Weil das Thema hier ja dauernd und gerne diskutiert wird und der letzte Thread so voll ist, hier noch mal eine andere Einschätzung:
1. Die Unterteilung in Inländer und Ausländer ist eine staatliche Unterscheidung. Sie hat nichts mit Herkunft, Geschichte, Sprache oder sonstigen Einbildungen zu tun. Nicht die gemeinsame Sprache, Geschichte usw macht eine Menschenmenge zum Staatsvolk, sondern umgekehrt Staaten definieren sich ihr Staatsvolk. Die Untertanen haben da meist keine Wahl...
2. Mit der Definition des Staatsvolkes definiert der Staat umgekehrt auch mit, wer nicht zu ihm gehört. Leuten, die einer anderen Staatsgewalt unterstehen, bringt der Staat ein grundsätzliches Misstrauen gegenüber, weil diese Untertanen ja nicht seine sind, sondern Mittel einer anderen Staatsgewalt.
3. Staatliche Ausländerpolitik ist immer auch Aussenpolitik. Mit der Behandlung fremder Untertanen setzen sich Staaten immer auch in ein Verhältnis zu dem fremden Souverän. Je nach Interessenslage unterscheidet sich der Umgang mit den fremden Staatsangehörigen. Beispiele dafür gibt es genug: EU-Ausländer sind in Deutschland wohlgelitten, weil der deutsche Staat ein positives Interesse an diesen Souveränen hat. Jahrelang waren Asylbewerber aus den Ex-Ostblockstaaten ebenfalls gerne gesehen, weil der deutsche Staat eine Feindschaft zum Ostblock pflegte. Das hat sich inzwischen geändert...
4. Die Inländer, also Leute mit dem hiesigen Pass, machen diesen staatlichen Rassismus oft mit. Das Zwangsverhältnis, in dem man in jedem Staat lebt, wird nicht als solches gesehen, sondern in eine positive Gelegenheit übersetzt (Uns Deutschen geht es gut, wenn es unserem Staat gut geht...). Aber statt des berechnenden Rassismus des Staates (siehe Punkt 3) wird daraus ein grundsätzlicher (alles, was einen anderen Pass hat, ist zuviel...).
5. Es geht auch umgekehrt: Ausländerfreunde teilen den staatlichen Rassismus (Menschen unterscheiden sich anhand ihres Passes), schlagen sich aber auf die andere Seite, die verfolgten Ausländer. Mit einer Kritik an der staatlichen Zwangssortierung in In- und Ausländer hat das nichts zu tun.
Das ganze gilt nicht nur für Deutschland, sondern für alle Staaten dieser Welt.