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Thema: Kreislauf der Staatssysteme

  1. #21
    bin hier nur spazieren Benutzerbild von KatII
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    Standard AW: Kreislauf der Staatssysteme

    Zitat Zitat von solg Beitrag anzeigen
    Hypes werden nicht von "jedem Deppen" ausgelöst, sondern dadurch, dass in Redaktionsstuben und sonstigen bzw. vorgelagerten "multiplikationsfähigen Institutionen" entschieden wird den jeweiligen Deppen (bzw das was er fordert) ernst zu nehmen, um darauf aufbauend ganz eigene Agenden "im Namen des Volkes und der Demokratie" durchzudrücken. Der entsprechende Depp fühlt sich ernst genommen, erkennt aber in der Regel nicht/es ist ihm egal, dass er bzw. "sein Thema" nur als Rammbock des Systems benutzt wird und er als Depp bzw. seine Deppenmeinung überhaupt nicht beachtet worden wäre, wenn sie nicht in die Agenda des Systems gepasst hätte.

    Nur weil der Typ "klamaukesker RocknRoll-Politiker" ganz schwer angesagt ist, heisst das ja noch lange nicht, dass gerade alles aus dem Ruder läuft und jetzt jeder Dahergelaufene die Gesellschaft durch seine Meinung (mit-)gestalten kann.
    Es ist nämlich immer noch "das System" was seine Deppen aus dem Deppenpool herausfiltert, bevor er sie "herrschen" lässt, z.B. indem er ihre Meinung zur "Gesellschaftlichen Debatte" stellt.
    Die Deutungshoheit dieser Debatte haben dann aber letztlich keine Deppen, sondern ganz offensichtlich Leute, die ihr propagandistisches Handwerk sehr gut verstehen und international selbst unter ihren ideologischen Feinden auch Nachahmer finden.
    Das Bild, welches du zeichnest, wirk auf mich, als würdest du Menschen in zwei Klassen teilen: die Deppen Nullmenschen, deren Meinung, Belange, Tun keine Bedeutung haben; und die Anderen, für die das Gegenteil gilt. Es ist ein schwarz-weiß Bild. Tatsächlich, meine ich, aber, dass jeder auf jeden Einfluss übt, die Einen mehr die Anderen weniger.

    Zu heutiger Situation im Internetalter hat Dr. Kruse was gesagt:

    ...

