hi leo,
sollte es im paradies eine "agnostiker lounge" geben, sehen wir uns da, lach.
Gott kann ( so glaube ich ) nicht mehr wollen als unseren vollen Einsatz für die Wahrheit. Ich habe auch die größte Sorge um die Seelen derjenigen, die gedankenlos vor sich hinleben, ohne auch bloß die Frage nach dem tieferen Sinn ihres Seins zu stellen und recht große Zuversicht für jene, die sich ernsthaft um die Wahrheit bemühen und dabei zu Schlüssen komme, die ich als Christ für falsch halte. Aus diesem Grunde halte ich Überheblichkeit in bezug auf sein eigenes Wissen, sein ,,Wissen" und seinen Glauben in jeder Beziehung für einen Ausdruck größtmöglichen Wahnsinns und Verzweiflung für eine der natürlichsten Regungen des menschlichen Geistes. Wie es auch ist, Gott ist unser Vorstellung nach gerecht; insofern wird jedes Urteil daß er über uns spricht, gerecht sein.
,,Glauben Sie nicht , daß ich in Tröstungen schwimme. O nein : mein Trost hienieden ist, keinen Trost auf Erden zu haben. " - Therese von Lisieux
Zunächstmal geht es beim Agnostizismus ja nur um die Unmöglichkeit von WISSEN.
Das ist aber durchaus verbindbar (und meiner Erfahrung auch häufig verbunden) mit einer davon unabhängigen Tendenz zu ANNAHMEN a la "Ich weiss es zwar nicht und kann es nicht beweisen, tendiere aber zu der Vermutung, dass...".
Was andererseits nicht negiert, dass es auch "harten" Agnostizismus (Ich weiss es nicht, Du weisst es auch nicht, die Diskussion ist sinnlos, das Thema stellt sich gar nicht) geben kann und tatsächlich gibt.
Nun, zu Deiner Frage:
Grundsätzlich würde ich davon ausgehen, dass ein "guter Mensch" am Ende schon bessere Karten hat. Und von Gott ist ja auch gesprochen als vom liebenden solchen. Insofern könnte man zu dem Ergebnis gelangen, dass ein allwissender Gott die Gründe, aus denen jemand nicht glauben KANN, verstehen wird und sich da nachsichtig zeigt. Andererseits kennen wir aber auch den Gott des Alten Testaments, der ja nun teilweise doch recht...ungnädig sein kann.
Und Jesus hat dahingehend ja auch einen gewissen, wenn man das so nennen will, Doppelcharakter, insofern es ihm vielfach um Verzeihen, Vergebung und "Erstmal vor der eigenen Haustür kehren" geht. Gleichzeitig pocht er aber darauf, an ihn zu glauben. Insofern...
Ich maße mir nicht annähernd an, Gottes Motive und Pläne zu verstehen. Wenn ich das versuche, stehe ich in aller Regel auch davor wie ein Schwein, das ins Uhrwerk guckt. Ich denke dann oft: "Das ergibt aus meiner Sicht einfach keinen Sinn (denn der Skeptiker ist mir in so mancher Hinsicht aus der "gottlosen" Zeit durchaus erhalten geblieben) - aber wer bin ich, anzunehmen, dass es deshalb auch tatsächlich keinen hat?" Ein kleiner Gefreiter steht vor den Planungen der Generalität ja auch gerne völlig ratlos, und der Abstand zwischen diesen beiden ist ERHEBLICH kleiner als der qualitative zwischen mir und Gott.
Daher bin ich nicht sicher, was ich Dir antworten soll. Einerseits ist es mit dem Bild eines allwissenden, gütigen Gottes schwer in Einklang zu bringen, dass er gutwillige Menschen verstoßen sollte, nur weil sie nicht glauben. Unglauben sucht man sich ja auch häufig nicht aus, im Gegenteil, es gibt ja Leute (manchmal habe ich den Eindruck, das sind gar nicht so wenige...), die WOLLEN glauben - und KÖNNEN es nicht. Was wäre das für ein Gott, der solche Menschen verwirft?
Andererseits geht man in die Irre, wenn man sich Gott als einen netten Kumpel vorstellt, der für alles Verständnis hat.
Ich schätze, final lässt sich diese Frage erst im Tode klären, wenn uns das hohe Gericht aufruft. Denn auch wir, die wir mehr oder weniger fest glauben, sind ja doch vielfach darauf angewiesen, dass dort Gnade waltet, nicht Gerechtigkeit, da es ansonsten für uns sehr, sehr bitter enden würde (und davon nehme ich gerade mich selbst ausdrücklich nicht aus).
Mitglied der nationalbolschewistischen Front
"Der Prinz fürchtet lediglich, nun habe er eine Revolution am Hals. Lasst uns ihm zeigen, wie furchtbar er uns unterschätzt..."
-Harald, Brujah Primogen von New York City, zu Beginn der Zweiten Feuernacht
Danke für die Antwort, Sauerländer!
Wenn es für Gott nur schwarz/weiß geben würde, dann hätten wir Menschen vor dem "ewigen" Gericht keine Chance ....
Ist es nicht der Glaube, der anbietet, bei allen Fehlern, die Menschen jeden Tag unwissentlich oder auch wissentlich begehen, immer wieder die Umkehr in ein anders, "besseres" Leben?
Über den Glauben wird dieser Umkehr-Gedanke möglicherweise für alle Menschen immer wieder gestärkt.
Ja, vergiss nur, dass es Menschen gibt...
Hölderlin
Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)