücken in das Haus des Verstorbenen, das als eines der wenigen im Dorf noch keine Ruine ist. Die Fenster splittern unter dem Druck von Holunder. Von den Hängen herab kriecht der Wald, Äcker werden zu Wiesen, Wiesen zu Strauchwerk.
Die Natur nimmt sich, was einst eine Siedlung mit 128 Einwohnern war. Es gab hier eine Schule und einen Bürgermeister. Aus dem Gestrüpp ragt am Ortseingang ein Steinkreuz mit der Jahreszahl 1776. Nur wenige Kilometer weiter haben die Bewohner des Nachbardorfes, 58 waren es, ihren Weiler ebenfalls verlassen. Im Moosboden klaffen die alten Keller, wo die Schlangen nisten. Der Mensch ist im weiten Umkreis auf dem Rückzug.
[…]
Fast überall das gleiche Bild, die Menschen fliehen in die Städte, das Leben auf dem Land ist unattraktiv. Man muss sich allerdings auch nicht wundern, jahrzehntelang wurde die Infrastruktur vernachlässigt, man schaue sich nur den ÖPNV in der Fläche an, eine Katastrophe!