Irak vor dem US-Abzug

Die Gefahr lauert überall

El-Kaida terrorisiert das Land, die politische Elite kann sich nicht auf eine Regierung einigen. In diesem Chaos beenden die amerikanischen Kampftruppen ihren Einsatz.


Die Täter kamen kurz nach Mitternacht. Erst töteten sie die Eltern und eine Tante, dann zwangen sie die beiden Kinder, Soldaten von der nahe gelegenen Straßensperre um Hilfe zu rufen. Kaum war der irakische Trupp herbeigeeilt, entkamen die Terroristen durch die Hintertür und sprengten das verminte Haus über den Köpfen der Sicherheitskräfte in die Luft. Acht starben, vier wurden verwundet.

Solche Hinterhalte sind keine Einzelfälle. Die bekannte Chefärztin der Al-Alwiya-Geburtsklinik wurde morgens in ihrer Wohnung im Zentrum von Bagdad überfallen und vor den Augen ihres Mannes hingerichtet. Im noblen Stadtteil Mansour pflanzten El-Kaida-Kämpfer nach einem tödlichen Überfall auf fünf Polizisten sogar ihre schwarze Fahne an deren Checkpoint auf. Um den Horror noch zu steigern, zünden die Mörder – wie jetzt am Wochenende – die Leichen von Polizisten auch noch an und verbrennen sie auf offener Straße.

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Nächtliche Killerkommandos

Hunderte Tote und Verletzte forderten die jüngsten Selbstmordanschläge in Bagdad, Basra und Kut. Eine Welle gezielter Morde, Entführungen und Überfälle erschüttert das Land. Goldhändler im Basar von Bagdad wurden exekutiert, die irakische Zentralbank überfallen und angezündet. Niemand ist mehr sicher vor den Killerkommandos, die nachts mit schallgedämpften Pistolen kommen und magnetische Sprengladungen an Haustüren, Gartentoren oder unter Autos platzieren. Wahllos trifft es Familien von Politikern, Polizisten, Scheichs, gemäßigten Klerikern, Offizieren oder Ärzten. Jeder, der für den irakischen Staat arbeitet und sich für demokratische Verhältnisse einsetzt, gilt als Ziel. „Wir lebten wie in einem Gefängnis“, sagt ein pensionierter Mathematik-Lehrer, der mit Frau und Tochter ins jordanische Amman geflohen ist. „Die Gefahr ist überall und überhaupt nicht greifbar.“ Sie hielten es nicht mehr aus. „So konnten wir einfach nicht weiterleben.“

Zerstrittene Politiker


Denn auch mit der politischen und ökonomischen Situation geht es bergab. Strom gibt es nur für wenige Stunden, ausländische Investoren bleiben weg. Fünf Monate nach den Wahlen ist immer noch keine neue Regierung in Sicht. Das Parlament hat sich nach einer einzigen zwanzigminütigen Sitzung vertagt.

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Das haben die US-Amerikaner ja toll hinbekommen, ein Land ins Chaos gestürzt und jetzt hinterlässt man eine politische und wirtschaftliche Trümmerlandschaft. Das soll dann auch noch als Erfolg verkauft werden. Lächerlich.