    Herr Kruse, kann das Internet Revolution machen?
    Das Internet kann nichts bewegen, was nicht als Resonanzfeld in der Gesellschaft da ist. Um bewerten zu können, welche Bedeutung Aufschaukelungsprozesse im Netz auch für die Ereignisse außerhalb des Netzes haben, muss man sich ein bisschen klar machen, wie diese Netze strukturiert sind: Wenn die Vernetzungsdichte hoch ist, wenn die Zahl spontan aktiver Teilnehmer hoch ist und wenn es die Möglichkeit für kreisende Erregung gibt, etwa über Retweet- oder Likefunktionen, haben Sie die Grundvoraussetzung für Aufschaukelungen.
    Aber wo und wann tun Systeme das? Ist das ein reines Zufallsprodukt?
    Wenn man sich Hypes bei Youtube anschaut, sind das meist basale Phänomene, die mit Schadenfreude, Beschützerinstinkten oder Überraschungen spielen. Aber das, was die Aufschaukelung auslöst, sind immer Resonanzpunkte. Sie müssen immer etwas treffen, das im Bewertungssystem dessen, der das wahrnimmt, zu einer Art von Mitschwingen führt. Bei trivialen Dingen ist das hinreichend trivial: Da ist das Kind, das so lacht, dass man mitlachen muss, da sind Sex und Crime und solche Sachen. Wichtig ist aber auch hier zu sehen: Es schaukelt sich nicht irgendetwas per Zufall auf, sondern etwas, das auf einen Resonanzpunkt trifft.
    Wie funktioniert das im Fall von politischer Mobilisierung?
    Da treffen bestimmte Vorstöße immer auf Grundbedingungen in der Gesellschaft. In Nordafrika haben sie eine Jugend, die hinreichend frustriert war, sie haben dazu ein System, das lange Zeit versucht hat, stabil zu bleiben, unter großem Aufwand und mit Unterdrückung. Sie haben also auch hier einen Bereitschaftsraum für diese Resonanzen.
    Was ist der Unterschied zu klassischen Medien?
    Im Netz zählt nicht, wie in den klassischen Medien, Präsenz. Wenn sie im Fernsehen unterwegs sind, müssen sie Zeit besetzen, Präsenzzeit, dann brauchen sie nur noch Aufmerksamkeit, und dann hat das Ganze Bedeutung. In Netzwerken reicht Präsenz und Aufmerksamkeit nicht. Sie müssen beim anderen die Bereitschaft zu Aktivität auslösen. Wenn jemand einen Retweet macht, speist er eigenaktiv aus der Resonanz ins System zurück. Dann beginnt sich das System aufzuschaukeln.
    Wie bekommt man die Leute aber dann auf die Straße?
    Das ist die interessante Frage: Welchen Zusammenhang hat Netzmobilisierung mit Realmobilisierung? Wie wirklich ist das? Und warum bekommt das eine Wirkung und das andere nicht? Wenn sie in einem bedrohten Zustand leben, ist das alles viel unmittelbarer. Wenn sie in der DDR als einzelner auf die Straße gegangen sind, sind sie ein Risiko eingegangen. Dafür mussten sie eine bestimmte Schwelle überschreiten. Diese Schwelle ist immer auch eine Angstschwelle. Der Effekt von Masse ist: Sie gibt die Möglichkeit, die individuelle Angstschwelle zu reduzieren. So findet Aufschaukelung auch in der Realität statt. Und jetzt kommt das Spannende an der Mobilisierung im Internet: Wenn sie im Internet Massenphänomene erzeugen, reduzieren sie die Angstschwelle zur Realität. Die Wahrscheinlichkeit einer sichtbaren Demonstration steigt über die Vorbereitung in den Netzen.
    Wie geht die vonstatten - auch psychologisch?
    Das eine ist der Identitätsaspekt - das Gefühl, nicht alleine zu sein. Das erzeugt das Internet sehr schnell. Netzwerke haben hier die alten Vereins- und Verbandsstrukturen ersetzt. Der zweite Teil, der möglich ist, ist die Synchronisierung von Aktivitäten. Die Facebookparties der vergangenen Wochen zeigen uns das, wenn auch aller Inhalte entkleidet: Die Jugendlichen kommen einfach in den Rausch, sich schneller organisieren zu können als die Ordnungsinstanzen. So entstehen Massenveranstaltungen aus dem Nichts- etwas, was sich auch überhaupt nicht einordnen lässt: Ist das eine Demo? Oderist das einfach spontan?
    Warum hat der Rausch der schnellen Organisation bei den geplanten Pro-Guttenberg-Demos im März nicht funktioniert?
    Weil Guttenberg als identitätsstiftender Faktor zu gering war. Bloße Sympathie reicht vielleicht aus, einen "Like it"-Button zudrücken. Sie reicht aber nicht aus, die Aktivierungsschwelle für das Leben außerhalb des Netzes zu überschreiten.

