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Candymaker
Riesiges Gasvorkommen in Polen entdeckt: Gefahr für Gazprom? - „Kommersant"
15:12 | 06/ 04/ 2010
MOSKAU, 06. April (RIA Novosti). In Polen ist ein großes Schiefergasvorkommen entdeckt worden, berichtet die Zeitung „Kommersant" am Dienstag.
Dessen Vorräte sind mit denen des russischen Juschno-Tambejskoje-Vorkommens vergleichbar. Polen wird in der Lage sein, viel Gas nach Europa zu liefern und den eigenen Bedarf komplett zu decken. Jetzt muss Polen 72 Prozent des benötigten Gases importieren. Experten äußern die Meinung, dass die europäischen Schiefergasprojekte Gazproms Marktstellung im kommenden Jahrzehnt erheblich schwächen können.
Nach Angaben des Beratungsunternehmens Wood Mackenzie sind in Polen große Schiefergasvorräte, nämlich rund 1,36 Billionen Kubikmeter, entdeckt worden. Der US-Konzern ConocoPhillips soll mit deren Erschließung bereits im Mai starten. Nach Angaben der „Times" sollen die US-Energieriesen Exxon Mobil und Marathon und die kanadische Talisman Energy folgen. Wenn Polens Vorräte bestätigt werden, werden die gesamten Gasvorräte der EU um 47 Prozent ansteigen.
Alle europäischen Länder geben sich seit vielen Jahren Mühe, eine Alternative zu den Gazprom-Lieferungen zu finden. Der russische Gasriese deckt rund 25 Prozent des europäischen Gasbedarfs ab. Experten zufolge wird Europa dank Polens Gasvorräten die Abhängigkeit von den russischen Lieferungen senken können. Gazprom hat gestern eine Stellungsnahme dazu verweigert. Es ist jedoch klar, dass das neue polnische Schiefergasprojekt zur ernstzunehmenden Gefahr für den Gaskonzern werden kann.
Die Polen sagen, dass sie neben dem Schiefergas noch rund 1,5 Billionen Kubikmeter Erdgas in den tiefen Erdschichten haben. Das sei anscheinend wahr, sagt Analyst Michail Krutichin von RusEnergy. Ihm zufolge wird Gazprom mit dem Beginn der industriellen Förderung dieses Gases seine Marktstellung in Europa rasch verlieren. Große internationale Unternehmen zeigen laut Krutichin großes Interesse an der Erschließung der polnischen Vorkommen und „stellen buchstäblich Schlange um die Erkundungsaufträge".
Gleichzeitig präzisiert Analyst Edward Kott von LCM Commodities, dass die Erschließung von Schiefergasvorkommen ein aufwändiger und langwieriger Prozess sei und dass die industrielle Förderung erst in zehn Jahren beginnen könne. Das bestätigt auch Michail Krutichin. Seiner Meinung nach kann allein die Einschätzung der Vorräte und der Wirtschaftlichkeit des Projekts zwei Jahre dauern.
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