Schau mal hier...
[Links nur für registrierte Nutzer]
Von Nick Brauns
Vor einer Woche begann die Offensive der dschihadistischen Milizen des Islamischen Staates (IS) auf kurdische Siedlungsgebiete. Die dort stationierten mehreren tausend Peschmerga der Demokratischen Partei Kurdistans (KDP) des kurdischen Präsidenten der Massud Barsani hatten sich trotz ihrer zahlenmäßigen Überlegenheit gegenüber den vorrückenden Dschihadisten aus der von Jesiden bewohnten Region Sengal sowie der irakisch-syrischen Grenzstadt Rabia zurückgezogen. Als »taktischen Rückzug« rechtfertigte die kurdische Führung ihr so gar nicht in das Bild der furchtlos dem »Tod ins Auge Sehenden« – so die Bedeutung des Wortes Peschmerga – passendes Handeln.
Die Peschmerga hätten die Offensive des IS auf Sengal heraufbeschworen, indem sie grundlos ihre Stellungen verlassen hatten, beschuldigen nun viele Kurden Barsanis KDP des Verrats. »Was in Sengal geschieht, ist kein Zufall, sondern ein militärisches Komplott der KDP und der IS-Terroristen gegen die Jesiden«, heißt es so in einer Protestresolution jesidischer Frauen. Da die Bedrohung der Jesiden absehbar war, hatte die Führung der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) in den nordirakischen Kandil-Bergen bereits im Juni angeboten, Guerillakräfte nach Sengal zu schicken. Doch Barsani hatte sich dagegen ebenso gesperrt wie gegen den Ruf der Bevölkerung nach einer Aufstockung der Peschmerga in diesem Gebiet.
Dorfbewohner baten die abziehenden Peschmerga, ihnen Waffen zum Selbstschutz dazulassen. Doch die Peschmerga nahmen der Bevölkerung statt dessen noch die wenigen eigenen Waffen ab. Die KDP-Peschmerga »taten nichts, sie rannten davon«, zitiert die Nachrichtenagentur Firat eine zum Grenzübergang nach Rojava geflohene Jesidin namens Aischa, die die Peschmerga beschuldigte, der Bevölkerung auch noch Geld und Schmuck geraubt zu haben. »Die Peschmerga töteten zwei Dorfbewohner vor unseren Augen, fügte eine andere Frau, Naam Seido, hinzu. »Sie haben uns nicht geschützt, sondern getötet.« Eine Reihe von Peschmerga – insbesondere aus den Reihen der mit der KDP konkurrierenden Patriotischen Union Kurdistans (PUK) – verweigerte allerdings den Rückzugsbefehl. Gemeinsam mit Guerillakämpfern der PKK, den Volksverteidigungseinheiten (YPG) aus Rojava sowie den aus jungen Jesiden gebildeten Sengal-Verteidigungseinheiten kämpfen sie gegen den IS.
[Links nur für registrierte Nutzer]