„Polnische Wirtschaft“ war einmal ein deutsches Schimpfwort, Synonym für Schlendrian und Missmanagement. Heute schauen Ökonomen mit Hochachtung auf Polens Wirtschaft: „Das Land ist klarer Gewinner sowohl der EU-Erweiterung als auch der Globalisierung“, sagt Bert Rürup vom Beratungs- und Analysehaus Maschmeyer Rürup.
Polens Wirtschaft brummt unaufhörlich und inzwischen ist das Land zu einer neuen Lokomotive für die Wirtschaft in Europa geworden. Viele Ökonomen sprechen vom „Wunder an der Weichsel“.
Dabei ist die siebtgrößte Volkswirtschaft der EU im Vergleich zu den meisten Standorten Mittel- und Osteuropas weit mehr als eine verlängerte Werkbank. Vielmehr sei Polen zum echten Wunderknaben im Osten geworden, wie Vizepremier und Wirtschaftsminister Waldemar Pawlak erklärt, weil es mit 38 Millionen Einwohnern einen großen Binnenmarkt habe. Im Gegensatz etwa zu Nachbar Slowakei, das 85 Prozent seines BIP durch Exporte generiere, liege diese Zahl in seiner Heimat unter 40 Prozent.
Es gebe „keine wirtschaftliche Monokultur wie die Konzentration auf die Autoindustrie bei einigen EU-Nachbarn“, sagt Pawlak, der vom kleinen Regierungs-Koalitionspartner Bauernpartei kommt, und lobt die unternehmerische Dynamik und die Flexibilität der Arbeitnehmer. „Wir haben eine Menge Erfahrung mit Transformation. Das macht uns immun gegen Turbulenzen.“
Die Früchte kann Warschau nun ernten: Im „World Investment Report 2011“ der UNO-Entwicklungsorganisation UNCTAD erreicht Polen den sechsten Platz unter den besten Investitionsstandorten der Welt und damit den vordersten Rang aller EU-Mitglieder.
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