Zitat von
houndstooth
Diese Situation gibt ein gutes Beispiel fuer meinen Pruefungskriteriumset zur Glaubwuerdigkeit von Aussagen: wenn nicht alle drei Kriterien erfuellt werden ist die Darstellung sehr suspekt:
Ist Geschildertes:
- logisch moeglich?
- logisch wahrscheinlich?
- wurde es zeit- und raeumlich anderswo im Wesentlichen gleichermassen dargestellt?
Im vorliegenden Fall decken sich 'Diskurti's Quellendarstellung im Wesentlichen mit der Meinigen: Dies erfuellt den ersten der drei Pruefungskriteria zur Glaubwuerdigkeit des geschilderten Vorgangs der 2. auch moeglich sein konnte und somit das Zweite der drei Pruefungskriteria zur Glaubwuerdigkeit des geschilderten Vorgangs erfuellt.
Diskurti's Quelle :
" traf der Bombenwurf ins Innere des Fahrzeugs, streifte den Hals der Herzogin und wurde vom Herzog mit einem Reflex des Arms hinters Chassis abgelenkt. "
Meine Quelle (HISTORY OF THE GREAT WAR; 1921; VOLUME I)
" The Archduke escaped this attack - it is said, by warding off the bomb with his arm - and proceeded to the town hall." *
" Der Erzherzog entkam diesem Angriff - es wurde gesagt er habe die Bombe mit seinem Arm abgewehrt - und fuhr zum Rathaus weiter."
- Um ein schnelles Objekt reflektiv abwehren/ablenken zu koennen, setzt voraus, dass man es erst als Solches erkennen muss. Franz Ferdinant hatte in der Menschenmenge just in dem Augenblick des Wurfes den werfenden Mann gesehen? Moeglich, doch unwahrscheinlich!
- Franz Ferdinant sass auf der Hinterbank des offenen Wagens am Ende der Geschossbahn der Bombe. Moeglich.
- Um die geschmissenen Bombe jedoch mit einem Reflex seines Arms abzulenken haette vorausgesetzt dass der Einundfuenfzigjaehrige in Sekundenbruchteil die Geistesgegenwart dazu gehabt hatte. Moeglich, doch unwahrscheinlich!
Diese Fragwuerdig-/Unwahrscheinlichkeiten komprimittieren das dritte Glaubwuerdigkeitskriterium des geschilderten Vorgangs und somit seine Glaubwuerdigkeit
per se . Ich nehme an , dass diese Version die offizielle, romantische Darstellung der damaligen oesterreichischen Behoerden gewesen war.
Doch moderne Authoren forschen in Archiven nach und geben dortige Informationen wieder.
[Links nur für registrierte Nutzer]ist dem Buch von Martin Gilbert ; FIRST WORLD WAR; 'A COMPLETE HISTORY'; Seiten 16 -17 entnommen.
Ergo :
" Der erste Bombenwurf prallte an Seite der Limousine ab, exlodierte und verletzte zwei Offiziere im darauffolgenden Wagen. Franz Ferdinand kuemmerte sich darum dass die Offiziere schnell in ein Krankenhaus kamen und versicherte sich, dass der Attentaeter gefasst worden war. Danach fuhr Franz Ferdinand mit seinem Besuchsprogramm fort; er besuchte die Sarajewo Stadthalle und hoerte sich die Rede des Buergermeisters an."
(Quelle: Martin Gilbert ; FIRST WORLD WAR; 'A COMPLETE HISTORY'; Seiten 16 -17)
Während er durch die Straßen im Zentrum dieser Ortschaft fährt, wurde von einem jungen slawischen Drucker namens Cabrinovic eine Bombe auf sein Auto geworfen. Cabrinovicstammte stammte aus Herzegowina und gehörte dem serbisch-orthodoxen Glauben an. Der Erzherzog entkam diesem Angriff - es wurde gesagt er habe die Bombe mit seinem Arm abgewehrt - und fuhr zum Rathaus weiter. Ein Adjutant, der sich in einem der folgenden Autos befand, wurde von einem Bombensplitter am Hals verletzt. Auch einige Zuschauer wurden dabei leicht verletzt. Als der Erzherzog und seine Gemahlin im Rathaus eingetroffen waren, war seine Kaiserliche Hoheit wütend und voller Zorn und sagte zum Bürgermeister, der dort zugegen gewesen war um eine Ansprache zu halten: "Wozu sind Ihre Reden gut? Ich komme nach Sarajewo zu Besuch, und Bomben werden auf mich geworfen. Das ist unverschaemt". Nach kurzer Zeit fuhr der Erzherzog in Prozession vom Rathaus zum Bahnhof zurück.
