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Es sind ja nicht nur meine Bekannten, die in Berlin ein Problem haben, und mehr oder weniger still beim Versuch vor sich hin leiden, eine gute Schule zu finden. “Gute Schule” ist da ein Synonym für “niedriger Anteil an lernproblematischen Kindern mit MiHiGru”, aber das sagt man selten so deutlich.
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Ich sage, dass all die Freiheiten Berlins, die offenen Grenzen, die Spaliere von kommunikationsfreudigen Drogenhändlern, die letzthin in der ZEIT gelobt wurden, das Fehlen der Schlagstock- und Sozialkontrolle (außer bei fehlenden Gendersternchen) und die dort gelebte Seelenerziehung ohne Einflüsse westdeutscher Spießermoral, nun auch unvermeidliche Auswirkungen auf Verwaltung und Schulen haben. Man kann nicht erwarten, dass in so einer gelebten Freiheit Matratzen auf der Strasse entsorgt und Graffiti gemalt werden, und Ämter und Schulen gleichzeitig streng und effektiv die Kinder erziehen, wie ihre Eltern es daheim in Tübingen und Straubing erlebt haben.
Das Ergebnis ist, von der Höhe meines bayerischen Klassenstandpunkts aus betrachtet, dass Kinder, die in Berlin nach der vierten Klasse in die verbliebenen Gymnasien wechseln könnten, beim westdeutschen Bildungs- und erstaunlicherweise auch AfD-Spitzenreiter Bayern in die dritte Klasse zurückgestuft werden müssten, um den bis dahin erberlinerten Rückstand aufzuholen. Dort lernen sie zwar nichts über so wichtige Sozialkompetenzen wie “Puff für Alle” oder homosexuelle Genderorientierung.
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Ich erkläre das auch immer wieder meinen Berliner Bekannten, und darunter sind auch einige, deren Kompetenzen bei uns gesucht werden, denn wir haben Vollbeschäftigung. Die Antwort ist oft gleichlautend: Berlin sei nun mal billig, da könnte eine Alleinerziehende oder ein Paar auch mit wenig Geld, aber einer günstigen Sozialwohnung zwei Kinder erziehen. Das ist bei uns am Tegernsee – die Mieten liegen hier längst über 10€/m² und wer hier lebt, kauft ohnehin eher – kaum möglich. Früher habe ich das einfach so akzeptiert, aber wegen der neuen Schulstudie habe ich Zweifel, ob das gerechtfertigt ist.
Nehmen wir einfach mal Gmund am Tegernsee, wo diese entzückende Brücke voll mit Kindern über die Mangfall führt. Eine Wohnung, die lediglich durch eine parkartige Alm mit Seeblick von der Grundschule getrennt ist, kostet mit 100m² momentan 1100€. Das sind natürlich 600€ mehr als eine Sozialwohnung in Berlin, aber dafür bekommt das Kind auch eine Spitzenausbildung im deutschen Vergleich. Laut Studie liegen die Kinder in den schlechten Schulstandorten Bremen und Berlin in der vierten Klasse schon ein halbes Jahr zurück. Hat eine Familie zwei Kinder, ergibt sich in vier Jahren Grundschule ein kombinierter Nachholbedarf von einem Jahr. Da kann die Familie einfach zuschauen, und mit den langfristigen Folgen in Form von schlechteren Chancen bei Studium, Arbeitsmarkt und dem gesamten Dasein leben. Oder es steuert dagegen an, und bringt das Kind privat mit selbst geleisteter Nachhilfe auf den nötigen Stand. Bei uns ist die Miete zwar teurer, aber die bessere Schulbildung bekommt das Kind gratis von bayerischen Staat.
Wer bei uns arbeitet und einigermaßen normale Voraussetzungen hat, kommt leicht auf einen Stundenlohn von 20€ netto. Ein Paar erarbeitet die Differenz zur teureren Wohnung also in 30 Stunden pro Monat. Die beiden Berliner Kinder dagegen verlieren im Vergleich zu ihren bayerischen Gegenstücken bei 120 Monatsstunden rund jeweils 15 Stunden Lernleistung pro Monat – eine Lernleistung, die Berliner Eltern theoretisch selbst nachtragen müssten, nur damit ihre Kinder dann nach Berliner Vorstellungen verhasste Streber sind, und durch den Schulhof geprügelt werden. Die günstigere Miete in Berlin wird unter diesen Gesichtspunkten von der Eigenleistung der Eltern für das Schulversagen wieder aufgefressen. Vielleicht ist es auch einfach so, dass Berlin genau das in die kurzfristige Wohnungsförderung steckt, was Bayern in die langfristige Erziehung investiert.
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Natürlich importiert man mit Berlinern ein gewisses Risiko, wie Berlin zu werden, weshalb dieser Beitrag bei meinen bayerischen Mitmenschen nicht ungeteilte Zustimmung finden wird. Aber ich habe keine Zweifel, dass nur die wenigsten dem Ruf folgen werden, denn in Berlin regt man sich über die Zumutungen einen Tag lang auf, um die restlichen 364 verächtlich auf Regionen zu schauen, die nicht so frei und aufgeklärt sind, und mit mehr Geld die Berliner Misere beheben sollen. Abweichler fallen schnell der Damnatio Memoriae anheim. Und dann gibt es dort noch all die Privatschulen, die es erlauben, später unbeschwert von persönlicher Erfahrung und verprügelten Kindern darüber zu urteilen, welche Beurteilung von Migration und globaler Fairness jene ist, die man zu vertreten hat, um so im einzig wahren Konsens zu sein.
Die sozialen Methoden der grossen Freiheit in Berlin wirken natürlich nur zufällig wie der ideologische Drill an einem bayerischen Provinzgymnasium unter Strauss.