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"Die beiden Gelehrten Gabundus und Terentius diskutierten 14 Tage und 14 Nächte
lang über den Vokativ von Ego. Am Ende griffen sie zu den Waffen."
Umberto Eco
Das würde ich nicht sagen. Unser Rechtsempfinden ist noch stark von den alten Germanen beeinflußt. Man denke an das Gastrecht, man denke an den Handschlag und die Angewohnheit, aus Höflichkeit in die Augen zu schauen, man denke an Begriffe wie Treue und Loyalität, an den Schwur, der heute noch geleistet wird, an die starke Rolle der Frau, die sich heute noch zum Beispiel in Westfalen widerspiegelt, an die immer schon präsente Rolle der Kräuterheilkunde, an die Symbolik der Bäume, vor allem der Eiche, an die hohe Bedeutung der Wälder für die Deutschen, und nicht zuletzt denke man an rechtliche Konstruktionen, die noch heute nachwirken wie die soziale Organisation, die soziale Absicherung als zentralen Mittelpunkt, die im Mittelalter in die Lehnsherrschaft mündete, in die Zünfte und sich heute in Sozialversicherungen und Sozialhilfe wiederfindet. Man sehe auch die Erbpacht als direkten Nachfolger germanischen Stammesrechts und so weiter. Die Lehren der Bibel wirken dem gegenüber immer noch wie ein Fremdkörper in unserer Gesellschaft.
Das Gastrecht gibt es überall auf der Welt. In die Augen schauen haben die Germanen auch nicht erfunden. Den Handschlag auch nicht. Treue und Loyalität haben die Germanen auch nicht erfunden.
Und die hohe Bedeutung der Bäume kommt daher, daß es in Deutschland so viel Wald gibt.
Ach ja, und was die Frau angeht: Die gehörte in Germanien dem Mann und konnte zusammen mit Haus und Hof beim Würfelspiel verloren werden.
Es steht außer Frage, daß sich in der menschlichen Geschichte Werte parallel in verschiedenen Kulturen entwickelten, wenn auch nicht in jeder. So ist es bei den Moslems nicht möglich, dem anderen Geschlecht die Hand zu geben oder ihm in die Augen zu schauen, bei den Eskimos gibt man traditionell nicht die Hand, sondern reibt die Nase, nur mal als Beispiel.
Über den Wert der Frauen in Germanien machst du dich lieber noch einmal schlau. Sie fungierten als Ratgeber und Partner, zogen sogar mit in die Kriege, stellten ihr Wissen in medizinischen Belangen zur Verfügung. Nicht umsonst waren sie zu Beginn der Christanisierung auch diejenigen, die im Gegensatz zu den Männern des Lesens und Schreibens kundig waren. Ihre Rolle wurde erst im christlichen Mittelalter zurückgedrängt.
Germanische Frauen waren damals nicht des Schreibens und Lesens kundig, weil man in der vorchristlichen Zeit weder gelesen noch geschrieben hat. Jedenfalls nicht in Germanien. Du phantasierst Dir da was zusammen.
Frauen zogen auch nicht mit in die Kriege, wenn zum Beispiel die Wikinger im Frühjahr zu ihren Raubzügen loszogen. Die blieben zu Hause bei den Kindern. Oder sind die Kinder auch mit in die Kriege gezogen?
Und nur weil die Eskimos sich die Nase zur Begrüßung reichten, heißt das noch lange nicht, daß die alten Germanen das Händeschütteln erfunden haben.
Die tiefsten Brunnen tragen die höchsten Wasser - Meister Eckhart
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