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Thema: Wirtschaftsweiser: Wer entlässt, soll zahlen

  1. #1
    Keynesianer Benutzerbild von Kalmit
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    Daumen hoch! Wirtschaftsweiser: Wer entlässt, soll zahlen

    Kosten der Arbeitslosigkeit

    Wirtschaftsweiser: Wer entlässt, soll zahlen

    Streicht ein Unternehmen viele Arbeitsplätze, soll es höhere Beiträge für die Arbeitslosenversicherung zahlen, meint der Wirtschaftsweise Wolfgang Franz. Bislang würden Unternehmen, die Arbeitsplätze erhalten, bestraft.

    Proteste gegen Arbeitsplatzabbau. Wer trägt die Versicherungskosten für Entlassungen?

    Angesichts von knapp 5,2 Millionen Arbeitslosen hat der Wirtschaftsweise Wolfgang Franz gefordert, dass Unternehmen mit hohen Entlassungsraten höhere Beiträge zur Arbeitslosenversicherung bezahlen sollen.

    Die Kosten der Arbeitslosigkeit sollten künftig besser auf ihre Verursacher verteilt werden, sagte Franz der Tageszeitung Die Welt. „Ich bin dafür, dass Unternehmen, die viele Mitarbeiter entlassen müssen höhere Arbeitslosenbeiträge bezahlen als Firmen, die wenig oder gar nicht entlassen“, fügte er hinzu.

    Verzerrende Quersubvention
    Die Maßnahme werde die Schwelle für Entlassungen deutlich erhöhen, „weil sich die Unternehmen gründlicher als bisher überlegen werden, ob sie ihre Mitarbeiter wirklich entlassen wollen“ erläuterte das Mitglied des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung („Fünf Weise“).

    Franz kritisierte zudem, dass unter den heutigen Regelungen Unternehmen, die wenig entlassen, die Versicherungsbeiträge für Betriebe bezahlen müssten, die durch ihre Entlassungen die Arbeitslosenversicherung stark belasten. „Diese Art der Quersubventionierung verzerrt den Wettbewerb“, sagte er.

    Konkret sollten die Beiträge zur Arbeitslosenversicherung danach bemessen werden, wie stark entlassene Arbeitnehmer eines Unternehmens die Leistungen der Arbeitslosenversicherung in Anspruch nehmen, schluf Franz , der das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Mannheim leitet, vor.

    Individuelle Beitragshöhe
    Als Richtschnur könnten dabei die durchschnittlichen Entlassungen der vergangenen drei Jahre gelten. „Wenn man nur die aktuellen Entlassungsraten als Maßstab zugrunde legen würde, führt das zu einer zu starken Belastung des Unternehmens in einer ohnehin schwierigen wirtschaftlichen Lage“, sagte Franz.

    Außerdem sei es sinnvoll, die Höhe des Beitrags der Arbeitnehmer zur Arbeitslosenversicherung von der Qualifikation und dem Entlassungsrisiko des jeweiligen Arbeitnehmers abhängig zu machen, sagte Franz. “Je höher jemand qualifiziert ist, desto niedriger sollte sein Arbeitslosenbeitrag sein“, forderte er.

    (ddp)

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    Der erste gescheite Vorschlag seit Monaten... ich wäre auf jeden Fall dafür, Großunternehmen, die durch Ihre profitbedingten und unnötigen Entlassungen die Sozialkassen schädigen mit einem höheren Beitrag zur ALV zur Kasse gebeten werden. Es ist schlicht unglaublich, auf der einen Seite zu hohe LOhnnebenkosten zu kritisieren, für deren Erhöhung man selbst verantwortlich ist!
    "Natürlich werden jetzt alle bei uns zur Kasse gebeten. Entscheidend ist nur, ob man abhebt oder einzahlt." (Volker Pispers)

    "Es genügt nicht, keine Meinung zu haben. Man muss auch unfähig sein, sie auszudrücken." (Wolfgang Neuss)

  2. #2
    obwohlschon
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    Zitat Zitat von Kalmit
    Der erste gescheite Vorschlag seit Monaten... ich wäre auf jeden Fall dafür, Großunternehmen, die durch Ihre profitbedingten und unnötigen Entlassungen die Sozialkassen schädigen mit einem höheren Beitrag zur ALV zur Kasse gebeten werden. Es ist schlicht unglaublich, auf der einen Seite zu hohe LOhnnebenkosten zu kritisieren, für deren Erhöhung man selbst verantwortlich ist!
    Schnapsidee.

