Du wirst Dich wohl nicht mehr daran erinnern, Nathan, aber 1981 war "Antiamerikanismus" ein geflügelter Begriff. Sozusagen das Modewort des Jahres.
Wer hatte es erfunden? Die Vertreter der Antlantikbrücke der damals konservativen Zeitungen wie FAZ und Welt, natürlich zusammen mit den Unionsparteien. Und wem galt der Vorwurf? Den Linken (damals= SPD) aber auch den Grünen und ihren Straßenprotestbewegungen.
Für diese Gruppe war "Antiamerikanismus" damals ein Reizwort, etwa so wie später die "Leitkultur". Dann haben sich SPD und Grüne selbst in die Atlantikbrücke integriert. War wohl auch zu verlockend, nicht immer am Katzentisch der Opposition sitzen zu müssen. Die neuen Stichwortgeber, sei es in der Syrienfrage oder überhaupt, saßen ab da jenseits des Atlantiks. Zum Dank durfte man dabei sein, wo die große Politik gemacht wird. Nicht mehr nur die Herren von der FAZ waren eingeladen, sondern auch die vom Spiegel und die SPD -Bosse von den deutschen Gewerkschaften. In die Fliegern mitfliegen, zu den Treffen eingeladen werden, wo die thinktanks der Ostküste den politischen Kompaß für Europa bestimmen. Oder zumindest bestimmen wollen.
Und siehe da: "Antiamerikanismus" wurde für diese Parteien plötzlich kein Reizwort, sondern ein ganz normal benutztes Wort, als wenn es ein nicht zu hinterfragendes Faktum wäre. Exakt so, wie Du es jetzt oben benutzt. So, wie es z.B. die "Herrschaft des Kapitals" zu Zeiten von Klaus Staeck einmal war. Und damit mußten auch die ganzen Steigbügelhalter umschwenken und ihr Weltbild und auch ihr Vokabular den neuen Verhältnissen anpassen. Also z.B. Deinesgleichen oder die Antifa.
Das zu sehen ist für mich amüsant aber auch bemitleidenswert.