E-Mails und Surfen verboten:
Weil die Arabischen Emirate ihre nationale Sicherheit durch Datenübertragung per Blackberry bedroht sehen, dürfen weder Ausländer noch Einheimische künftig die Internetfunktionen des Smartphones nutzen.
Nach China wollen nun auch arabische Golfstaaten den Zugang zum Internet einschränken. Die eigentlich als liberal geltenden Vereinigten Arabischen Emirate kündigten am Sonntag an, Nutzer des Smartphones Blackberry demnächst vom weltweitem Netz abzuhängen. Sollte die Sperre wie geplant am 11. Oktober 2010 in Kraft treten, wäre es das erste Verbot, das sich gezielt gegen Blackberry-Nutzer richtet. Nokia- oder Apple-Geräte sind von der Maßnahme nicht betroffen.
Regierung will Kontrolle über Datenverkehr
Die Regierung der Emirate stört sich offenbar daran, dass sie keine Kontrolle über den Datenverkehr des Geräts des kanadischen Herstellers „Research in Motion“ (RIM) hat. Eine Einigung mit RIM sei gescheitert, erklärte die Regulierungsbehörde TRA. Erst wenn eine „akzeptable Lösung entwickelt und bereitgestellt wird“, könne die Blockade aufgehoben werden, sagte TRA-Generaldirektor Mohammed el Ghanim. „Die TRA hat registriert, dass Blackberry in anderen Ländern unter ähnlichen Rahmenbedingungen folgsamer zu sein scheint. Die Nichtbefolgung in den VAE ist enttäuschend und bereitet uns große Sorge“, sagte er. Es handele sich jedoch nicht um Zensur. Blackberry-Hersteller RIM wollte zu der Entscheidung keine Stellungnahme abgeben.
Update angeblich als Spionageprogramm getarnt
Im vergangenen Jahr hatte RIM gegen die Aktualisierung einer Software protestiert, die der nationale Vertragspartner Etisalat den Blackberry-Kunden angeboten hatte. Bei dem Update handle es sich in Wahrheit um ein Spionageprogramm des US-Unternehmens SS8, erklärte der kanadische Konzern. Etisalat äußerte sich damals nicht zu den Vorwürfen und erklärte lediglich, die Anwendung verbessere die Leistungsfähigkeit des Handys.
Die VAE-Telekommunikationsbehörde hatte bereits in der vergangenen Woche Bedenken wegen der Blackberrys geäußert. Viele fassten dies als Unzufriedenheit darüber auf, dass die Emirate vor allem den populären Messenger-Dienst nicht überwachen könnten. „Die Regierung betrachtet die Blackberry-Dienste – insbesondere den Kurznachrichten-Dienst – als Hindernis bei ihrem Ziel, Zensur, Filterung und Überwachung voranzutreiben“, schrieb die Organisation Reporter ohne Grenzen.
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