    Aber eine16-jährige Hamburgerin reicht dafür aus?
    Da treffen sie auf eine immerwährende Bereitschaft der Jugend - gerade in Zeiten, wo Identitätsstiftung nicht mehr so einfach ist wie früher. Früher hat man das über Haarlänge geschafft, heute entdeckt die Jugend die Möglichkeit, sich mal wieder als Masse zu empfinden. Das braucht keinen Wertekern, das ist ein Wert in sich. Jugend spürt, dass es um ein Neuaushandeln von Macht geht in dieser Gesellschaft. Bevor sich das in qualitativen Sachen äußert, äußert es sich bei uns erstmal in so alltagsnahen Witzigkeiten.
    Ein Guttenberg wäre da nur störend?
    Haben Sie jemals ein System gesehen, das nicht anfängt, bei Sex, Crime und Party Resonanz zu zeigen?
    Zurück zu den politischen Organisationsformen: Warum sind die syrische und die jemenitische Revolution derart langlebig, obwohl der Zugriff auf Netzwerke in diesen Ländern so eingeschränkt ist?
    Die Grundfrage bleibt bei diesen Dingen tatsächlich, ob ein Resonanzfeld gewachsen ist, das zum Aktivierungspotential taugt. Das Internet beschleunigt dieses Potential, nicht mehr und nicht weniger.
    Wenn das Resonanzfeld mächtig genug ist, braucht es weniger Vernetzung?
    Es hat auch früher Revolutionen gegeben. Es ist doch albern zusagen, das Internet verursache Revolutionen. Es ist ein systemischer Raum, der große Aufschaukelungsprozesse in kurzer Zeit ermöglicht.
    Das Internet ist ein Brandbeschleuniger?
    Ich würde das nicht Brandbeschleuniger nennen, das gibt dem einen negativen Aspekt. Es ist ein Turbolader, ein Beschleuniger im Sinne von Wirkungsverstärker.
    Kann das Netz sich darin auch in sein Gegenteil verkehren - und dann als Turbolader in eine ganz andere Richtung funktionieren, hin zu mehr Kontrolle etwa?
    Netze werden immer ein Treiber von Transparenz bleiben. Das ist eine per se positive Funktion in einer Gesellschaft, die mit immer größeren Komplexitäten arbeiten muss; in der Menschen auch verdrossen sind, gar nicht mal von Politik als solcher, sondern von den Organisationsformen von Macht. In diese Systeme Transparenzen einzufügen, tut Gesellschaft gut. Und niemand wird langfristig damit durchkommen, Information zurückzuhalten.
    War der entscheidende Resonanzknoten der ägyptischen Revolution am Ende der Moment, an dem Mubarak das Internet abgeschaltet hat?
    Noch einmal: Der Resonanzraum entsteht nicht im Netz, dafür braucht es jahrelange gesellschaftliche Prozesse. Aber natürlich: Wenn jemand die Netze kappt, die eine Symbolfunktion für die Freiheit haben, ist furchtbar doof. Wer so etwas versucht, muss fürchterlich mächtig und konsequent gewaltbereit sein - siehe China 89. Oder er geht unter. Die Systeme professionalisieren sich da aneinander: Die Netzwerke perfektionieren ihre Umgehung von Macht, und die Machthaber radikalisieren ihre Unterdrückung.

    ...
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    'https://www.tagesspiegel.de/medien/interview-mit-peter-kruse-es-hat-auch-frueher-revolutionen-gegeben/4349588.html

  2. #22
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    Standard AW: Kreislauf der Staatssysteme

    Zitat Zitat von KatII Beitrag anzeigen
    Ja, diese Abstraktionen zu verarbeiten und selbst zu produzieren kann nicht jeder. Jedenfalls ist es ein sehr tiefgehender Shit, der mir ausgesprochen gut gefällt.
    Ich bin nie mit allen Aussagen einverstanden, egal, woher sie kommen. Wenn ich die Realität anders wahrgenommen habe, dann ist sie für mich so - obwohl ich versuche, alle Seiten zu beleuchten. Aber wer beleuchtet schon alles von allen Seiten - es ist doch fast immer die einseitige Schiene im Blickfeld. Ich würde Theosophie nicht als Shit bezeichnen - es zeigt mir auf, daß es vielleicht wirklich anders ist - weil meine Fantasie auch dahin geht - ich sehe nicht nur den Fleischklumpen Mensch - ich sehe darüber hinaus den Menschen als ein Wesen, daß einen besonderen Sinn zu erfüllen hat - und daß wir Lernaufgaben haben, in einer Familie, in Ehe, in Beruf und Berufungen, sehe ich genauso. Katherine Tingley z.B. hat sich in Amerika sehr um die Armen gekümmert, konnte aber die Gesellschaft nicht leiten, weil sie nicht mit Geld umgehen konnte, und Purucker hat die Gesellschaft übernommen, als sie hoch in den Schulden stand. Liegt auch daran, daß sie Geld nicht direkt ablehnen, aber alles fast verschenken. Nur - Menschen sind undankbar - wofür sie nicht hart löhnen müssen, ist nichts wert bei ihnen - also müssen sie blecken und dafür achten sie das, was dann ihr Eigentum ist.Darüber habe ich oft mit meiner theosophischen Bekannten diskutiert. Aber mit all dem Gelernten habe mir meine eigene Welt erschaffen, wie ich sie sehe und da fließt viel rein - so einfach mache ich mir das alles nicht und anderen auch nicht. :-)

