Umfrageergebnis anzeigen: Wäre die endgültige Trennung von Staat und Kirche erstrebenswert?

Teilnehmer
46. Du darfst bei dieser Umfrage nicht abstimmen
  • Ja.

    36 78,26%
  • Jein.

    1 2,17%
  • Nein.

    7 15,22%
  • Puah ... schwierig, schwierig.

    2 4,35%
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Thema: Endgültige Trennung von Staat und Kirche erstrebenswert?

  1. #1
    marc
    Gast

    Standard Endgültige Trennung von Staat und Kirche erstrebenswert?

    Man wird ja immer wieder mit der Forderung konfrontiert, die Trennung von Staat und Kirche endgültig zu beschließen. Dabei ist auffällig, daß diese Forderung nicht nur von humanistischer Seite kommt, sondern teils auch von den gerade konservativeren Christen.

    So dürfte der prominenteste Kritiker des deutschen Kirchensteuersystems ein gewisser Papst Benedikt sein, der mehrmals vorgeschlagen hat, nach einer Reform des Steuersystems auch die Kirchensteuer zu "ersetzen" und zwar durch eine Art Sozialabgabe, die wahlweise an karitative Verbände oder an eine der Kirche zu leisten sei. (Seine Haltung dazu, daß Kirchen von der Grundsteuer befreit sind und die Gehälter von Kirchenleuten durch staatliche Zuschüsse auch jenseits der Kirchensteuer finanziert werden, ist mir hingegen nicht bekannt.)

    Aber: sowohl durch persönliche Kontakte als auch durch das Lesen von Piusbrüdertexten, kreuz.net usw. scheint mir doch bekannt zu sein, daß die Verflechtung von Staat und Kirche relativ kritisch gesehen wird - sei es bzgl. der Finanzierung der Kirchen ([Links nur für registrierte Nutzer]), oder sei es bzgl. der Ansicht, durch diese Verflechtung müsse die Kirche Profil einbüßen, würde dazu neigen, sich dem Zeitgeist anzubiedern usw. Natürlich zielt diese christliche Kritik auf etwas anderes ab, als die humanistische - aber der langen Rede kurzer Sinn liegt jetzt nur darin, daß es bei diesem Thema nicht so simpel nur um "Christenbashing" geht.

    Jedenfalls betrifft die Verflechtung von Kirche und Staat vorallem folgende Punkte:

    1. Kirchen sind von der [Links nur für registrierte Nutzer] befreit. D.h., daß sowohl die Wohnungen von Bischöfen, Priestern usw. als auch die landwirtschaftlichen und städtischen Grundstücke der Kirchen grundsteuerfrei sind. Außerdem gibt es diverse Vergünstigungen bzgl. des Gebührenrechts.

    2. Die Kirchen werden nicht nur durch die Kirchensteuer finanziert, sondern vorallem auch durch staatliche Zuschüsse an sich. Also jenseits der Frage, ob Bürger XY aus der Kirche ausgetreten ist oder nicht. Mein Heimatland Hessen zahlt, glaube ich, etwa 100 Millionen Euro jährlich für die Gehälter von Priestern usw. Dazu kommt, daß durch die steuerliche Abzugsfähigkeit der Kirchensteuer etwa Verluste von drei Milliarden Euro jährlich entstehen.

    3. Obwohl die Kirchen oft auf das Recht pochen, Un- und Andersgläubige entlassen zu können und Betriebsräte genauso wie Tarifverträge oft nicht anerkannt werden, steigen die Staatsleistungen an die Kirchen entsprechend den Gehaltserhöhungen, die von Seiten der Gewerkschaften erkämpft werden.

    4. Die Kirchen betreiben zwar viele soziale Einrichtungen, aber finanziert werden Caritas und Diakonie zu 98% aus Staatsgeldern; nur zu 2% aus Kirchengeldern. Und viele kirchlichen Altenheime und Krankenhäuser werden zu 100% durch die Krankenkassen und die Bundesländer finanziert. Der kirchliche Anteil an konfessionellen Kindergärten liegt bei circa 10%.

