Nicht jeder hat Zeit, Muße und Möglichkeiten, alles zu lesen, was ausländische Historiker zur Rolle Deutschlands im 20. Jahrhundert zu Papier gebracht haben. Dabei sind die auswärtigen Stimmen oft interessanter als die einheimischen. Denn hierzulande wurde die Geschichtsschreibung nach 1945 von dem Bestreben geleitet, kein gutes Haar an der eigenen Vergangenheit zu lassen. Im Zweifelsfall waren immer die Deutschen schuld. Das betrifft nicht nur die nationalsozialistische Ära. Schon die Jahrzehnte und Jahrhunderte davor lesen sich in ihren deutschen Kapiteln wie ein Verbrecheralbum. War anno dazumal die nationale Historiographie häufig von Hurra-Patriotismus geprägt, regiert heute ein nicht minder peinlicher Drang zur Selbstanklage. Man ist übergangslos von einem Extrem ins andere gefallen.

Während deutsche Geschichtsschreiber nach wie vor glauben, sie müßten den alliierten Umerziehungsvorgaben von 1945 punktgenau folgen, bemühen sich ausländische Historiker um differenzierte Urteile. Sie sind gegen Unterstellungen und Verdächtigungen eher gefeit als ihre deutschen Kollegen, die nichts mehr fürchten als den Vorwurf nationaler Verteidigungsabsicht (Apologetik). Englische und französische, amerikanische und russische Wissenschaftler, aber auch Autoren kriegsneutraler Staaten haben Deutschland in wichtigen Fragen entlastet. Einiges davon ist einem breiteren Publikum bekanntgeworden, anderes wird lediglich in der Fachwelt diskutiert.

Der Münchner FZ-Verlag hatte schon vor Jahren eine handliche Übersicht unter dem Titel "Freispruch für Deutschland" zusammengestellt. Als Herausgeber konnte der afro-amerikanische Bürgerrechtler Dr. Robert L. Brock gewonnen werden. Er ist aus gutem Grund sensibel gegen Geschichtsklitterungen, mit denen Sieger den Besiegten auch noch die Ehre abzusprechen versuchen. Das Buch war vergriffen und liegt nun in aktualisierter Neuauflage vor. Es referiert die Kernthesen ausländischer Revisionisten zur Kriegsschuldfrage, widmet sich aber auch politischen und militärischen Teilbereichen, die bei der zeitgeschichtlichen Urteilsfindung oft zu kurz kommen. Auch an das "Holocaust"-Tabu wird gerührt.

An manche Aussage erinnert sich der sachkundige Leser; anderes dürfte selbst ausgefuchsten Zeitgeschichtskennern neu sein. Insgesamt ein empfehlenswertes Kompendium für Leser, die den raschen Überblick suchen - und dabei möglicherweise Appetit auf die Originalwerke bekommen.

Robert L. Brock (Hrsg.): Freispruch für Deutschland. Ausländische Historiker und Publizisten widerlegen antideutsche Geschichtslügen. 168 Seiten, kartoniert, mit Abbildungen, € 9,90