Ich hab das schon mehrmals aus eigener Erfahrung beschrieben. Es ist keine Behauptung, sondern selbst erfahrene Tatsache, zumindest in meinem und den mir bekannten Betrieben der Feinmechanik und der Elektrotechnik.
Die allermeisten Arbeitsplätze in unserem Betrieb (an den Montagebändern wie auch in den Zulieferabteilungen - Stanzerei, Kunststoffspritzerei, Lackiererei, Endmontage, Abgleich- und Justage, Endprüfung usw.) waren getaktet und wurden bei der Einrichtung nach den damaligen Methoden der Arbeitsbewertung Refa und MTM mit Stoppuhren gemessen und klassifiziert.
Das hieß dann auf einem fiktiven Bewertungsbogen für den Arbeitsplatz ABC beispielsweise:
- Teil 4711 aus dem Kästchen greifen: 1,5 Sekunden.
- Teil plazieren: 2,8 Sekunden
- Teil festschrauben: 4,3 Sekunden
- Griff nach nächstem Werkstück: 2,3 Sekunden
Danach wurde dann für diesen Arbeitsplatz ein Lohnwert von XYZ errechnet. Und das wars dann auch schon.
An diesen Arbeitsplatz wurden dann die angelernten Arbeitskräfte gesetzt, völlig unabhängig von deren ethnischen Herkunft - und eben nach dem Bewertungsschlüssel bezahlt.
Da auch ständig Wechsel stattfanden, konnte man gar nicht nach Personen auswählen. Es gab Ausfälle wegen Krankheit, Urlaub, Unwohlsein und vielen anderen Gründen. Es gab auch Springer, die mehrere Arbeitsplätze beherrschten und bei Ausfällen einsprangen. Die verdienten auch ein bisschen besser als der normale Arbeitsplatz bewertet war.
Wie hätte man da Löhne einsparen oder drücken können?
Erstens galten die Löhne auch für die Einheimischen exakt gleich und zweitens gab es die Gewerkschaften, die sich rechtzeitig auf den Zug der Gleichberechtigung aller Ethnien gesetzt haben und sofort einen Riesenkrach angefangen hätten, wenn eine Türkin auch nur einen Pfennig weniger verdient hätte als eine Deutsche.
So sahen beispielsweise die getakteten Arbeitsplätze aus:
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Wenn da eine Frau angelernt war, spielte es keine Rolle, ob es sich um eine Deutsche, eine Italienerin, eine Spanierin oder eine Türkin handelte.
Ein richtiges Problem wurde dann, dass noch ab der ersten Sechzigerhälfte immer weniger deutsche Frauen an manuellen Arbeitsplätzen in Fabriken arbeiten wollten - aus welchen Gründen auch immer. Aber das wäre jetzt eine andere Diskussion.