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Thema: EU Verfassung - Despotie für Nationalstaaten?

  1. #1
    in memoriam Benutzerbild von WALDSCHRAT
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    Standard EU Verfassung - Despotie für Nationalstaaten?

    Folgenden - meiner Ansicht nach gelungenen Artikel der " Jungen Freiheit" stell ich nachfolgend zur Diskussion als Fullquote. Prof, Dr. Wilhelm Hankel ist renommierter Wissenschaftler und bringt mE. die Problematik auf den Punkt:


    Ermächtigung für Brüssel
    Die europäische Verfassung droht aus dem EU-Europa eine Despotie zu machen

    Jede Verfassung, so auch die jetzt in der EU zur Ratifikation anstehende, egründet eine neue Staatlichkeit. Die EU läßt sich zum Superstaat krönen und schickt sich an, ihre Mitglieder zu Protektoraten zu degradieren – auch ohne Truppeneinmarsch. Ein Uralt-Traum der Berufs-Europäer erfüllt sich, falls die betroffenen Nationen mitspielen und der Rechtsgrundlage ihrer fortschreitenden Entstaatlichung zustimmen. Was ist daran verwerflich? Erstens, das Verfahren und zweitens, noch fataler, die bereits heute absehbaren Folgen.In Deutschland hat das Volk anders als bei vielen Nachbarn zu Schicksalsfragen der Nation zu schweigen. Ein Grundmuster deutscher Demokratiegeschichte scheint kein Ende zu finden: Hierzulande werden Verfassungen „erlassen“. So war es mit der gescheiterten eichsverfassung von 1848, den Nachfolgern von 1871 und 1919 und dem Grundgesetz von 1949. Das Volk hatte sie hinzunehmen, Mitreden oder Ablehnung standen nicht auf der Tagesordnung. Unsere jetzigen Volksvertreter halten es mit den Vorgängern aus monarchischen und paternalistischen Zeiten. Auch sie wissen besser, was dem Souverän guttut und er „besser wollen sollte“. Ob Abschaffung der D-Mark oder Aushebelung des Grundgesetzes – die vom Volk mit der Wahrnehmung seiner Interessen Beauftragten plagt kein Zweifel an ihrer Allwissenheit. Warum da noch fragen, das Steuergefälles in der EU voll zum Tragen. Die armen Euro-Länder können mit ihren niedrigen Arbeitskosten, Abgaben und Steuern bei gleichzeitig saftigen Inflationsgewinnen „werben“. Eine diese Rechnung durchkreuzende Abwertung wie früher von Währungen wie zum BeispielLira, Peseta, Drachme oder irischem Pfund ist nicht mehr zu befürchten. Dieses monetär subventionierte und egalisierte Währungs-Europa bietet den standortbeweglichen Großkonzernen und Finanzinvestoren weit größere Globalisierungsvorteile als der große weite Weltmarkt mit seinen nach wie vor drohenden Währungs- und Finanzrisiken. In den armen Euro-Ländern an der Peripherie herrscht ideales Investitionswetter, während es in den Kernländern der EU (Deutschland, Frankreich, Benelux) immer schlechter wird. Das große Kapital wandert mit Produktion und Arbeitsplätzen aus, während der an den Standort Deutschland gebundene Mittelstand die Zeche der sich eintrübenden Konjunkturaussichten zahlt. Er kann nicht auswandern, verliert aber fortwährend Nachfrage, Kundschaft und Wettbewerbsvorteile. Deutschland wird für seine noch immer hohe Produktivität bestraft. Es kann wegen der Billigkonkurrenz der armen EU-Länder seinen hart erarbeiteten hohen
    Lebens- und Sozialstandard nicht mehr aufrechterhalten. Gleichzeitig wandern, angelockt vom noch beträchtlichen Wohlstand, billige Arbeitskräfte aus den neuen Niedriglohnländern der östlichen EU-Peripherie ein. Der Arbeitsmarkt, dassensibelste aller Konjunkturbarometer, zeigt unmißverständlich an, wie es um die Zukunft bestellt ist: düster.
    Trotzdem erklärten und erklären noch immer Deutschlands Regenten von Kohl bis Schröder die Vollendung dieses Europas zur deutschen Staatsräson, obwohl im Grundgesetz anderes steht. Wann endlich wird Politikern wie Mittelständlern klar sein, daß dieses Europa die marktwirtschaftlichen Gesetze auf den Kopf stellt und der Marktwirtschaft die soziale Dimension nimmt? Dem Volk werden Wohlstandsopfer abverlangt, die weder nötig noch zu verantworten sind. Europas Völker haben nicht Demokratie, Rechts- und Sozialstaat erkämpft, um sie an einen Superstaat der Bürokraten, Monopole und Krisen zu verlieren – ein zweites Rußland, nur ohne Kommunismus. Der Aufstand gegen den EUVertrag wäre das Signal, daß die Gefahr erkannt worden ist und die Weichen neu gestellt werden. Denn Europa kann nur als ein Commonwealth gleichberechtigter und sich selbst bestimmender Völker überleben.