    5. Theologische Fakultäten deutscher Universtitäten werden zu 100% vom Staat finanziert, aber Lehrbeauftragte können entfernt werden, wenn der Erzbischof dafür plädiert. (Beispiele: Drewermann, Ranke-Heinemann, Küng.) Es gibt sogar Lehrstühle für Philosophie und Geschichte, auf die nur mit Zustimmung des Erzbischofs Professoren gewählt werden können. Man bedenke hier auch den Religionsunterricht an staatlichen Schulen und die Debatte um Kreuze in den Klassenzimmern etc.

    6. Für die Instandhaltung der meisten Pfarrhäuser und Kirchen ist der Staat zuständig. Das gilt also nicht nur für Gebäude, die unter Denkmalschutz stehen, sondern auch für viele Pfarrhäuser, für die der Staat, ergo: der Steuerzahler an sich aufkommen muss. Wenn Kirchen renoviert werden, werden circa 90% der Kosten vom Staat, nur knapp 10% von den Kirchen selber aufgebracht.

    Edit:
    Zitat Zitat von Tonsetzer Beitrag anzeigen
    Ergänzend kommen noch die Sitze in den Rundfunkräten hinzu, der damit steigende Einfluss auf die Medien ist ebenfalls nicht zu unterschätzen.
    Edit2:
    "Ehrfurcht vor Gott" als verankertes Erziehungsziel verschiedener Landesverfassungen.
    Und: [Links nur für registrierte Nutzer]

    Ergo würde sich eine Trennung von Staat und Kirche vorallem auf ökonomische Aspekte auswirken, auf Aspekte der Bildung (Universtitäten, Religionsunterricht) und auf den Einfluß der kirchlichen Lehre in Bildungs- und Sozialeinrichtungen (Entlassung eines Religionslehrers wegen Heirat mit Protestantin, Entlassung einer Krankenschwester wegen Heirat mit geschiedenem Mann etc.)
    Geändert von marc (06.01.2010 um 21:10 Uhr)

  2. #2
    GESPERRT
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    11.06.2006
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    9.766

    Standard AW: Endgültige Trennung von Staat und Kirche erstrebenswert?

    Kurz und knapp - JA !

    Keine Steuererhebung , keine Zuschüsse und dann mal sehen ,
    was die Knilche noch wert sind !:cool2:

  3. #3
    marc
    Gast

    Standard AW: Endgültige Trennung von Staat und Kirche erstrebenswert?

    Zitat Zitat von GnomInc Beitrag anzeigen
    Keine Steuerehebung , keine Zuschüsse und dann mal sehen ,
    was die Knilche noch wert sind !:cool2:
    Die Piusbrüder finanzieren sich ja auch zu 100% privat und ihre Seminare scheinen mir in einem besseren Zustand zu sein, als die der Amtskirche.

  4. #4
    Backpfeifen-Picasso Benutzerbild von Tonsetzer
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    2.854

    Standard AW: Endgültige Trennung von Staat und Kirche erstrebenswert?

    Punkt 1-6 erklären ziemlich genau, wieso andere Religionen ebenfalls so scharf auf diesen Status sind.

    Ergänzend kommen noch die Sitze in den Rundfunkräten hinzu, der damit steigende Einfluss auf die Medien ist ebenfalls nicht zu unterschätzen. Darauf sind sie ebenfalls recht scharf.

    Toleranz wird zum Verbrechen, wenn sie dem Bösen gilt.

    Wahlen ändern nichts - sonst wären sie verboten.

  5. #5
    marc
    Gast

    Standard AW: Endgültige Trennung von Staat und Kirche erstrebenswert?

    Zitat Zitat von Tonsetzer Beitrag anzeigen
    Ergänzend kommen noch die Sitze in den Rundfunkräten hinzu, der damit steigende Einfluss auf die Medien ist ebenfalls nicht zu unterschätzen.
    Ach so ein Mist, stimmt - das hab' ich ganz vergessen!

    Edit: Vielleicht können mal die Österreicher und Schweizer unter euch erklären, wie das in ihren Heimatländern so ist.
    Geändert von marc (06.01.2010 um 19:39 Uhr)

  6. #6
    GESPERRT
    Registriert seit
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    5.042

    Standard AW: Endgültige Trennung von Staat und Kirche erstrebenswert?