Er hatte nur eine kurze Strecke zurueckgelegt als ein zweiter Versuch sein Leben zu nehmen unternommen wurde.Dieser Versuch war erfolgreich. Zuerst warf ein anderer Slawe, ein bosnischer Gymnasiast namens Princip, der ebenfalls dem serbisch-orthodoxen Glauben angehörte, eine Bombe seinem Auto entgegen. Die Bombe explodierte nicht. Daraufhin feuerte Princip drei Schüsse von einer Pistole ab. Der erste Schuss traf den Erzherzog am Hals. Die Herzogin, versuchte seinen Körper zu decken, warf sich vor ihn und hielt ihn liebevoll in ihren Armen. Die zweite und dritte Kugel folgten und fanden ihr Ziel in den Körpern des königlichen Paares daß sich zu diesem Zeitpunkt vollständig umschlungen hatte. Regierungschef General Potiorch der mit im Wagen des Erzherzogs saß, entkam einer Verletzung. Während der Erzherzog und die Herzogin schnell zur Residenz des Generalbeauftragten des Erzherzogs gebracht wurden, vfersuchte der Erzherzog noch mit letzter Kraft seine Frau zu beschwören: "Sophie, lebe für unsere Kinder!" , aber beide waren jenseits aller menschlichen Hilfe als sie die Residenz erreicht hatten, und dort und dann erhielten sie das Letzte Sakrament und atmeten ihren letzten Atemzug.
Zum Gruße und Dank für die Recherchen sowie die Darstellung. , .
Ich las von dem Ablauf bei Milo Dor, Wladimir Dedijer, Hertha Pauli sowie in Wiki..
Sie berichteten meines Wissens übereinstimmend den von mir geschilderten Verlauf.
Zur Bombe..
Die Reflexabwehr des Herzogs hinter das Chassis halte ich für wahrscheinlich
Denn die Bombe explodierte v o r dem Folgefahrzeug. Als exzellenter Schütze (zigtausende von Vögeln..) musste er über eine sehr gute Feinmotorik verfügen..
Eine abprallende Bombe wäre n e b e n die Fahrspur gefallen, nicht vor den Wagen dahinter.
Ebenso übereinstimmend las ich von 2 Schüssen wovon der erste S Chotek in den Unterleib traf, also derjenige durch die Wagentür.,.
Aber auf 1 weitere Kugel kommt es auch nicht mehr an. , .
Princip wollte nach eigener Aussage Potiorek treffen,.,
Hier noch ein Stück Verschwörungsverdacht..
Der Irrtum des 1. Fahrers als er fälschlich auf die Lateinerbrücke einbog, konnte kein Versehen sein. Eine Absicht schließe ich aus. Da bleibt nur die fehlende bzw unzureichende Information. Weshalb sonst sollte dieses Missgeschick passieren?
Alle Teilnehmer befanden sich nach dem Bombenwurf in höchster Alarmbereitschaft und dementsprechend von gesteigerter Wachsamkeit
Auch die Fahrer waren quasi-militärisch geschult und passten genau auf.
Ein Versehen war also nahezu ausgeschlossen als die ganze Wagenkolonne dem ersten Fahrer folgte. Und das über eine langsame Strecke von 50-100 Metern, also bestimmt länger als 10 sec..
Keiner der Teilnehmer zeigte sich irritiert oder intervenierte als endlich der Landeshauptmann Oskar Potiorek nach 10+ Sekunden dem Fahrer Halt befahl, zufällig am allergefährlichsten Ort wo Princip herumstand mit Pistole zur Hand.
Die Länge des Wegs beweist dass die Wenigsten im Bilde waren. Falsche Befehle mussten ausgegeben worden sein . Wahrscheinlich wusste nur Potiorek Bescheid.
(ich halte ihn für die Schlüsselfigur der Verschwörung..) .,und intervenierte erst nach 50+ Metern.. Das lässt Rückschlüsse zu. Potiorek war ein Militär (er wurde anschließend zu Oberbefehlshaber der KuK Balkanstreitkräfte ernannt..)
Er kannte als Landeshauptmann Sarajewo wie seine Westentasche.
Warum hat er nicht reagiert ?
„Potiorek hatte die Verantwortung für die laxen Sicherheitsmaßnahmen zu tragen, ganz zu schweigen davon, dass er nach dem ersten Anschlag darauf gedrängt hatte, den Thronfolger nicht umgehend aus der Stadt bringen zu lassen, ...[Links nur für registrierte Nutzer]“