Möglich aber unwahrscheinlich. Meiner Ansicht nach fast ausgeschlossen.
Aus folgendem Grund:
Ich hatte ja im Beitrag oben schon beschrieben, daß ein möglicher Retter von wirecard frisches Geld nur gegen Firmenbeteiligung geben wird. Die Anteile der Altaktionäre werden dann einfach zusammengestrichen, z.b. um 90%. Man kann das plastisch auch so sagen: die Zahl der Altaktien bleibt gleich, nur der Kuchen, den sie sich teilen müssen, schrumpft auf 10%.
Optimisten denken jetzt: ja, aber könnte es nicht sein, daß eine gerettete Wirecard wieder stark wächst und selbst diese 10% so werthaltig werden, daß dann auch der Aktienkurs entsprechend steigt? Schließlich (und das ist dabei immer der Gedanke) sei ja auch der Aktienkurs auf ein hundertstel seiner alten Größe geschrumpft. Von hier aus könnte es doch schnell wieder um einige 100% ansteigen..
Theoretisch ist das natürlich möglich.
Jedoch: Damit eine Aktie nachhaltig steigt, braucht es immer institutionelle Investoren. Nicht zockende Kleinanleger, die auf so etwas spekulieren. Das Problem wird aber sein, daß der Name wirecard für immer verbrannt sein wird. Weil schwerer Betrug im Spiel war. Hier wird kein Institutioneller, Fonds etc, sich je wieder trauen, reinzugehen. Der wäre seinen Job los.
Dafür gibt es Beispiele. Bei Infineon war z.B. war die Lage anders. Die waren zwar pleite aber sie haben nicht betrogen. Insofern konnten sie wieder neu anfangen und die Institutionellen haben die Aktie nicht gemieden.
Ein Beispiel wo es aber anders gelaufen ist, ist MLP, ein großer Börsenstar im Jahr 2000. Heute kennt sie fast keiner mehr. Sie verkaufen Lebensversicherungen. Die hatten auch mit ihrer Bilanz betrogen (einzelheiten weiß ich nicht mehr, jedenfalls war es Betrug). Der Kurs crashte damals um 95%. Die Aktie gibt es tatsächlich bis heute, sie hat sich aber nie erhohlt. Die ganzen 20 Jahre nicht. Wer im jahr 2003 MLP gekauft hat, in der Meinung, die Aktie sei so billig, und das war ja damals eine so "glänzende" Firma, der hat bis heute nichts davon gehabt.
D.H.: wenn wirecard überhaupt unter diesem Namen weiter bestehen sollte, dann wird die Aktie eher eine Zukunft fristen wie MLP.
Bei der LH z.B. liegt die Sachlage völlig anders. Nicht nur, weil nicht Betrug, sondern unverschuldete Not der Hintergrund ist. Sondern vor allem deswegen, weil der Staat der Retter ist. Die Verträge sind so ausgestaltet, daß das frische Geld nicht oder nur gering die Rechte der Altaktionäre (und damit die Zukunft der Aktie) tangiert. Das würde aber ein privater Investor, der Geld verdienen will, nicht machen. Also müßte schon der Staat wirecard retten. Und warum sollte der eine Betrügerfirma retten? Wegen der paar Arbeitsplätze? Nie und nimmer.