Zitat von
Leibniz
Damit meint sie vermutlich Personen wie mich. Vor wenigen Wochen kündigte ich mein FT-Abo. Die etablierten deutschen Medien boykottiere ich bereits seit geraumer Zeit durch stringente Meidung aller Seitenaufrufe. Ich gebe Dir jedoch auch vollständig Recht darin, dass die vermittelten Inhalte nicht geringen Wert haben, sondern zu 99% völlig wert- und belanglos sind. Zusätzlich stelle ich immer wieder fest, dass teilweise eine Art von Pornografie des Leids und Schicksals anderer Menschen veröffentlicht wird. Wenn beispielsweise die Kurzmitteilung verbreitet wird, dass mir völlig unbekannte Personen möglicherweise noch besonders tragisch verunglückt sind, fehlt mir auch hier der Nutzen, während zugleich in unangenehmer Weise die Vergänglichkeit und Empfindlichkeit des Lebens der Nächsten beschwört wird.
Zusätzlich ist meine Überzeugung, dass die deutsche Presse das Kunststück vollbracht hat, eine vor Idiotie schreiende Nachricht nach der anderen zu veröffentlichen. Beispielsweise wie sich zwei Politiker darüber streiten, ob der Regionalexpress der Deutschen Bahn eine separate erste Klasse aufweisen sollte. Wenn Mandatsträger ihre bezahlte Arbeitszeit belanglosen Details wie diesen widmen, findet wirklich eine Beleidigung des Souveräns statt. Die resultierende Frage wäre, ob die Diskutanten ihre Audienz für derart unterbelichtet halten oder es selbst sind.
Neben den beschriebenen Belanglosigkeiten kann ein Teil der Inhalte auch als lupenreine Propaganda bezeichnet werden. Dabei wird oftmals derart offensichtliche und primitive Agitation betrieben, dass mir nichts mehr einfällt. Zusätzlich wird gelogen, Fakten werden zugedichtet und ungültige Schlussfolgerungen getätigt, sofern sie der abgezielten Ideologie nutzen.
Insgesamt ist die FT durchaus eine qualitativ hochwertige Zeitung, sofern ein Leser sich eine Zeitung zumuten möchte. Neben spezialisierter, kommerzieller Research-Veröffentlichungen war meine Auffassung ohnehin bereits seit langer Zeit, dass alle relevanten Nachrichten an Zinssätzen, Renditen und Wechselkursen abzulesen sind. Beispielsweise fiel der Kurs einer hundertjährigen Argentinien-Anleihe mit reichhaltigen Coupons vorgestern auf Kurse um die 40 Cent/USD Nennwert. Die Interpretation eines Journalisten, dass die Staatspleite droht, ist zumindest für mich wertlos.
Fernsehen und Radio erscheint mir ohnehin bereits seit längerer Zeit als mittlere Zumutung. Mangels Empfangsgerät erhalte ich nur gelegentlich und kurzzeitig einen Einblick in die ausgestrahlten Inhalte, wenn ich unterwegs bin. Es erscheint mir immer wieder unbegreiflich, wie Menschen ihre Zeit dafür aufwenden können, diesen geistlosen Unsinn zu ertragen.