Braucht die Rechte den Monarchismus? Klubs der Konservativen und Monarchisten".
Bevor ich die Frage in systematischer Weise beantworte, möchte ich einige Begriffe klären um dem Leser zu helfen, meinen Gedanken zu folgen.
Es sind drei Schlüsselbegriffe, mit deren Definition ich beginnen muß, und zwar: Die Rechte, Konservativismus und Monarchismus. Die Semantik dieser Worte ist sehr verschieden. Die Rechte, das ist für mich vor allem ein politischer Begriff, der auf den Platz in der politischen Szene hinweist. Es ist somit eine Bezeichnung politischer Formationen, am häufigsten für Parteien gebraucht, die ein bestimmtes politisches Programm besitzen und laut der Mackiewicz-Nomenklatur diese Programme zu realisieren haben. Doch den Begriff rechtes politisches Programm verstehe ich nicht als Sammlung politischer Schlagworte und Forderungen, sondern als ein ganzes System, das aus politischen, gesellschaftlichen, wirtschaftlichen, ethischen und anderen Losungen kompiliert ist, die jedoch charakteristisch für die politische Formation der Rechten ist. Hingegen die Ebene des Kampfes und die Möglichkeit der Realisierung und Einführung im Leben, das macht die Politik aus. Die rechte Regierung im Staat sollte eine Verwirklichung des propagierten rechten politischen Programms sein.
Konservativismus - das ist für mich vor allem ein doktrinärer Begriff. Doktrin - in der lateinischen Etymologie dieses Wortes - ist eine Lehre, die Gesamtheit der Anschauungen, Prinzipien, Behauptungen und Annahmen aus dem politischen Bereich. Wir besitzen drei grundlegende historische Doktrinen: Liberalismus, Konservativismus und Sozialismus. Liberalismus und Sozialismus sind linke Ideologien, während dessen der Konservativismus eine natürliche politische
[Links nur für registrierte Nutzer] ist, die im Stande ist, die Natur widerzuspiegeln und auch die Wirklichkeit und das menschliche Handeln von dem Gesichtspunkt der Ethik, Ästhetik und Rationalität dieser Handlungen zu bewerten. Es ist eine Sichtweise von Gott, Mensch und Welt. Konservativismus ist eine politische
[Links nur für registrierte Nutzer], die tradierte Auffassung von Gesellschaft, Familie, Staat und Macht. Konservativismus ist eine rechte Doktrin, obwohl sie auch eine Haltung sein kann.
Monarchismus, das ist für mich vor allem ein Ideenbegriff. Die Königsidee, begriffen als eine rechte Idee ist nicht gänzlich autonom. Sie ist sehr stark in die Doktrin des Konservativismus eingeflochten. Sie bezieht sich jedoch auf einen schmalen Bereich. Formal betrachtet, bezieht sie sich nur auf die Verfassungsproblematik, die Problematik der Staatsmacht und insbesondere auf die Frage der Autorität des Staatsoberhauptes. Die Königsidee postuliert Form und Inhalt der Verfassung. Die Form ist der monarchische Staatsaufbau, der die Machtstellung des Königs voraussetzt; und der Inhalt: ein monarchisches System, das eine starke, souveräne und dauerhafte Macht des Staatsoberhauptes voraussetzt. Jedoch über das Wesen der Staatsverfassung entscheidet nicht Name sondern die tatsächliche Umsetzung. Das System der politischen Beziehungen und der Machtkompetenzen des Staatsoberhauptes entscheiden über die Verfassungsrealität.
