„Die Windflügel sind Sakralbauten für ein neues Glaubensbekenntnis.“ (Hans-Werner Sinn)
Stelle Dir einen wackeren Handelsreisenden vor, der während den 1940er- und 1950er-Jahren in Österreich, Deutschland und in der Schweiz unterwegs auf Kundschaft aus war. Was tut ein solcher sonnabends und sonntags? — Nein, nichts von alledem, was man sich nun denken könnte … Nach der Polizeistunde um halbzwölf, zwölf, oder halbeins verließ er die Hotelbar und begab sich allein auf sein Zimmer, um Göthens Werke zu lesen, „Wilhelm Meisters Lehr- und Wanderjahre“ zuerst, danach, mit nicht minderem Interesse, „Heidis Lehr- und Wanderjahre“ (die heute in der Wikipedia mit Deppenapostroph verzeichnet sind). Samstagabend besuchte er oft die Oper, um den Klängen der Instrumente und den Worten der Sänger und Sängerinnen zu lauschen. Auf diese Weise vervollkommnete er sein Deutsch. Er las des weitern Sebastian Brants „Narrenschiff“, Erasmus von Rotterdams „Lob der Dummheit“ und Giovanni Boccaccios „Il Decamerone“ – Bücher, die er mir, sobald ich des Lesens und Denkens fähig war, ans Herz legte. Sein liebstes Buch war Friedrich Nietzsches Streitschrift „Der Antichrist. Fluch auf das Christenthum“.
Wenn ich das noch erwähnen darf: Nachdem er als Handelsreisender erfolgreich war, ließ er mehrere Koffer voll Bücher hinter sich hertragen, von für ihre Dienste reichlich belohnten Kofferträgern. Diese wurden angesichts des ihnen ausgezahlten Lohnes bei lebendigem Leibe selig.Ob er mit der Methode allerdings zum seligen Vater werden konnte, steht in den Sternen.
Gruß von Leila
Mir jedenfalls ist kein vorurteilsloses Lebewesen bekannt, das eine menschliche Sprache spricht. Mit den Vorurteilen würden sämtliche Meinungen, Mutmaßungen, Annahmen etc. wegfallen; und die Dichtkunst wäre ohne sie unmöglich. Die Angst steckt tief im innersten aller Lebewesen – und sie ist es, die die Vorurteile zum Schutz hervorruft und ein jedes Lebewesen zu Vorsichtsmaßnahmen veranlaßt.
Ich lasse den Menschen ihren Glauben, denn er bedeutet mir nichts. Und solange die Gläubigen nicht versuchen, mich Ungläubige zu ihrem Glauben zu bekehren, haben sie nichts von mir zu befürchten. Meinetwegen sollen sie glauben, was sie wollen – mich kümmert es nichts, solange sie mich mit ihrem Glauben nicht bekümmern. Am besten bleiben sie unter sich, ganz friedlich, so, wie sie all und jedem zu sein vorgeben.
Du gleichst dem Geist, den du begreifst, nicht mir!
Ich fürchte mich so vor der Menschen Wort...
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