Heute vor 100 Jahren wurde der Dresdner Wunderläufer Rudolf Harbig geboren.
Der Dresdner hielt als bisher einziger Mensch alle Weltrekorde von 400 bis 1.000 Metern. Seine Überlegenheit ist vielleicht mit der des heutigen Supersprinters Usain Bolt zu vergleichen. Oft folgten Harbig die Zweitplatzierten im Sekundenabstand. Selbst jetzt erreichen deutsche Meister nicht immer seine 46,0 Sekunden über 400 Meter und die 1:46,6 Minuten über 800 Meter! Die Wunderzeit über die zwei Stadionrunden hielt 16 Jahre allen Angriffen stand. Harbig war der Konkurrenz und seiner Zeit voraus.
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Jedoch, er lebte in seiner Zeit – aber das tun wir mehr oder weniger alle! Seine NSDAP-Mitgliedschaft ist auf den 1. Mai 1937 datiert, er war SA-Sturmmann – wie fast die gesamte Männer-Nationalmannschaft –, er unterzeichnete mit anderen Sportlern staatstragende Erklärungen. Harbig war Kriegsfreiwilliger als Fallschirmjäger und gilt seit März 1944 als verschollen.
Obwohl der Sport in der DDR-Öffentlichkeit eine herausragende Rolle spielte, hatte man deshalb so gewwisse Probleme mit seinem Erbe. Besonders nach der Flucht seiner Tochter in den Westen wurde es ruhig um ihn. Man sprach nunmehr eher vom Dynamo-Stadion, nicht mehr vom Harbig-Stadion. Wenn auch das Stadion heute (geschmackvollerweise!) auf „Glücksgas“ umgetauft wurde, sein Name im "Weltrekordstadion" liquidiert wurde, so gibt es doch immerhin Schulen, Turnhallen, Straßen mit seinem Namen.
Nutzen wir also den Anlass und gedenken heute dieses großartigen Menschen und Sportlers, sowie sein tragisches Ende; aber auch wie die jeweilige Gesellschaft so mit Ihren Vorbildern umgeht.