Es ist der größte atomare Unfall der Geschichte: Vor 50 Jahren explodierte am Ural ein Depot mit nuklearem Abfall. Dabei wurde erheblich mehr Radioaktivität freigesetzt als knapp dreißig Jahre später beim GAU in Tschernobyl (...)
Die Leitung von Majak und die Behörden kannten sehr wohl die Ursache der rätselhaften Krankheiten. Doch sie schwiegen. Man fühlte sich im Krieg mit dem Westen, das Land brauchte Plutonium für Kernwaffen. Erst Jahre später wurde bekannt, welche Menge an Radioaktivität bis 1956 in den Fluss eingeleitet worden war: 100 Millionen Gigabecquerel, der Großteil davon in den Jahren 1950 und 1951.(...)
Die Detonation setzte schlagartig 80 Tonnen Atommüll mit einer Radioaktivität von 740Millionen Gigabecquerel frei – erheblich mehr als der Tschernobyl-Unfall vom April 1986. Eine radioaktive Wolke trieb nach Nordosten und legte eine Schneise der Verseuchung von acht Kilometer Breite und 110 Kilometer Länge, die sogenannte Ostural-Spur. Mit ihren Ausläufern erreichte sie die Städte Kamensk-Uralski und Kamyschlow. Die kontaminierte Gesamtfläche indes war weitaus größer: Sie umfasst etwa 23.000 Quadratkilometer.(...)
Das Ende der Katastrophen war damit noch nicht gekommen. Eines der Rückhaltebecken, der künstlich angelegte Karatschai-See, auch »R-9« genannt, trocknete Mitte der sechziger Jahre aus. 1967 tobte ein Sturm über der atomaren Wüstenei und verbreitete die trocken gefallenen, radioaktiven Sedimente als Staub viele Kilometer weit. Wissenschaftler geben die freigesetzte Menge mit 200.000 Gigabecquerel an.(...)
Die Leitung von Majak versichert heute, es hätte seit vielen Jahren keine Einleitungen radioaktiver Abwässer in die Tetscha mehr gegeben. Wissenschaftler stellten jedoch fest, dass die Radioaktivität im Fluss seit 2001 angestiegen ist. Umweltorganisationen schlugen Alarm, eine staatliche Untersuchungskommission knöpfte sich den Betrieb vor. (...)
[Links nur für registrierte Nutzer]