Kern allen politisch korrekten Denkens ist es, an Aussagen nicht heranzugehen mit der Frage "Ist dies wahr oder falsch?" sondern mit der Frage "Ist es moralisch gut oder nicht gut, dies zu sagen?"
Damit stellt sich die PoliticalCorrectness in die Tradition der Inquisition. Sie stellt das Schützen von Dogmen vor Infragestellung über die Freiheit, sich unabhängige Gedanken zu machen und diese auch zu äußern. PoliticalCorrectness gebärdet sich somit als Feindin der Aufklärung.
PoliticalCorrectness ist zutiefst totalitär, weil sie nicht nur bestimmte Äußerungen ächtet, sondern auch Gedanken, ja sogar Gefühle. Um den Anforderungen von PoliticalCorrectness nicht zu genügen, reicht schon ein unbehagliches Gefühl in der Magengegend, sobald man auf dem nächtlichen Nachhauseweg zwei Typen hinter sich gehen hört, die sich auf türkisch unterhalten. Wer sich bei so einem Gefühl ertappt, soll sich schämen, Schuld empfinden, sich über sich selbst erschrecken.
Hier findet sich in der Tat eine Ähnlicheit mit Faschismus und Kommunismus: Diese beiden Totalitarismen haben sich auch nicht damit begnügt, dass man sich an die Gesetze hielt, sondern sie wollten einen neuen Menschen schaffen, der in vorgegebenen Bahnen denkt und empfindet.
Wer an die Anforderungen von PoliticalCorrectness nicht heranreicht, soll sich mickrig fühlen, dumm, klein, unzulänglich, böse, moralisch minderwertig, glauben, er sei psychisch krank. Dazu stehen den Inquisitoren der PoliticalCorrectness psychologische Tricks zur Verfügung, die raffiniert sind und nur dann durchschaut werden können, wenn man sich ihrer bewusst wird. Dazu muss man sich mit ihnen zuvor ein wenig befassen.
Besonders übel ist m.E. der Trick, Gefühl und Verstand der Leute gegeneinander auszuspielen. Hat jemand ein unangenehmes Bauchgefühl (z.B. angesichts von verschleierten Frauen), so wird er gedrängt, diesem Gefühl zu misstrauen, mit dem Hinweis, er solle doch lieber seinen Kopf benutzen (und dann gefälligst zu dem Schluss kommen, dass die Schleier harmlos sind, denn es sind ja nur Stoffstücke) und zu dem Schluss kommen, die eigenen Gefühle seinen unbegründet und somit zu verwerfen. Dabei wird völlig unterschlagen, dass der Bauch auf jeden Fall der ehrlichere der beiden Körperteile ist. Mit dem Kopf kann man sich immer alles schönreden, zurechtbiegen und rationalisieren, mit dem Bauch nicht. Wenn der einem Misshagen meldet, dann gibt es dafür auch einen Grund. Und an der Stelle sollte man seinen Kopf dazu benutzen, diesen Grund herauszufinden - und erst daraufhin zu entscheiden, ob das Bauchgefühl berechtigt war oder nicht. Im Fall der Frauenschleier würde das bedeuten, sich über den Sinn der Verschleierung schlau zu machen und mit dem Kopf den dahinterstehenden Unterdrückungszweck zu erkennen (den der Bauch zuvor immerhin schon dumpf erahnt hat).
Ähnlich verhält es sich bei dem von mir oben angeführten Fall der türkisch sprechenden Typen, die auf dem Nachhauseweg hinter einem gehen: Der Bauch meldet "Unbehagen", der Kopf soll daraufhin melden:"Nur weil sie türkisch reden sind sie doch nicht gefährlich. Wie kann ich nur solche Gefühle haben? Um Himmels willen, ich habe ja dumpfe Vorurteile und niedere Instinkte, bin dumm und böse! Oh Schreck!" Dabei wäre es viel schlauer, wenn der Kopf nicht gegen den Bauch arbeiten würde, sondern unabhängig von ihm. Er würde dann melden: "Ich habe genug gelesen, um zu wissen, dass die Gewaltanfälligkeit türkischer Jugendlicher um einiges höher ist als die von alten deutschen Damen; deshalb ist mein Gefühl völlig in Ordnung."
Das Diskreditieren von Bauchgefühlen, Intuitionen und Vorerfahrungen als "dumpfe Vorurteile" und "niedere Instinkte" führt letztlich dazu, aus Menschen entseelte Maschinen zu machen.