In etwas wahlloser Anordnung ein paar Literaturtipps zum Thema Sozialismus und Nation:
Erhard Crome: "Die Linke und ihr Verhältnis zu Nation und Nationalstaat”
Darin enthalten ist über weite Strecken die nicht gerade überschwängliche standard-linke Haltung zur Nation. Immerhin geht Crome davon aus, dass die Nation auf absehbare Zukunft die wichtigste politische Formation bleibt und nicht so schnell von internationalen Strukturen wie EU oder UN abgelöst wird. Daneben befürwortet er zwar weitere Migration, legt Migranten aber nahe, sich möglichst intensiv zu integrieren, womit er auf etwas gewundene Art und Weise eine deutsche Leitkultur anerkennt.
Christian Graf von Krockow: „Nationalismus als deutsches Problem“ (1970)
Einer der legendären „roten Junker“. Allzu bedeutend ist diese kleine Schrift wohl nicht, enthält aber so einige interessante Gedankengänge. Die Nation ist und bleibt eine Menschheitskonstante. Die Teilung Deutschland war durch den reaktionären „Konternationalismus“ der Nazis selbstverschuldet, ist aber nichtsdestotrotz unnatürlich. Um diesen widernatürlichen Zustand aufzuheben, die Schmach der NS-Zeit zu tilgen, der Geschichte neue, progressive Impulse zu verleihen und das Beste beider Welten zu bewahren, gibt es für die Deutschen eine Option: Sich unter dem Vorzeichen eines demokratischen Sozialismus wiederzuvereinen. Da hätte man doch früher glatt gesagt: „Träum weiter, Kleiner!“ Aber: Mittlerweile haben wir die Wiedervereinigung. Und wir haben die Demokratie (na ja, jedenfalls so etwas ähnliches). Und wir haben eine – an Überresten der SED kristallisierte – gesamtdeutsche Linke, die allmählich ein bisschen anfängt, die Großen vor sich her zu treiben (siehe z. B. NRW).
Domenico Losurdo: „Die Deutschen – Sonderweg eines unverbesserlichen Volkes?“
Ein waschechter Marxist, Italiener noch dazu, der uns darüber belehrt, dass a) Deutschland in der Geschichte oft – so auch von den europäischen Nachbarn wahrgenommen – eine äußerst progressive Rolle spielte: Vor allem im Zeitalter der Reformation und im 19. Jahrhundert als Heimat des Marxismus und der größten und bestorganisierten Arbeiterbewegung. Und b), dass es sich beim ideologischen Hort von Imperialismus, Biologismus, Rassismus und sozialfeindlichem Ausbeutungskapita-lismus um England und USA handelt (von denen sich Hitler nur noch die Ideen ausborgen musste).
Jürgen Elsässer: „Angriff der Heuschrecken“, „Nationalstaat und Globalisierung“
Das auf globaler Bühne in Raserei geratene Finanzkapital ist antinational und will keine Grenzen und nationalen Souveränitätsrechte mehr anerkennen. Umgekehrt bietet der nationale Rahmen den letzten Rechtsschutz gegen die Weltmachtsdeliren der internationalen Zocker-Mafia und muss mit allen Mitteln verteidigt werden.
Günther Nenning: "Grenzenlos deutsch“, „Die Nation kommt wieder“
Als theoretisches Schwergewicht kann und will der Publizist wohl nicht gelten. Leicht und locker zu lesen führt er aber vor, was man denn so alles auf einmal sein kann: Österreicher, deutscher Patriot, Linker, Grüner, Christ, ein bisschen Jude (und gar nicht so sorgfältig bemäntelter Migrationsgegner).
Stefan Bollinger: „Linke und Nation“
Ein Reader mit interessanten Statements berühmter linker Theoretiker zu besagtem Thema. Zum Beispiel Marx und Engels, die so „reaktionär“ waren, dass sie die Existenz von Nationen wie England, Frankreich und Deutschland anstandslos anerkannten, aber – mit einem Schuss gutem altem Chauvinismus versehen – schon am Panslawismus ihrer Zeit einiges zu bekritteln hatten. Oder ein paar theoretische Einlassungen von Stalin, der ja bekanntlich als Experte für Nationalitätenfragen anfing. Oder James Connolly, dem Führer der irischen Befreiungsarmee IRA. Oder Ho Chi Min, der sich anmaßte, sein Land von den Amis zu befreien. Last but not least das berühmte Referat von Anton Ackermann, der sich die DDR wohl am ehesten als eine Art unabhängiges, nationalkommunistisches Jugoslawien vorstellen konnte und dafür arge Probleme bekam.