  3. #3
    Keynesianer Benutzerbild von Kalmit
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    Warum?!
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  4. #4
    obwohlschon
    Gast

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    Zitat Zitat von Kalmit
    Warum?!
    Denken Sie einmal nach, was das für Effekte hat und was das für die Bereitschaft von Unternehmen bedeutet, überhaupt einzustellen.

  5. #5
    Keynesianer Benutzerbild von Kalmit
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    Achso, klingt in etwa so wie die neoliberale Kündigungsschutztehorie... Dennoch: Es gibt doch Unternehmen, die trotz angespannter Wirtschaftslage keine Leute entlassen - sollten die nicht dafür belohnt werden? Und welche Bereitschaft haben denn bitteschön die großen Unternehmen in den letzten Jahren in Sachen Neueinstellungen aufgezeigt? Rekordgewinne und Entlassungen sind doch die makabere Realität!

    Und ihre Kritik ist sachlich unbegründet. Der Vorschlag zielt eben nicht auf Unternehmer ab, die aus wirtschaftlichen Gründen Menschen feuern MÜSSEN - sondern eben auf Großkonzerne, die auf Kosten der Beschäftigten Gewinne maximieren - ohne Grund! Die Hemmschwelle, Menschen einfach nach belieben "freisetzen" zu können ist inzwischen zu niedrig!!!
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  6. #6
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    Dann wird eben nicht abgebaut, sondern die Bude insgesamt zu gemacht.

    Konkurse rechnen sich besser.
    MfG LL

    Schreibt (als Mod)
    in Rot

  7. #7
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    Standard Sie haben beide recht!

    Es ist einer der wenigen vernünftigen Denkansätze und es ist eine Schnapsidee.

    Der Ansatz, Beschäftigung zu belohnen und Entlassungen zu bestrafen ist richtig.

    Die VorgangsWEISE, die von diesem WirtschafstWEISEN, vorgeschlagen wird ist aber eine absolute SCHNAPSIDEE!
    Es ist viel zu bürokratisch und politisch solcher Quatsch wie höhere Beiträge für Minderqualifizierte nicht umsetzbar.
    (Da sollte man wennschon damit anfangen, die Beiträge für Wirtschaftwissenschaftler, die keine Ausweg aus der Misere kennen, hochzuschrauben. Denn viel weniger qualifiziert als die sind, kann doch wohl kaum wer sein, oder?)

    Das wesentlich bessere Konzept hierzu ist die Förderung der Kaufkraftschöpfung, wie sie u. a. von Elmar Cùs propagiert wird.
    Höhere Basisbesteuerung der Unternehmen (Körperschaftsteuer) und dafür steuerliche Absetzbeträge pro Kopf und Mitarbeiter, bzw. proportional zu den für die Mitarbeiter geleisteten Sozialabgaben.
    Dadurch ergibt sich von selbst der Effekt, dass jede Entlassung eine Erhöhung der Steuerquote mitsichbringt, und jede Einstellung eine Senkung des Prozentsatzes. Mit ganz wenig bürokratischem Aufwand. Einfach ein zusätzlicher Abschreibungsposten und ein höherer Körperschaftssteuerprozentsatz.

    Also lieber Obwohlschon: Eine Belohnung für die Einstellung von Mitarbeitern, also ein echter Anreiz zur Beschäftigung.

