Welchen Quellenwert hat denn eine Aussage Rundstedts überhaupt? An welcher Position war er denn?
Hier Stimmen von Leuten die es wissen müssen.
1) Greiner schreibt:
"Als Bearbeiter des Kriegstagebuches nun nahm ich an allen wichtigen Besprechungen innerhalb der Abteilung Landesverteidigung bzw. des Wehrmachtführungsstabes teil und erhielt von allen großen Besprechungen Hitlers die zumeist vom Generalstabsoffizier des Generals Jodl geführten und von ihm selbst redigierten Protokolle. Darüber hinaus wurde ich fast täglich, meist in den Abendstunden, von General Warlimont noch besonders eingehend und freimütig über die Lage, die Motive und Gedankengänge Hitlers, die Auffassungen seiner Mitarbeiter sowie der Oberkommandos und höheren Kommandobehörden der Wehrmachtteile und die Arbeiten der übrigen Ämter und Abteilungen des Oberkommandos der Wehrmacht unterrichtet."
"Das Vordringen des russischen Imperialismus im Ostseeraum und auf dem Balkan mag nun also für Hitler, der darin eine große Gefahr für die erstrebte Vorrangstellung des Reiches in Europa sah, neben seiner grundsätzlichen Einstellung gegen den Bolschewismus ein Grund mehr gewesen sein, die Niederwerfung der Sowjetunion ernsthaft ins Auge zu fassen. Sein Hauptmotiv hat aber zweifellos in der Vorstellung gelegen, daß Großbritannien zu einer Verständigung bereit sein werde, wenn ihm durch Ausschaltung Sowjetrußlands der letzte Festlandsdegen, über den es vielleicht noch verfügen zu können meinte, aus der Hand geschlagen würde. Wie erwähnt, hatte Hitler zunächst sogar daran gedacht, Sowjetrußland schon im Herbst 1940 anzugreifen, er war aber durch Generalfeldmarschall Keitel wieder davon abgebracht worden, der darauf hingewiesen hatte, daß der Aufmarsch der deutschen Wehrmacht in den neu gewonnenen Ostgebieten bestimmte Einrichtungen erfordere, die sich in wenigen Wochen nicht schaffen ließen, daß ferner die herbstliche Schlammperiode und der russische Winter das deutsche Vorgehen erheblich beeinträchtigen würden"
Greiner, Die Oberste Wehrmachtführung, Wiesbaden 1951, S. 17 und 292.
2) Bernhard von Loßberg.
"Erster Generalstabsoffizier des Heeres in der Abteilung Landesverteidigung des Wehrmacht-Führungsamtes. In dieser Rolle war er eng in die strategischen und operativen Planungen in der Frühphase des Zweiten Weltkriegs eingebunden. Unter anderem entwarf er eine frühe operative Studie für einen Angriff auf die Sowjetunion, der später als Unternehmen Barbarossa durchgeführt wurde."
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Er schreibt:
"Die Frage, ob und wann Sowjetrußland uns angegriffen hätte, mag eine spätere Geschichtsschreibung beantworten. Schlüssige Beweise dafür, daß ein solcher Angriff schon 1941 bevorstand, haben sich beim Rußlandkrieg nicht ergeben. Die Russen haben uns bis zum Tage unseres Grenzübertritts Getreide und für die Kriegführung gegen den Westen wichtige Güter geliefert. Meiner Auffassung nach hatte Sowjetrussland bei Verständigungsbereitschaft Deutschlands kein Interesse daran, uns in diesem Abschnitt des Krieges in den Rücken zu fallen, so den Westmächten aus einer sehr schwierigen Lage heraus helfen und ihnen den späteren Sieg zu ermöglichen."
Lossberg, Im Wehrmachtsführungsstab, Hamburg 1949, S. 104.
3) Kurt von Tippelskirch, Leiter der Abteilung Fremde Heere
"In dieser Stellung kam ihm eine Schlüsselrolle in der militärischen Vorbereitung des Zweiten Weltkrieges zu, weil alle Erkenntnisse der Militärischen Aufklärung, der Nachrichtenbeschaffung mit geheimdienstlichen Mitteln und aus der Arbeit der Militärattachés bei ihm zusammenliefen."
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Er schrieb nach dem Krieg:
"Daß die Sowjet-Union binnen kurzem von sich aus einen bewaffneten Konflikt mit Deutschland suchen würde, war aus politischen und militärischen Gründen höchst unwahrscheinlich, so berechtigt die Sorge sein mochte, daß die Sowjet-Union später unter günstigeren Verhältnissen ein recht unbequemer, ja gefährlicher Nachbar werden könnte. Einstweilen lag jedoch für die Sowjet-Union keine Veranlassung vor, eine Politik aufzugeben, die ihr bisher nahezu kampflos die besten Erfolge gebracht hatte. Sie war in der Umrüstung ihrer veralteten Kampfwagen und Flugzeuge begriffen und dabei, wesentliche Teile ihrer Rüstungsindustrie hinter den Ural zu verlegen. Ein Angriff gegen ein Deutschland, das nur mit unbedeutenden Teilen des Heeres an anderen Fronten gebunden war, seine starke Luftwaffe jederzeit im Osten vereinigen konnte und dem man sich 1941 nicht einmal in der Verteidigung unbedingt gewachsen fühlte, konnte den vorsichtig und kühl abwägenden Politikern des Kreml nicht in den Sinn kommen."
Tippelskirch, Geschichte des Zweiten Weltkriegs, Bonn 1959, S. 172 ff.
Der war für die Feindbeurteilung zuständig, der musste es ja wissen!