Fast ein Viertel aller Juden stammt aus der ehemaligen Sowjetunion.
Wird Russisch zur neuen Hauptsprache des Judentums?
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Mit Jiddisch konnte ein Jude früher ohne Probleme in fast allen Ländern zurechtkommen. Für die Mehrheit der 18 Millionen Juden, die vor der Schoa auf der ganzen Welt lebten, war Jiddisch die Muttersprache. Es war aber noch mehr: eine Lebensweise, verbunden mit Sprache, Kultur, Kochkunst, sowie eine emotionale Bindung und Identifikation mit dem Judentum.
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»Russisch ist das Jiddisch von heute, die Sprache der jüdischen Diaspora«, sagte der Historiker David Shneer, Inhaber des Louis-P.-Singer-Lehrstuhls für jüdische Geschichte an der Universität von Colorado kürzlich in einem Interview mit der israelischen Tageszeitung »Haaretz«.
Gab es um 1900 noch mehr als fünf Millionen Juden innerhalb der Grenzen des Russischen Reichs, so leben im Jahr 2019 viermal so viele russischsprachige Juden außerhalb der ehemaligen Sowjetunion. In den jüdischen Gemeinden in den USA und Kanada ist knapp ein Viertel der Menschen russischer Herkunft, in Israel sind es 18 Prozent und in Deutschland sogar fast 80 Prozent.
HERKUNFT Die gemeinsame Sprache wird gepflegt, auch weil sie eine Möglichkeit ist, mit dem Judentum in Verbindung zu bleiben. »Russische Juden sprechen mit ihren Kindern Russisch, weil sie dadurch eine Beziehung zum Herkunftsland vermitteln wollen. Russisch ist eine Sprache, die sie mit ihrem Judentum verbinden«, sagt Shneer über die russischen Juden. (...)