  3. #23
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    Standard AW: Kreislauf der Staatssysteme

    Zitat Zitat von Tutsi Beitrag anzeigen
    Ich bin nie mit allen Aussagen einverstanden, egal, woher sie kommen. Wenn ich die Realität anders wahrgenommen habe, dann ist sie für mich so - obwohl ich versuche, alle Seiten zu beleuchten. Aber wer beleuchtet schon alles von allen Seiten - es ist doch fast immer die einseitige Schiene im Blickfeld. Ich würde Theosophie nicht als Shit bezeichnen - es zeigt mir auf, daß es vielleicht wirklich anders ist - weil meine Fantasie auch dahin geht - ich sehe nicht nur den Fleischklumpen Mensch - ich sehe darüber hinaus den Menschen als ein Wesen, daß einen besonderen Sinn zu erfüllen hat - und daß wir Lernaufgaben haben, in einer Familie, in Ehe, in Beruf und Berufungen, sehe ich genauso. Katherine Tingley z.B. hat sich in Amerika sehr um die Armen gekümmert, konnte aber die Gesellschaft nicht leiten, weil sie nicht mit Geld umgehen konnte, und Purucker hat die Gesellschaft übernommen, als sie hoch in den Schulden stand. Liegt auch daran, daß sie Geld nicht direkt ablehnen, aber alles fast verschenken. Nur - Menschen sind undankbar - wofür sie nicht hart löhnen müssen, ist nichts wert bei ihnen - also müssen sie blecken und dafür achten sie das, was dann ihr Eigentum ist.Darüber habe ich oft mit meiner theosophischen Bekannten diskutiert. Aber mit all dem Gelernten habe mir meine eigene Welt erschaffen, wie ich sie sehe und da fließt viel rein - so einfach mache ich mir das alles nicht und anderen auch nicht. :-)
    Es geht mir ähnlich wie dir. Und "Shit" ist einfach nur ein Jargon-Ausdruck meiner Rap-Kultur beeinflussten Generation Geiler Shit, und so, weißt. Klar, manche Aussagen klingen schon fast indoktrinierend, aber ich muss sie nicht übernehmen. Im Großen und Ganzen werden Modelle aufgestellt, die in sich schlüssig und mit dem Stand der Wissenschaft vereinbar sind. Z.B. das Spektrum unserer Sinne anhand von Wellenlängen dargestellt und die mögliche Entstehung aufgezeigt, hat mir die Sinne gesprengt. Das fetzt!

  4. #24
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    Standard AW: Kreislauf der Staatssysteme

    Zitat Zitat von KatII Beitrag anzeigen
    Es geht mir ähnlich wie dir. Und "Shit" ist einfach nur ein Jargon-Ausdruck meiner Rap-Kultur beeinflussten Generation Geiler Shit, und so, weißt. Klar, manche Aussagen klingen schon fast indoktrinierend, aber ich muss sie nicht übernehmen. Im Großen und Ganzen werden Modelle aufgestellt, die in sich schlüssig und mit dem Stand der Wissenschaft vereinbar sind. Z.B. das Spektrum unserer Sinne anhand von Wellenlängen dargestellt und die mögliche Entstehung aufgezeigt, hat mir die Sinne gesprengt. Das fetzt!
    Wenn ich bedenke, daß Leobrand, - welt-spirale-com - download - schon so einiges vor Jahrzehnten aufgeschrieben hat - er war Physiker - wo jetzt unsere Wissenschaftler in dieser Zeit nachschauen - und Einstein die Geheimehre - Kosmogenesis - von HPB auf seinem Nachttisch liegen hatte - dann sieht man schon, daß es interessiert hatte und heute hat.

    google: blavatsky theosophie geheimlehre

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    Die Geheimlehre beschäftigt sich mit der Entstehung der Welt und der Menschheit und setzt sich in diesem Zusammenhang mit den bestehenden Anschauungen von Wissenschaft, Religion und Philosophie auseinander. Es versucht den "[Links nur für registrierte Nutzer]" verstehbar zu machen, das nach diesem Ereignis stattgefundene aufzuzeigen und daraus folgend auf den "Sinn des Lebens", das "warum bin ich hier" hinzuleiten.