    Ich hielte eine Trennung von der Kirche für erstrebenswert.

    Warum, kann man [Links nur für registrierte Nutzer] nachlesen.

  7. #7
    MOHAMMELS TODFEIND Benutzerbild von Hilarius
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    5.286

    Standard AW: Endgültige Trennung von Staat und Kirche erstrebenswert?

    Zitat Zitat von GnomInc Beitrag anzeigen
    Kurz und knapp - JA !

    Keine Steuererhebung , keine Zuschüsse und dann mal sehen ,
    was die Knilche noch wert sind !:cool2:
    Bei uns in Ireland war es schon immer Brauch, das der Pfaffe von dem leben musste, was seine Gemeinde abwarf.
    Sogar zu erzkatholischsten Zeit wurde NIE eine Kirchensteuer erhoben.

  8. #8
    Entarthet Benutzerbild von EinDachs
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    Standard AW: Endgültige Trennung von Staat und Kirche erstrebenswert?

    Zitat Zitat von marc Beitrag anzeigen
    Ach so ein Mist, stimmt - das hab' ich ganz vergessen!

    Edit: Vielleicht können mal die Österreicher und Schweizer unter euch erklären, wie das in ihren Heimatländern so ist.
    Das ist in Österreich ident mit dem deutschen.
    Wurde ja auch vom selben eingeführert wie in Deutschland und nachher nur noch geringfügig angepasst.
    Es kennzeichnet die Deutschen, dass bei ihnen die Frage »was ist deutsch?« niemals ausstirbt.
    Friedrich Nietzsche

  9. #9
    Mitglied Benutzerbild von dr-esperanto
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    10.395

    Standard AW: Endgültige Trennung von Staat und Kirche erstrebenswert?

    Zitat Zitat von marc Beitrag anzeigen
    Die Piusbrüder finanzieren sich ja auch zu 100% privat und ihre Seminare scheinen mir in einem besseren Zustand zu sein, als die der Amtskirche.
    Ich bin auch dafür, dass sich das BRD-Régime aus der kath. Kirche in Deutschland heraushält. Durch die Kirchensteuer, die der Staat für uns einzieht, sind wir nur erpressbar. Andererseits würde der Katholikenanteil drastisch sinken, wenn auch der Religionsunterricht in der Schule eingestellt wird...
    VIGILIA PRETIUM LIBERTATIS "Wachsamkeit ist der Preis der Freiheit"
    Gregor der Große: "Die Vernunft kann sich mit größerer Wucht dem Bösen entgegenstellen, wenn der Zorn ihr dienstbar zur Hand geht"
    Dostojewski: "Die Toleranz wird ein solches Niveau erreichen, dass intelligenten Menschen das Denken verboten wird, um die Idioten nicht zu beleidigen."

  10. #10
    Ex-Kirchenbankpolierer
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    Standard AW: Endgültige Trennung von Staat und Kirche erstrebenswert?

    Zitat Zitat von dr-esperanto Beitrag anzeigen
    (1)Ich bin auch dafür, dass sich das BRD-Régime aus der kath. Kirche in Deutschland heraushält. (2) Durch die Kirchensteuer, die der Staat für uns einzieht, sind wir nur erpressbar. (3) Andererseits würde der Katholikenanteil drastisch sinken, wenn auch der Religionsunterricht in der Schule eingestellt wird...
    1.)
    Es gibt kein Regime in der BRD, weil es die BRD nicht (mehr) gibt und wir lediglich eine herrschende politische Kaste haben. :rolleyes: :]

    2.)
    Seit wann hat ein anderer Staat bei uns Kirchensteuer zu erheben?
    => "Konkordat"
    Wer wird hier "erpresst" ?
    Die kath. Kirche ist mit der grösste Unterdrücker
    => Frauen

    3.)
    Religionsunterricht ist angesichts de rerheblichen Lerndefizite sowieso überflüssig!
    Glaube nichts; egal wo Du es gelesen hast oder wer es gesagt hat; nicht einmal wenn ich es gesagt habe; es sei denn, es entspricht deiner eigenen Überzeugung oder deinem eigenen Menschenverstand. Der Fuchs ist Schlau und stellt sich dumm; bei den Gläubigen ist es genau andersrum!

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