„Straßenmusiker, ihr nervt uns!“
15.08.2010
Noch nie gab es so viele Bürger-Beschwerden gegen Straßenmusiker. Doch die Bezirke sind nahezu machtlos: „Wir haben ein Problem“.
Sie klampfen und klimpern, singen und streichen, tröten und trommeln – ungefragt und fast rund um die Uhr. Selten waren derart viele Straßenmusiker in unserer Stadt. Viel Freude scheinen sie nicht zu verbreiten: Die Anzahl der Beschwerden ist so hoch wie nie.
Werner Schulze (Name geändert) ist mit den Nerven am Ende. Der 68-Jährige wohnt und arbeitet an der Ottenser Hauptstraße (Ottensen), einer Hochburg der Straßenmusiker. „Hier wird von morgens bis abends gefiedelt, gesungen und getrommelt. Es ist nicht zum Aushalten, selbst bei geschlossenen Fenstern“, sagt Schulze. Seine Frau (49) habe vor Kurzem wegen der Dauerbeschallung sogar einen Nervenzusammenbruch erlitten. Schulze stellte daraufhin Strafanzeige wegen Körperverletzung. Die Ermittlungen laufen. „Letztens fing einer um 22 Uhr an, vor unserem Balkon Saxofon zu spielen. Wir haben echt die Faxen dicke“, sagt er.
Werner Schulze scheint mit seinem Ärger nicht allein zu sein: „Die Anzahl der Beschwerden von Gewerbetreibenden und Anwohnern ist in Altona so hoch wie nie zuvor. Wir haben es mit einem tatsächlichen Problem zu tun“, sagt Nils Fischer, Sprecher des Bezirksamts Altona. Dabei fühlen sich die meisten Menschen nicht von den Musikern an sich, sondern vom Umfang und der Lautstärke ihrer Darbietungen gestört. Anwohner Schulze: „Um eines klarzustellen: Wir haben nichts gegen diese Leute. Wir möchten, dass sie hierblieben. Aber alles muss in einem gewissen Rahmen geschehen.“ [...]
Ein weiteres Problem: Nicht wenige Musikanten kommen aus Südosteuropa. Sie sprechen kaum Deutsch, haben oft keinen festen Wohnsitz. Die Bußgeldbescheide (100 bis 150 Euro) können nicht zugestellt werden. Bei besonders krassen Fällen bleibt den Bezirks-Mitarbeitern oft nichts anderes übrig, als die Instrumente zu beschlagnahmen. Eine dauerhafte Lösung ist das nicht.