    [Links nur für registrierte Nutzer] (Es ist ein sehr merkwürdiges Buch und ich habe gerade meinem Physikerkollegen Prof. [Links nur für registrierte Nutzer] gesagt, er soll sich um ein eigenes Exemplar bemühen um es auf seinem Schreibtisch bereit zu halten. Ich drängte ihn, einen Blick in das Buch zu werfen, wenn er durch irgendein Problem behindert wird. Die Eigenartigkeit dieses Buches kann ihn entspannen oder vielleicht anfeuern .... Beispielsweise sagte sie [Blavatsky] hier etwas, das mich faszinierte und ich war erstaunt, wieviel Übereinstimmung hier mit moderner Physik besteht .... Dies zeigt hinlänglich, wie absurd die simultanen Aufnahmen der Nichtteilbarkeit und der Elastizität des Atoms sind. Das Atom ist elastisch, also ist das Atom teilbar und muß aus Partikeln oder Sub-Atomen zusammengesetzt sein. Und diese Sub-Atome? Sie sind entweder nicht elastisch, und in einem solchen Fall stellen sie keinen dynamischen Wert dar, oder, sie sind auch elastisch; und in diesem Fall, sind sie überdies auch abhängig von Teilbarkeit. Und folglich endlos. Aber endlose Teilbarkeit der Atome löst den Gegenstand in einfache Wirkung auf den Schwerpunkt, d.h. es schließt die Möglichkeit des Begreifens der Angelegenheit als objektive Substanz aus. Es gibt viele weitere bedeutende Aussagen von ihr [Blavatsky], die ich interessant finde ....)

  5. #25
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    Standard AW: Kreislauf der Staatssysteme

    Zitat Zitat von KatII Beitrag anzeigen
    Das Bild, welches du zeichnest, wirk auf mich, als würdest du Menschen in zwei Klassen teilen: die Deppen Nullmenschen, deren Meinung, Belange, Tun keine Bedeutung haben; und die Anderen, für die das Gegenteil gilt. Es ist ein schwarz-weiß Bild. Tatsächlich, meine ich, aber, dass jeder auf jeden Einfluss übt, die Einen mehr die Anderen weniger.
    Wenn du im Eingangsbeitrag schreibst, dass wir in einer Ochlokratie leben und jeder Depp im weiteren Sinne Einfluss üben kann, dann hast du doch bereits selber in Klassen unterteilt, da es sich ja bei einer Ochlokratie im weiteren Sinne um die Herrschaft der Deppen handelt, zumindest lt. Definition. Aber eigentlich ist das ja keine Herrschaft in dem Sinne, sondern genau die selbe Art von "Herrschaft", die man dem Volk in einer Demokratie zuschreibt.
    Wenn du also sagst, dass in einer Ochlokratie die Deppen (mit-)herrschen und relevanten Einfluss ausüben, dann müsstest du auch sagen, dass in einer Demokratie die Bürger (mit-)herrschen und relevanten Einfluss ausüben. Tun sie das? Kann jetzt wirklich jeder Depp seinen Senf dazugeben und die Demokraten ("Die da oben") mischen dann den Senf von jedem Deppen in einen großen Senftopf und fertig ist die Demo- bzw. Ochlokratie?
    Wer hat in einer Demokratie denn das Sagen (nicht nach Definition, sondern nach Tatsächlichkeit) und wer kann den Willen des angeblich ja herrschenden Volkes ohne Gewalt, sondern durch ausgefeilte und raffinierte Propagandatechniken dahin treiben, wo er sein soll bzw. unter keinen Umständen sein soll?

    In der Masse werden wir alle zu leicht manövrierbaren Deppen, weil wir nunmal Menschen sind und Menschen von Natur aus und in aller Regel keine eigenbrötlerischen Streuner, sondern recht soziale und bindungswillige Wesen sind. Genau das ist der Grund warum jede Demokratie nicht erst eine Ochlokratie werden muss, sondern bereits ist, sie aber aus nachvollziehbaren Gründen nicht so genannt wird.

