Zitat von
Kenshin-Himura
Ich habe meine Meinung darüber geändert, was das Verhältnis von Deutschland zu Russland betrifft. Sicherlich ist ein Staat, wie Russland es ist, nicht gerade das, was ich mir unter einem für die Zukunft dauerhaft vernünftigen Staat vorstelle - nur jetzt in diesem Moment, ist er vernünftig. Demokratie braucht halt auch die entsprechenden Vorraussetzungen, sprich: Rückhalt in der Bevölkerung. Es ist sehr kritisch und problematisch zu sehen, wenn man bestimmten Ländern die Demokratie ,,aufzwingen" will. Dies sehe ich nicht erst seit jetzt so. Dennoch sind natürlich Militär-Interventionen - auch dabei bleibe ich - auch gegen ,,Völkerrecht" usw. sinnvoll, wenn sie der Verteidigung dienen. Das war meiner Meinung nach beim Afghanistan-Einsatz (auf jeden Fall zu Anfang, nicht unbedingt das was am Ende aus ihm wurde), und beim Iraq-Krieg ziemlich klar der Fall. Nun ist also die Frage, ob von Russland auch eine solche Gefahr ausgeht. Sollte dem nicht so sein, wäre eine Zusammenarbeit gegen gemeinsame Gegner (,,Realpolitik") sehr nachvollziehbar. Allerdings ist natürlich die Frage, wo die Grenze von der ,,Realpolitik" zum fahrlässigen internationlen moralischen Aufwerten von unmenschlichen Staaten liegt. Darf man - wenn es so ist - auch mit dem Iran verhandeln? Ich denke nicht. Es irritierte mich jedoch schon immer, dass auch kluge Köpfe wie Helmut Schmidt, Gorbatschow oder Scholl-Latour eine so positive Sicht auf Russland und Putin zeichneten. Womit sie wohl Recht haben, wie ich jetzt zugeben muss, was allerdings nichts daran ändert, dass Gerhard Schröder, der auch diese Ansichten vertritt, ethisch extrem fragwürdig ist. Seinen Applaus kann man sich nicht aussuchen.
Sicher ist für mich Folgendes:
1. Das Schimpfen der westlichen Presse auf Russland hat nichts mit den ,,Menschenrechten" in Russland zu tun, sondern ist in der Tat eine durchsichtige, erbärmliche Kampagne (z.Bsp. die Storys über die böse russische Staatsmacht gegen liebe, ungefährliche Demonstranten, das Aufblasen von kleinen Splittergruppen zu riesigen Staats-Kritiker-Bewegungen allgemein, oder die angebliche ,,Drohung" von Putin gegen die westliche Welt mit Atombomben).
2. Die Demokratie will in Russland keiner, man ist mit Putin recht zufrieden.
Bleibt bei Russland an bedenklichen Dingen für mich ,,nur" noch die merkwürdigen Morde an Regime-Kritikern. Allerdings ist da ja auch nichts bewiesen, dass Putin da was damit zu tun hat. Und wenn ich alles zusammenzähle, die lächerlichen Presse-Kampagnen etcetera, komme ich inzwischen zu dem Schluss, dass von Russland wohl wirklich keine Gefahr ausgeht. Eine vertiefte Zusammenarbeit mit Russland, die auf eigenen nationalen Interessen beruht, wäre daher sehr erstrebenswert - auch auf Kosten eines eventuell schlechter werdenden Verhältnisses zur USA.