Ich habe gestern einen sehr interessanten Artikel in der NZZ gelesen. Ist schon etwas älter (1 Jahr circa) aber da er mich zum Nachdenken angeregt hat, wollte ich ihn euch natürlich nicht vorenthalten.
Ganzer Artikel:...Viele Musliminnen betrachten das Tragen eines [Links nur für registrierte Nutzer]als religiöse Pflicht, als unveräusserlichen Bestandteil ihres Glaubens. Daher ist diese Form der Kopfbedeckung in nahezu allen islamischen Ländern verbreitet. Die totale Verschleierung hingegen findet sich hauptsächlich in[Links nur für registrierte Nutzer] und in Afghanistan mit der verschärften Variante der Burka. Selbst Iran, Schauplatz der ersten islamistischen Revolution, kennt keine derart radikale Verhüllung des weiblichen Körpers.Nikab und Burka sind gerade keine Symbole des Islam, sondern ein regionaler Brauch, der nicht durch die Glaubensfreiheit geschützt wird. Auch die Genitalverstümmelung fällt nicht unter das Religionsprivileg, nur weil sie in einigen muslimisch geprägten Ländern praktiziert wird.
Toleranz bedeutet nicht, alles anzuerkennen, was von aussen an eine Gesellschaft herangetragen wird.
Der Ganzkörperumhang ist ein politisches Statement. Wer in Europa einen Nikab trägt, bekennt sich zu jenem ultraorthodoxen Islam der Wahhabiten und der Taliban. Sein Fanatismus und seine Intoleranz bedeuten im Wortsinn eine Kampfansage an die Werte der Aufklärung, denn Kaida und Islamischer Staat haben den gewaltbereiten Puritanismus zur weltanschaulichen Grundlage ihrer Welteroberungsphantasien gemacht. Man muss schon arg vom Bazillus des Werterelativismus angekränkelt sein, um dieser Ideologie des Hasses einen Platz in Europa zuzugestehen.
Toleranz bedeutet nicht, alles anzuerkennen, was von aussen an eine Gesellschaft herangetragen wird. Diese Feststellung muss man sich in Zeiten von Globalisierung, Migration und einem verbreiteten Gefühl des «Anything goes» immer wieder in Erinnerung rufen. Auch der weltoffene, freiheitlich-pluralistische Staat hat die Aufgabe, eigene Massstäbe zu setzen und zu verteidigen. Nicht der Islam als solcher, aber bestimmte Interpretationen fordern unsere Werteordnung heraus. Sie erfordern Antworten, weil das Zusammenleben einer säkularen Mehrheitsgesellschaft mit der muslimischen Minderheit manchmal Probleme aufwirft.
Das Individuum wird aufgehoben
Die volle Verschleierung steckt Frauen in ein Gefängnis aus Stoff, das sie sinnbildlich aus der Gesellschaft verbannt und zu Objekten männlicher Verfügungsgewalt degradiert. Wer sein Gesicht nicht zeigt, sich unkenntlich macht, ist nicht existent. Das Individuum wird aufgehoben, auch wenn es sich das Tuch freiwillig überstreift. Der Nikab passt definitiv nicht in eine Welt, in der Gleichberechtigung herrscht. Ein Verbot ist Symbolpolitik im besten Sinn: Es lässt keinen Zweifel daran, dass die systematische Benachteiligung eines Geschlechts nicht zu Europa gehört...
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Natürlich interessiert mich eure Meinung zu dem Thema. Ergänzend sei mir die Frage gestattet "welche Kopfbedeckung toleriert ihr, wo sind eure Grenzen?"