    PS:
    Je "stärker" und "gefestigter" die Demokratie, desto mehr Werbeagenturen und Werbekonzerne gibts im Land. Auch da gibt es einen Zusammenhang, dem ich schon längst auf der Spur bin.

  6. #26
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    Standard AW: Kreislauf der Staatssysteme

    Folgende Beobachtungen / Gedanken:

    1. Praktisch alle Demokratien der Antike waren Sklavenhaltergesellschaften.

    2. Im römischen Reich haben sich Demokratie und Diktatur öfters abgewechselt.

    Feldherren wurden diktatorische Vollmachten verliehen um Krisen zu bewältigen (state of exception).
    Diktatur und Demokratie ist also kein notwendiger Widerspruch.
    Eine Diktatur kann demokratisch sein, wenn sie vom Volk gewollt ist.

    (Hitler z.B. wurde demokratisch gewählt und hatte bis in den Krieg hinein sogar höhere Zustimmungswerte als Merkel.)

    3. Man kann wohl zwei Formen der demokratischer Herrschaft unterscheiden je nachdem ob es eine Zweiteilung der Bevölkerung gibt:

    - Tyrannei der Mehrheit: die einfache Mehrheit versklavt die Minderheit
    - identitäre Demokratie: identität von Herrscher und Beherrschten

    Letzteres ist eine Art Fabelwesen, weil vom Anspruch alle Staatsbürger zustimmen müssen.
    Nach der Demokratietheorie von Rousseau können sich die Bürger allerdings über den Gemeinwillen irren.

    Carl Schmitt nennt die französische Revolution als Beispiel für eine demokratische Diktatur, bei der das revolutionäre Komitee sich angestellt hat die Demokratiefähigkeit der Bevölkerung erst herzustellen, z.B. durch die Exekution von Adel und Klerus.

    4. Worüber ich mir aktuell Gedanken mache ist die Frage, ob nicht jede Mehrheitsdemokratie zwangsläufig in eine Sklavenhaltergesellschaft führen muss.

    Falls das so ist, dann ist die aktuelle Form der Demokratie hochproblematisch. Mein aktueller "antideutscher Affekt" erklärt sich aus meiner Wahrnehmung dass tatsächlich mindestens 50% der Bevölkerung Faschisten sind. Ein Problem, was sich wohl nur durch eine "Diktatur des Proletariats" (nach dem Muster der fr. Revolution) lösen ließe – wenn überhaupt.

    5. Wenn man das ganze von einer etwas abstrakteren Ebene betrachtet sieht man auch dass die Formen der Demokratie eigentlich zusammenfallen und nur verschiedene Einschluss-Ausschluss-Relationen beschreiben: die Tyrannei der Mehrheit wird zur identitären Demokratie wenn man nur die Angehörigen der herrschenden Klasse als Staatsbürger betrachtet.

    Spätestens mit dem Aufkommen des Christentum hat es sich nur eben eingebürgert die wahren Herrschaftsbeziehungen zu verschleiern.
    Hitler hat dann wieder klar unterschieden zwischen "Reichsbürgern" und "Staatsangehörigen", nur letztere "sind die Träger voller politischer Rechte".

    So macht dann auch der Begriff Nationalsozialismus einen gewissen Sinn: die reichen Bürger haben die deutsche Nation in ihr Kollektiveigentum übergeführt (sozialisiert).

    Nach dem WK2 ist man dann wieder zum Schein formaler Gleichheit zurückgekehrt.

    6. Um zum Kreislauf zurückzukommen:

    Wenn man Pech hat wechseln sich Tyrannei der Mehrheit und Tyrannis einfach immer ab.

    Zitat Zitat von KatII Beitrag anzeigen
    Eine Demokratie wird zur Ochlokratie (Danke an Sunbeam für dieses Wort), wie z.B. Deutschland unter Schröder und Merkel.
    Das betrachte ich mittlerweile als eine "optimistische Sichtweise". ;)

    Die zunehmende Polarisierung deutet aber wohl tatsächlich darauf hin, dass an dem Kreislauf etwas dran ist, also dass die Gruppe zugunsten derer regiert wird kleiner wird, also auf einen Übergang von Ochlokratie zu Oligarchie.

    Im Grunde ist das vielleicht sogar ein Fortschritt, weil es die Systemstabilität reduziert.

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