An dieser Stelle erlaube ich mir die angekündigte Deklaration, die die bisher geäußerten Gedanken zusammenfaßt. Also:
Obwohl ich davon spreche, daß ich Monarchist bin, bin ich vor allem konservativ. Ich meine, daß der Herrscher nicht König heißen muß, um politische Forderungen in autoritärer Art, somit monarchischer Form, zu realisieren. Der aus der Idee geborene Konservativismus, ein konsequenter, alt hergebrachter, um die Worte von Dr. Jacek Bartyzel zu gebrauchen - also ein kompromißloser, impliziert nicht nur Antidemokratismus, sondern auch Antirepublikanismus. Also: Obwohl ich von mir als konservativ spreche, bin ich zugleich Monarchist. Monarchismus ist jedoch etwas Nachrangiges, weil er dem Konservativismus entspringt. Er vollendet den Konservativismus, wie der König die gesellschaftliche Hierarchie vollendet. Ich kehre zu dem ersten Begriff zurück - im politischen Sinne bin ich ein Rechter und die zeitgenössische Rechte hat ein Antlitz, das determiniert ist durch die oktroyierten Bedingungen der Linken. Deshalb: Obwohl ich mich als Konservativen-Monarchisten bezeichne, bin ich Realist und verkünde heute keine politische Forderung der Monarchie. Die letzte Feststellung ist wesentlich für meine weiteren Erörterungen. Heute ist der Monarchismus für die republikanische Rechte nicht nötig als aktuelle politische Forderung, sondern als ideologische Forderung mit all ihren Implikationen, die aus der Königsidee stammen. Der Monarchismus vermag der politischen Rechten bei der Gestaltung der Ideen ihres Selbstverständnisses zu helfen. Der Konservatismus ist die tatsächliche Essenz der Rechten, obgleich die heutigen politischen Formationen der (polnischen) Rechten entweder aus dem konservativen Gedankengut des Westens oder aber aus der Vorkriegstradition der Rechten schöpfen, die sich bereits erfolgreich der Königsidee entledigt hatte. Der zeitgenössische Konservativismus hat sich aus verständlichen Gründen des traditionellen Postulates der Monarchie entledigt und ist heute de facto lediglich als Neokonservativismus zu bezeichnen. Eine Formulierung des polnischen Konservativismus in Anlehnung an den angloamerikanischen oder den vorkriegspolnischen Neokonservativismus gleicht der Zeugung von Mutanten durch Mutanten, und würde ein völlig artifizielles Gebildes hervorbringen. Wir, die Konservativen-Monarchisten, künden den traditionellen aus dem 19. Jh. stammenden Konservativismus einschließlich der Königsidee, auf daß die zeitgenössische politische Rechte für ihre eigenen Programme daraus das schöpfen kann, was im jeweiligen Moment möglich und für das Gemeinwesen nützlich ist.
Der Monarchismus kann der politischen Rechten bei der Stabilisierung der eigentlichen Ideologie helfen. Ich habe es bereits erwähnt, daß das demokratische System von der politischen Linken oktroyiert wurde, und daß die Rechte im Machtkampf nach den Bedingungen der Linken kämpfen muß, was ihre Siegesaussichten wiederum erheblich schmälert. Die konservative Rechte hat kein Vertrauen in Parteien und das Treiben der Parteien, doch muß sie eigene Parteien schaffen. Die Rechte ist von Natur elitär und doch muß sie populistische Losungen verkünden. Die Rechte ist autoritär, doch muß sie die Regeln demokratischer Wahl achten. Die Rechte hat eine Neigung zur Ästhetik und Ethik, doch muß sie sich im Schlamm der Wahllügen … wälzen. Jeder politische Schachzug erfordert von den Rechten irgendeinen Kompromiß, auch im Bereich der Prinzipien. Wir, die Konservativen-Monarchisten künden deshalb den Monarchismus auf der Rechten, auf daß die rechten Parteien in ihren Kompromissen nicht zu weit geht, damit sie in systemischen Fragen sagen können: Unsere Kompromisse liegen bestenfalls in der Gestaltung, aber nicht im Inhalt. Die Aufgaben der Monarchisten in den Parteien der Rechten bestehen darin, daß man sich darum kümmert, diese vor dem Abrutschen in den Bodensatz der Mitte-Rechte zu bewahren.