Die christliche Überlieferung muß durch die innere Wahrheit des Christentums erklärt werden, und keine geschriebene Überlieferung kann ihr diese innere Wahrheit geben, wenn sie sie nicht selbst besitzt. - Lessing

Eigentlich gibt es viele Hinweise, viele Erklärungen - unterschiedlicher Art - man muß seinen eigenen Weg finden, mit diesen Aussagen klar zu kommen.

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Jene, die an einen allmächtigen, außerkosmischen Gott und an die Bibel, die Sein 'Wort', das buchstäblich genommen werden muß, als immerwährende Wahrheit enthält, glauben, können keinen Grund finden, die historische Wirklichkeit ihres Erlösers in Frage zu stellen. Und bis zum Ende des 18. Jahrhunderts gab es jahrhundertelang sehr wenige Christen, die es wagten, das zu tun. Durch die Wissenschaft und Philosophie, die seitdem beständig zunehmende allgemeine Anerkennung fanden, entstanden ernste Zweifel hinsichtlich der Glaubwürdigkeit einer Anzahl wunderbarer Ereignisse, die in den Evangelien erzählt werden. Die Feststellung "bei Gott sind alle Dinge möglich" konnte nicht bedeuten, daß Gott ein Naturgesetz aufheben kann, wenn er es will. Sicherlich gibt es Dinge, die der Verstand nicht durchdringen kann, aber jenseits des Verstandes bedeutet nicht notwendigerweise gegen den Verstand. Wenn daher die Evangelien von solchen Ereignissen erzählen, können diese nicht wahr und folglich nicht historisch sein.
Der Titel Messias oder Christus bezeichnete ursprünglich einen rein nationalen jüdischen Heiland, obgleich die Rollen vom Toten Meer zeigen, daß er eine universalere Bedeutung erlangt hatte, und es ist fraglich, ob er in den ersten Evangelien in seiner späteren streng christlichen Auslegung zu verstehen ist. Dasselbe gilt für den Sohn Gottes und für den Menschensohn. Im Alten Testament erscheint der Ausdruck Sohn Gottes an manchen Stellen in Verbindung mit dem König der Juden, und an anderen Stellen scheint er auf die jüdische Nation als Jahwes auserwähltes Volk hinzuweisen.

Im Evangelium
Markus wird Jesus gezeigt, wie er versucht, die Tatsache geheim zu halten, daß er der Messias ist und dies nur widerwillig zugibt, nachdem Petrus ihn so nennt. Während seiner Verfolgung und Kreuzigung sind selbst seine Apostel von Zweifeln erfüllt, und es bedarf seiner Auferstehung und seines Aufstieges zum Himmel, um ihnen wieder Sicherheit zu geben und sie zu ermutigen, kühn in seinem Namen zu sprechen und zu handeln. Doch in der Apostelgeschichte finden wir, daß ihn Petrus einen Propheten nennt, einen Menschen wie die anderen Propheten. Paulus jedoch, der die Evangelien wahrscheinlich nicht kannte, schreibt nur von dem gekreuzigten Christus Jesus, der mit dem Logos identisch ist.

Wir müssen auch in Betracht ziehen, daß bei den Evangelien beabsichtigt wurde die wahre Lehre zu predigen und nicht einen historisch genauen Bericht über das Leben des Heilandes zu geben. Um diesem Zweck wirkungsvoll zu dienen, wurden den ursprünglichen Quellen manchmal ganze Kapitel hinzugefügt. So lautete zum Beispiel die Lehre, daß Jesus (durch Joseph) aus der Linie Davids war.

Die im
Matthäusevangelium gegebene Ahnentafel beginnt mit Abraham, während das Lukasevangelium
bis auf Adam, den Sohn Gottes zurückgeht. Ein weiterer Vergleich der beiden Evangelien zeigt, daß sie künstlich zusammengestellt sind, denn sie sind wesentlich verschieden; bei einem Vergleich entdecken wir auch, wie sie verschiedentlich mit der im Alten Testament gegebenen Abstammung nicht übereinstimmen. Die Aufzeichnungen des Matthäus zählt dreimal vierzehn Generationen (I, 17), und sie hat offensichtlich den Zweck, zu zeigen, wie Gott seine geschichtlichen Pläne lenkt.

In seiner ausgezeichneten und erschöpfenden Erörterung[Links nur für registrierte Nutzer] der zahlreichen theoretischen "Leben Jesu" weist Albert Schweitzer darauf hin, daß:



der historische Jesus, von dem uns die zukünftige kritische Untersuchung ... ein Bild entwerfen wird ... wird ein Jesus sein, der entweder auf Grund einer literarischen Erdichtung des ersten Evangelisten oder auf Grund einer rein eschatologisch messianischen Vorstellung ein Messias war und als ein solcher lebte.


In beiden Fällen wird er kein Jesus Christus sein, dem die gegenwärtige Religion ihrer lange gepflegten Gewohnheit, ihren Gedanken und Ideen entsprechend huldigen kann, wie sie es mit dem von ihr selbst geschaffenen Jesus tat. Noch wird er eine Gestalt sein, die für die Menge durch eine volkstümlich historische Behandlung so sympathisch und allgemein verständlich gemacht werden kann. Der historische Jesus wird für unsere Zeit ein Fremdling und ein Rätsel sein. - pp. 398-399



Doch für Dr. Schweitzer ist die Sache damit ganz und gar nicht abgetan. Denn er selbst betrachtet Jesus nicht als eine 'literarische Erdichtung' des Markus, sondern als eine historische Person, die behauptete, ein Messias zu sein und glaubte, daß die 'Zeit erfüllet war' und das 'Jüngste Gericht' nahe bevorstehe. Als er daher seine Apostel hinaussandte, das 'Evangelium' zu predigen, erwartete er, unserem Autor entsprechend, nicht, daß sie zurückkehren, denn während ihrer Missionstätigkeit würden die kataklysmischen Ereignisse eintreten.