Selbst der gestrenge Reformator Calvin betonte immer wieder wie tief der Mensch nach der Erbsünde gefallen ist. Hier ein Ausschnitt aus seiner Auslegung der Davidpsalmen. Dort wird betont, dass wir nicht mehr Ebendbilder Gottes sind. Wir sind Würmer und kriechen. Daraus lässt sich schließen, dass die Erbsünde einen Umbruch bewirkt haben muss und die edlen Gaben die Gott geben wollte, besudelt und ins Gegenteil verwandelt wurden.
Was ist der Mensch? Ein elendes gebrechliches Wesen, das unter den verächtlichsten Geschöpfen im Staub der Erde kriecht! Würde Gott sich durch die Würdigkeit des Menschen bestimmen lassen, so könnte er ihn nur gering und für nichts achten. Durch die Anwendung der Frageform hebt der Dichter diese Niedrigkeit des Menschen noch mehr hervor. Wir sollen Gottes wunderbare Güte daraus am deutlichsten ersehen, dass der große Künstler, dessen Majestät den Himmel mit Glanz erfüllt, dieses elende, nichtsnutzige Lebewesen, den Menschen, mit der größten Herrlichkeit zieren und mit unzähligen Gaben schmücken wollte. Denn wenn Gott beabsichtigte, seine Freundlichkeit zu erweisen, so hatte er es nicht nötig, den Menschen aus dem Staube und dem Kote zu erwählen, um ihn über alle anderen Geschöpfe zu setzen: er hätte dafür auch im Himmel seine Geschöpfe gehabt. Wer vor diesem Wunder nicht staunend still steht, der ist ganz undankbar und stumpfsinnig. Aus dem gleichen Grunde nennt David auch den Himmel den Himmel Gottes und das Werk seiner Hände. Was hat den Herrn bewogen, an diesem edelsten und herrlichsten Teil seines Werkes vorbeizugehen und sich zu uns Würmern herabzulassen? Was anders, als das Verlangen, seine Güte in ihrer ganzen Größe zu zeigen? Hieraus lernen wir, dass diejenigen Gottes Güte schändlich missbrauchen, die sich durch ihren Vorzug zum Stolz verleiten lassen, als ob sie durch ihre Arbeit erworben und verdient hätten, was sie sind. Unser Ursprung muss uns vielmehr immer daran mahnen, dass diese Gnade Wesen geschenkt ward, die sonst ganz verworfen, unrein und unwürdig sein würden. Alles Ehrenwerte, was wir bei uns finden, muss unser Herz antreiben, die unverdiente Güte Gottes zu preisen. Dass Gott des Menschen „gedenkt“, will sagen, dass er mit väterlicher Liebe sich seiner annimmt, um ihn unter seinem Schutze zu bewahren und zu hegen.
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