    WILHELM HANKEL



    Prof. Dr. Wilhelm Hankel war Direktor der Kreditanstalt für Wiederaufbau und Präsident der hessischen Landeszentralbank. Zuletzt lehrte er an der Universität Frankfurt
    Quelle: "JF" Nr. 20/05, 13.05.05, Titelseite

    Anmerkungen, bevor diskutiert werden soll:

    Der Artikel ist lang, jedoch unbedingt lesenswert und trifft genau den Kern der Sache.

    Durch den Druckerwarnstreik der Gewerkschaften ist die "JF" zwei Tage zu spät gekommen und damit die Annahme der EU Verfassung durch unser Parlament leider schon Fakt geworden.

    Für die Linken hier:

    Was das Urheberrecht an den Artikeln angeht: Ich habe seit Jahren eine schriftliche Erlaubnis von Stein (Chefredakteur der "JF"), JF -Artikel in allen Foren komplett zitieren zu dürfen.

    Gruß

    Henning
    Geändert von WALDSCHRAT (15.05.2005 um 21:19 Uhr)


    R E N E G A T
    *
    "Was wir hier in diesem Land brauchen, sind mutige Bürger, die die roten Ratten dorthin jagen, wo sie hingehören - in ihre Löcher."
    Franz-Josef Strauß


  2. #2
    SÖDER MUSS WEG! Benutzerbild von Heinrich_Kraemer
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    Standard

    Grüß Gott,

    Prof. Dr. Hankel identifiziert das EU Konstrukt ganz richtig: Als Mittel zur Profitsteigerung des Großkapitals. -Interessant dabei, daß in der BRD aber nur 20% der Arbeitnehmer von der Großindustrie beschäftigt werden, 80% aber vom Mittelstand. Letzterer wird aber systematisch zerschlagen. -

    Das sollte jedem seit der Diskussion über die Weglassung des Gottesbezugs klar sein. Eine tatsächliche Friedensunion, oder Kulturunion wurde somit negiert, insofern Europa gerade durch das Christentum seine längste Friedenszeit entwickeln konnte. Die Klöster waren die Punkte des kulturellen Austauschs, die Stätten der Wissenschaft, ohne die es die heutige Industrie nicht geben würde. D.h. Es wird die Bedingung der Möglichkeit eines Europas als Kulturgemeinschaft, mit aus der christlichen Soziallehre resultierenden sozialen Marktwirtschaft, beseitigt. Gerade hier denke ich besonders an den Türkeibeitritt, der nur den Interessen des Großkapitals dienen kann! Wurde etwa deshalb der Gottesbezug, auf das christliche Europa, weggelassen? Es ist zu vermuten.

    Die EU Logik geht grob so: Subventionierung des Großkapitals, mit dem Eigentum der Bürger. Zerschlagung des Mittelstands. Vergrößerung der immer höheren Willkür politischer Herrschaft, insofern in einer EU Bürokratie Verantwortliche kaum mehr zu identifizieren sind. Der Mensch gilt nicht mehr als Kulturträger, sondern nur noch als Konsument in einer Multikultigesellschaft, die eben der Konsum einen soll.

    Für Absurdistan -als größtem Beitragszahler- ist die Sache natürlich besonders schlecht, sofern die EU das deutsche Steuergeld an die ärmeren umverteilt, heißt denen die Infrastruktur baut, daß Absurdistans Industrie sich dann dort schön niederlassen kann, zwecks Billiglöhnen. Absurdistan bekommt im Gegenzug immer mehr Ausländer, die hier Lohndumping betreiben, oder sich im Sozialssystem sonnen, während die Arbeitslosigkeit der Deutschen so immer weiter erhöht wird.

    Viele Grüße
    Geändert von Heinrich_Kraemer (15.05.2005 um 21:48 Uhr)
    Heizerist in Ben Ephraims Gemeinde.