    @ Kalmit:
    Da es sich um eine reine Gewinnsteuer handelt, werden Unternehmen, die sich gerademalso über Wasser halten können, von den höheren Basissteuern kaum betroffen. (Wer keine Gewinne macht, zahlt keine Steuern, dem kann der Steuersatz wurscht sein.)


    Der Effekt wirkt sich also praktisch so aus, dass von zwei Unternehmen mit je 100.000,- Euro Gewinn eines mit 10 Mitarbeitern etwa 35% Steuern zahlt, während das andere bei ebenfalls 100.000,- Gewinn, jedoch mit 80 Mtiarbeitern nur mehr 10% Steuern zahlt.

    Sobald einer Jemanden aufnimmt, sinkt seine Steuerquote (z. B. von 10 auf 9,5%, oder von 35% auf 34%).
    Wird jedoch jemand entlassen, steigt sie (z. B. von 35% auf 36% oder von 10% auf 10,5%).
    Durch diesen Effekt, erweist sich ein neuer Mitarbeiter, der sich gerade "nur rechnet", also gleichviel kostet, wie er einbringt, als Nettogwewinn für den Unternehmer.


    Denken Sie darüber nach!

    Blapp, Blapp

  8. #8
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    Wir sind in der Tat an einer Stelle angekommen, an der die Politik nicht mehr verantwortlich gemacht werden kann. Ein Großkonzern rechnet sich aus, wieviele Stellen er braucht, um seine Arbeit zu erledigen. Wenn ein Großkonzern rationalisieren kann, dann wird er das auch tun, dabei ist es ganz egal, wie hoch seine Gewinne sind. Die Gewinne müssen um jeden Preis gesteigert werden. Mit dem erwirtschafteten Geld werden dann Aktien zurückgekauft, die Dividende wird erhöht, die Vorstandsgehälter werden erhöht, aber es werden keine neuen Arbeitsplätze entstehen, nur weil man die Leute bezahlen kann.

    Dabei laufen sie ins Leere. Denn mit sinkenden Lohnkosten sinken auch die Einkommen und die Kaufkraft. Wenn die Leute kein Geld mehr haben, kaufen sie nichts mehr. Wenn Siemens die Produktionskosten für Festnetz- und Mobiltelefone runterschraubt, dann können sie ihren Profit kurzfristig maximieren. Weil Siemens aber kein Einzelfall ist, sondern weil die Reallöhne seit den 70er Jahren sinken, die Nettolöhne inzwischen auch, sinkt die Kaufkraft weiter, Siemens wird weniger Telefone verkaufen, am Ende stehen sie wahrscheinlich noch schlechter da. Aber die verantwortlichen Vorstände konnten sich höhere Prämien auszahlen, ihre Aktienoptionen (die oft Teil des Gehaltes sind) können sie teuer verkaufen, und bis die Absatzzahlen wieder sinken, dauert es ja noch etwas.

    Es ist ein neoliberaler Irrglaube, daß allein die Erhöhung der Gewinnspanne für mehr Arbeitsplätze sorgt. Erstens entstehen Arbeitsplätze nur da, wo der Arbeitgeber sie wirklich braucht, und zweitens ist die Gewinnspanne allein gar nicht entscheidend, sondern die Gewinnsumme ist entscheidend, also das Produkt aus Gewinnspanne und Absatzmenge. Wenn ich die Gewinnspanne erhöhe und die Absatzmenge aufgrund des volkswirtschaftlichen Schadens, der mit jeder Lohnsenkung verbunden ist, sinkt, dann sinkt die Gewinnsumme irgendwann auch. Was Deutschland wirklich braucht, ist eine neue Unternehmensethik, die eben nicht von 12 bis Mittags geht, sondern die sich ihrer sozialen Verantwortung bewußt wird und sich klar macht, daß es auch ein Morgen gibt, und daß Lohnsenkungen langfristig die Gewinnsumme mindern.
    "Was erwarten Sie denn noch? Ein Volk, das sich alkoholfreies Bier aufschwatzen läßt, das greift auch zu einer kompetenzfreien Regierung."
    Volker Pispers

