Zitat von
Smultronstället II.
Nichts.
Tätowierungen mögen einmal Geschichten erzählt haben, Geschichten von der Haft etwa, dem Leben als Seeman oder einer verbrecherischen Vergangenheit, auf die man nicht mehr gerne angesprochen wird, aber heute sind sie nur noch Ausdruck ungelebten Lebens. Tätowierte haben keine Geschichten mehr zu erzählen, sie sind nur noch buntbemalte Schafe.
Mir scheint auch, dass umso mehr Männer entmännlicht werden, umso weniger Rechte sie in dieser feministischen Diktatur genießen, sie umso mehr sich eine plastikhafte Ersatzmännlichkeit konstruieren, die so falsch ist wie Kunstleder. Vor kurzem etwa waren wir mit der Familie beim Mongolen essen, und mein Bruder witzelte darüber, dass ich auch Gemüse und Tofu vom Menü genommen habe. Das ist insofern bemerkenswert, weil er ein Mann ist, der ansonsten gar keine Probleme mit Feminismus, mit Refugees Welcome, mit Globalismus, usw. hat und gar die SPD wählt. Sowas ist meiner Erfahrung nach ganz typisch: Mann hört nur Viking Metal, würde nie mal einen Gedichtband lesen oder in die Oper, geschweige denn in die Kirche, gehen, muss kiloweise Fleisch fressen und Bacon, Bratwurst, Bier, Schnaps herunterschlingen, aber wenn ich dann über meinem Grünen Tee und Tofu sage, dass ich zwischen NPD und AFD schwanke, ist das Entsetzen jedesmal groß. In diese Form der plastikhaften Ersatzmännlichkeit würde ich auch Tätowierungen einordnen. In dieser Heavy Metal Szene, in der ja auch ich aufgewachsen bin, ist das ja eh schon lange Mode - und da sind eigentlich alle so liberale Sozialdemokraten. Das männlichste, was man heute tun kann, ist untätowiert und sauber rasiert zu sein.