  3. #3
    Wüstensohn Benutzerbild von Manfred_g
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    Prof. Hankel mag renommierter Wissenschaftler sein - als Prophet ist er nur zweitklassig. So sagte er in den Jahren, als der Euro sehr schwach war, voraus, daß sich dieser Zustand solange nicht ändern würde, solange die USA ihr Haushaltsdefizit nicht in Ordnung bringen würden. Der Euro bliebe zum US-$ weit unter Parität... Und jetzt?

    Ich hoffe, daß er sich auch hier irren möge. Ich kann eigentlich nur zwei Dinge aus dem Aufsatz voll unterstreichen. Nämlich, daß die EU teilweise ein bürokratischer und bürgerferner Moloch ist und zweitens, daß Deutschland mir seiner Scheindemokratie nicht besser ist.
    Alle andern Aussagen halte ich für sehr relativ und beinahe etwas beliebig.
    Geändert von Manfred_g (25.05.2005 um 17:48 Uhr)
    "Free your mind - and your ass will follow"
    (George Clinton, 1970)

  4. #4
    they call me tater-salad Benutzerbild von buckeye
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    stimme dir zu manfred ....
    auch wenn jemand nicht ein freund von volksabstimmungen ist sollte man jedoch in solchen faellen (und wie mit einfuehrung des euro) den buerger fragen den es am ende unmittelbar betrifft .... aber die herren im bundestag halten halten halt nicht viel von den buerger.
    Oppressors can tyrannize only when they achieve a standing army , an enslaved press , and a disarmed populace ... James Madison

    Its criminal to teach a man NOT to defend himself when he is the victim of brutal attacks , it is legal and lawful to own a shotgun or a rifle , we believe in obeying the law !! ..... Malcolm X

  5. #5
    homo oeconomicus
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    1. Die EU ist kein Staat, auch mit dem Verfassungsvertrag nicht.
    2. Die Einführung des Euro war ein richtiger Schritt, von dem alle profitieren - allen voran die deutschen, exportierenden Mittelständler.
    3. Der deutsche Staat ist nicht schlank genug. Früher oder später müssen wir uns im Rest der Welt umschauen und realisieren, daß wir weit über unsere Verhältnisse leben.
    4. Der Gottesbezug... was soll man dazu noch sagen? Zwar haben viele unserer Werte ihren Ursprung im Christentum, aber wir hatten doch auch (Gott sei Dank!) eine Aufklärung. Und eine für uns bedeutsame Antike. Welche Rolle spielt das Christentum (oder allgemein Religion) heute überhaupt noch? Trennung von Staat und Kirche ist wichtiger, Glaube muß Privatsache sein.

  6. #6
    °mandarinakatze° Benutzerbild von ~laura~
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    Zitat Zitat von WALDSCHRAT
    Folgenden - meiner Ansicht nach gelungenen Artikel der " Jungen Freiheit" stell ich nachfolgend zur Diskussion als Fullquote. Prof, Dr. Wilhelm Hankel ist renommierter Wissenschaftler und bringt mE. die Problematik auf den Punkt:



    Quelle: "JF" Nr. 20/05, 13.05.05, Titelseite

    Anmerkungen, bevor diskutiert werden soll:

    Der Artikel ist lang, jedoch unbedingt lesenswert und trifft genau den Kern der Sache.

    Durch den Druckerwarnstreik der Gewerkschaften ist die "JF" zwei Tage zu spät gekommen und damit die Annahme der EU Verfassung durch unser Parlament leider schon Fakt geworden.

    Für die Linken hier:

    Was das Urheberrecht an den Artikeln angeht: Ich habe seit Jahren eine schriftliche Erlaubnis von Stein (Chefredakteur der "JF"), JF -Artikel in allen Foren komplett zitieren zu dürfen.