  9. #9
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    @Kalmit: Prinzipiell ist es richtig, die Unternehmen zahlen zu lassen, wenn sie ihre Angestellten rauswerfen. Hier entsteht jedoch ein Problem. Die kleinen und mittelständischen Betriebe kannst Du so vielleicht zwingen, niemanden mehr vor die Tür zu setzen, aber wie sieht es mit den Großkonzernen aus? Würden die die Strafzahlungen nicht eher aus der Portokasse bezahlen und sich anschließend ins Fäustchen lachen? So würde man die falschen treffen.

    @Stefan17675: Absolut richtig. Es muss ein vollständiges Umdenken stattfinden.
    Vollbeschäftigung durch Arbeitszeitverteilung!
    Konservative Allianz: Für ein neues soziales Deutschland!

  10. #10
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    Zitat Zitat von Stefan17675
    Wir sind in der Tat an einer Stelle angekommen, an der die Politik nicht mehr verantwortlich gemacht werden kann. Ein Großkonzern rechnet sich aus, wieviele Stellen er braucht, um seine Arbeit zu erledigen. Wenn ein Großkonzern rationalisieren kann, dann wird er das auch tun, dabei ist es ganz egal, wie hoch seine Gewinne sind. Die Gewinne müssen um jeden Preis gesteigert werden. Mit dem erwirtschafteten Geld werden dann Aktien zurückgekauft, die Dividende wird erhöht, die Vorstandsgehälter werden erhöht, aber es werden keine neuen Arbeitsplätze entstehen, nur weil man die Leute bezahlen kann.

    Dabei laufen sie ins Leere. Denn mit sinkenden Lohnkosten sinken auch die Einkommen und die Kaufkraft. Wenn die Leute kein Geld mehr haben, kaufen sie nichts mehr. Wenn Siemens die Produktionskosten für Festnetz- und Mobiltelefone runterschraubt, dann können sie ihren Profit kurzfristig maximieren. Weil Siemens aber kein Einzelfall ist, sondern weil die Reallöhne seit den 70er Jahren sinken, die Nettolöhne inzwischen auch, sinkt die Kaufkraft weiter, Siemens wird weniger Telefone verkaufen, am Ende stehen sie wahrscheinlich noch schlechter da. Aber die verantwortlichen Vorstände konnten sich höhere Prämien auszahlen, ihre Aktienoptionen (die oft Teil des Gehaltes sind) können sie teuer verkaufen, und bis die Absatzzahlen wieder sinken, dauert es ja noch etwas.

    Es ist ein neoliberaler Irrglaube, daß allein die Erhöhung der Gewinnspanne für mehr Arbeitsplätze sorgt. Erstens entstehen Arbeitsplätze nur da, wo der Arbeitgeber sie wirklich braucht, und zweitens ist die Gewinnspanne allein gar nicht entscheidend, sondern die Gewinnsumme ist entscheidend, also das Produkt aus Gewinnspanne und Absatzmenge. Wenn ich die Gewinnspanne erhöhe und die Absatzmenge aufgrund des volkswirtschaftlichen Schadens, der mit jeder Lohnsenkung verbunden ist, sinkt, dann sinkt die Gewinnsumme irgendwann auch. Was Deutschland wirklich braucht, ist eine neue Unternehmensethik, die eben nicht von 12 bis Mittags geht, sondern die sich ihrer sozialen Verantwortung bewußt wird und sich klar macht, daß es auch ein Morgen gibt, und daß Lohnsenkungen langfristig die Gewinnsumme mindern.

    Hätte ich nicht besser formulieren können!


    @Blapp:
    Das von dir beschriebene Konzept (Elmar Cùs) ist sehr gut. Ich fürchte nur weder die Unternehmen noch die (aktuelle) Politik werden das FREIWILLIG mittragen. X(
    Geändert von Skorpion968 (06.04.2005 um 10:34 Uhr)

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