In wenigen Monaten greift die volle Freizügigkeit für osteuropäische Arbeitnehmer: Vorfreude in Polen, gemischte Gefühle in Deutschland.
Tatsächlich suchen viele deutsche Unternehmen händeringend qualifiziertes Personal. Erst Anfang der Woche forderte Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt bei einem gemeinsamen Auftritt mit Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) eine «Gesamtstrategie gegen den Fachkräftemangel». Dazu zähle eine «verbesserte Zuwanderung». Das wiederum weiß man auch jenseits der Oder. «Die Deutschen warten mit offenen Armen auf uns», titelte kürzlich die Tageszeitung «Gazeta Wyborcza» und führte aus: «Das ist eine Chance für Krankenschwestern, Pflegekräfte, Ingenieure und Facharbeiter auf dem Bau, die bei uns keine Beschäftigung finden.»
Die Wirklichkeit ist komplizierter. Es ist kaum anzunehmen, dass sich arbeitslose Polen, Tschechen und Ungarn passgenau in den deutschen Arbeitsmarkt einfügen. Vielmehr werde ein Verdrängungswettbewerb einsetzen, prophezeit Helmut Uder, Arbeitsmarktexperte beim Deutschen Gewerkschaftsbund. Gerade Geringqualifizierte müssten um ihre Jobs bangen. «Das birgt sozialen Sprengstoff.»
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