    Gruß

    Henning
    njaaa so viel zu lesen!! sowas, wie unten gezeigt, wäre gut
    _________
    Caress the hardest heart Let the morning sun proclaim The light of the world Let the goldenday unfurl On every wave On every hill Each angered fist uncurl Caress the hardest heart Stir the sweeping earth Each stone Each blade of grass The soul of the world Ignite a brandday Let the morning sun proclaim A brand new start Caress the hardest heart Caress the hardest heart The soul of the world Ignite a brand new day A brand new start A brand new way
    *

  7. #7
    Tod den Eliten Benutzerbild von Rikimer
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    Zur EU-Verfassung:

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    MfG

    Rikimer

  8. #8
    Tod den Eliten Benutzerbild von Rikimer
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    Dazu passt folgender Beitrag:

    Die Republik dankt ab

    EU-Verfassung: Abgeordnete stimmen Machtverlust Deutschlands zu
    Alexander Griesbach


    Im Jahr 1998 veröffentlichte der Publizist Konrad Adam ein Buch, das den Titel trägt „Die Republik dankt ab. Die Deutschen vor der europäischen Versuchung“. Heute, circa sieben Jahren später, droht Adams düstere Prognose Realität zu werden. Die Deutschen oder die Abgeordneten, die den Volkswillen repräsentieren, scheinen tatsächlich der „europäischen Versuchung“ in Gestalt der EU-Verfassung zu erliegen. Der Bundestag hat dem Verfassungsvertrag der Europäischen Union bereits zugestimmt. Für die EU-Verfassung votierten in namentlicher Abstimmung 569 Abgeordnete. Dagegen stimmten gerade einmal 23 Parlamentarier, und zwei enthielten sich. Dieser erste Teil der Ratifizierung wird mit der absehbar sicheren Zwei-Drittel-Mehrheit im Bundesrat am 27. Mai abgeschlossen werden.

    Daß ein Teil der Abgeordneten augenscheinlich nur unzureichend oder gar nicht über die kardinalen Bestandteile der EU-Verfassung informiert war, konnte das ARD-Politikmagazin „Panorama“ deutlich machen. Es ist im übrigen nicht das erste Mal, daß diejenigen, die vorgeben, den politischen Willen des Volkes repräsentieren zu wollen, bestenfalls rudimentäre Ahnung von dem haben, worüber sie zu entscheiden haben.

    Wie immer vor weitreichenden EU-Vorhaben wurde von den Abgeordneten des Bundestages „ein klares Bekenntnis“ verlangt, das im Kern an Nötigung grenzt. „Wer mehr Demokratie will in Europa, muß für diese Verfassung stimmen“, sagte Bundeskanzler Schröder in einer Regierungserklärung. Außenminister Fischer behauptete, „wer Frieden will, muß Ja sagen zu einem erweiterten Europa und zur EU-Verfassung“. Mit anderen Worten: Wer nicht für die EU-Verfassung stimmt, der nimmt einen möglichen Krieg in Kauf.

    Wo findet sich in diesem Vertrag das von Schröder avisierte „Mehr an Demokratie“? Von der Papierform her will der EU-Vertrag eine vernünftige Verteilung der Zuständigkeiten erreichen und betont den Vorrang der Subsidiarität und der Verhältnismäßigkeit bei Entscheidungen. Zum Streitpunkt ist vor allem das in Artikel 5 fixierte Prinzip der „begrenzten Ermächtigung“ geworden, das in seiner Reichweite unklar bleibt. Nicht zu Unrecht konstatierte deshalb der Erlanger Jurist Karl Albrecht Schachtschneider, daß diese „Ermächtigung“ „insgesamt eine nicht voraussehbare Politik ermöglicht“.

    In die ausschließliche Kompetenz der EU-Institutionen fällt mit Inkrafttreten der EU-Verfassung zum Beispiel die Währungspolitik. Die Wettbewerbsregeln im Binnenmarkt und die gemeinsame Handelspolitik verbieten Initiativen der Mitgliedstaaten ohne ausdrückliche Genehmigung der EU. Wohin die Reise geht, läßt die Verpflichtung auf den „Grundsatz einer offenen Marktwirtschaft mit freiem Wettbewerb“ erahnen. Es wird ein „Binnenmarkt mit freiem und unverfälschtem Wettbewerb“ angestrebt, mit einem freien „Personen-, Waren-, Dienstleistungs- und Kapitalverkehr sowie Niederlassungsfreiheit“.

    Auch das Prinzip des uneingeschränkten Freihandels wird Verfassungsauftrag, steht doch in Artikel III-193 zu lesen, daß es das Ziel der Außenpolitik sei, „die Integration aller Länder in die Weltwirtschaft (...) unter anderem auch durch den allmählichen Abbau von Beschränkungen des internationalen Handels“ herbeizuführen. Die Anprangerung des Lohndumpings, die sich die SPD rechtzeitig vor der Wahl in Nordrhein-Westfalen auf das Panier geschrieben hat, ist mit der Zustimmung der Sozialdemokratie auch zu diesem Paragraphen als das entlarvt, was es immer schon war, nämlich als plumpe Wahlkampf-Rhetorik, die nach dem 22. Mai schnell wieder vergessen sein wird.

    Die Privatisierung öffentlicher Dienste darf in diesem Zusammenhang natürlich nicht fehlen. Gemäß Artikel III-55-58 wird den EU-Mitgliedstaaten untersagt, den öffentlichen Dienst besonders zu fördern oder staatliche Beihilfen zu gewähren. Der EU-Kommission werden hier weitreichende Kompetenzen eingeräumt. Selbst die Sicherung der „kulturellen Vielfalt“ wird relativiert und bleibt der Beihilfekontrolle unterworfen. Nicht vorgesehen ist die immer wieder angemahnte Angleichung direkter Steuern, besonders der Unternehmenssteuern.

    Daß ein anderer hochsensibler Bereich, nämlich die Verteidigungspolitik, ebenfalls scheibchenweise an Brüssel delegiert werden soll, zeigt die geplante Errichtung eines Europäischen Amtes für Rüstung, Forschung und militärische Fähigkeiten. Dieses Amt soll zum Beispiel Maßnahmen zur „Stärkung der industriellen und technologischen Grundlage des Verteidigungssektors beitragen“ und diese „Maßnahmen eventuell auch durchführen“. „Zur Wahrung der Werte der Union und im Dienste ihrer Interessen“ kann der EU-Ministerrat eine „Gruppe von Mitgliedstaaten“ mit „der Durchführung einer Mission“ beauftragen, die auch außerhalb der Union stattfinden kann.

    Von all diesen komplexen Konsequenzen wissen viele Abgeordnete des Deutschen Bundestages möglicherweise wenig bis gar nichts. Sie haben ihrer weitgehenden Selbstentmachtung zugestimmt. Viel schwerer aber wiegt, daß mit ihrer Zustimmung zur EU-Verfassung auch der eigentliche Souverän, nämlich das deutsche Volk, entmachtet worden ist. Dies kann nicht anders denn als Staatsstreich von oben bezeichnet werden.

    © JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. [Links nur für registrierte Nutzer]

    21/05 20. Mai 2005
    Interessant in dem Zusammenhang ist das unsere werten Herren Politiker augenscheinlich nicht die Spur einer Ahnung haben, worüber sie eigentlich da abstimmen. Aber im festen Glauben das dies alles ein Mehr an Demokratie bedeutet.

    MfG

    Rikimer

  9. #9
    Pascal N.
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    Die Junge Freiheit scheint wohl die Rechtschreibung kein bisschen zu beherrschten -> Minuspunkte.
    Im Kern haben sie auch nur bedingt recht.
    Ich denke, dass eine Verfassung für die EU wichtig ist, aber nicht eine solche.
    Mittlerweile bin ich jedoch zu dem Entschluss gekommen, diese Verfassung als solche anzunehmen, da nicht zu erwarten ist, dass die stark verändert würde.
    .

  10. #10
    Tod den Eliten Benutzerbild von Rikimer
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    Zitat Zitat von Sebastian Goretzki
    Die Junge Freiheit scheint wohl die Rechtschreibung kein bisschen zu beherrschten -> Minuspunkte.
    Im Kern haben sie auch nur bedingt recht.
    Ich denke, dass eine Verfassung für die EU wichtig ist, aber nicht eine solche.
    Mittlerweile bin ich jedoch zu dem Entschluss gekommen, diese Verfassung als solche anzunehmen, da nicht zu erwarten ist, dass die stark verändert würde.
    Die Junge Freiheit bleibt konsequent bei der alten Rechtschreibung - falls du das meinst.

    Da mir ferner noch vom momentanen Cicero ein Exemplar vorliegt, möchte ich auf einen Artikel von Konrad Adam mit dem Titel: "Mein Traum von Europa - Ein Plädoyer wieder die Selbstlügen und für ein Europa der selbstbewussten Zweifel" hinweisen.

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    Schön das das endlich endlich die Auseinandersetzung um Europa der EU und ihrem künftigem Weg entseht in der Öffentlichkeit.

    Mich würde dennoch interessieren, weshalb du, trotz deiner Bedenken, diese EU-Verfassung begrüsst. Nur weil nicht zu erwarten ist das diese verändert wird? Ein äußerst schwaches Argument, das kaum bis zum Ende durchdacht sein dürfte...

    MfG

    Rikimer

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