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Im Bistum Essen sollen in den kommenden Jahren mehr als 100 Kirchen vermietet, verkauft oder abgerissen werden, weil es für sie keinen Bedarf mehr gibt. Damit verliert im Ruhrgebiet ein Drittel der sakralen Immobilien seine eigentliche Bestimmung. Hintergrund ist der demografische Wandel, der zu dramatisch schwindender Nachfrage nach kirchlichem Beistand führt.

Essen, der flächenmäßig kleinste katholische Pfarrbezirk Deutschlands büßte im vergangenen Jahrzehnt im Mittel jährlich 18.000 Mitglieder ein die Stärke von fünf Kirchgemeinden. Der Schwund stürzt das Ruhrbistum in eine Existenz bedrohende Krise. Im Jahr 2004 musste der Pfarrbezirk seine letzten finanziellen Rücklagen auflösen, 2005 war bereits ein Kredit in Höhe von 41 Millionen Euro fällig, um die laufenden Ausgaben zu decken. Bis 2009 müssen deshalb 70 Millionen Euro im Bistums-Haushalt eingespart werden. Dazu werden die ursprünglich 260 Pfarreien zu nur noch 40 Kirchgemeinden zusammengelegt, Personal abgebaut, Zuschüsse an den kircheneigenen Wohlfahrtsverband Caritas gekürzt und etwa 100 kirchliche Kindergärten geschlossen.

Einst gegründet, um die Katholiken der prosperierenden Schwerindustrieregion besser mit kirchlichen Dienstleistungen zu versorgen, entziehen Abwanderung, Überalterung und der wirtschaftliche Niedergang der Region dem Ruhrbistum immer mehr zahlende Gläubige. Zahlreiche ältere Katholiken versterben, doch neue Kirchenmitglieder kommen wegen der geringen Geburtenraten kaum hinzu. Zudem treten jährlich etwa 5.000 Mitglieder aus ihrer Kirche aus. Die Kirchensteuer der verbliebenen Schäfchen reicht wegen der anhaltend hohen Arbeitslosigkeit im Ruhrgebiet längst nicht mehr aus, die Kirche zu finanzieren. Von den im Ruhrbistum verbliebenen 950.000 Katholiken eine halbe Million weniger als in den 1950er Jahren zahlt lediglich ein Drittel überhaupt etwas in die Kirchenkassen ein. Viele der besser Verdienenden sind längst in Eigenheimsiedlungen des Sauer- oder des Münsterlandes abgewandert. Geblieben sind vor allem sozial Schwache und eine wachsende Zahl von Menschen muslimischen Glaubens

Wenngleich der demografische Wandel das Ruhrbistum mit besonderer Härte trifft, steht der Bischof von Essen nicht allein vor schwierigen Entscheidungen. Zwischen 1990 und 2003 verlor die evangelische Kirche in Deutschland 3,6 Millionen, die katholische 2,4 Millionen Mitglieder. Die Zahl der kirchlichen Trauungen halbierte sich und heute werden etwa ein Drittel weniger Kinder getauft als noch im Jahr der Wiedervereinigung. Schätzungen zufolge müsste bereits heute jede zehnte Kirche in Deutschland verkauft werden.
Keine Probleme macht dem Ruhrbistum sein pastorales Kernpersonal. Es reduziert sich von selbst. Gegenwärtig gibt es im Essener Pfarrbezirk 317 Priester. 192 davon sind älter als 50 Jahre. Bliebe es, wie gegenwärtig, bei einer jährlichen Weihe von zwei neuen Priestern, würde die Priesterschaft bis 2020 aus demografischen Gründen um mehr als ein Viertel abnehmen.
Auf dem Weg in die Islamisierung. Während die Moscheen aus dem Boden sprießen, werden Kirchen im großen Umfang geschlossen. Schuld ist vor allem die Überalterung und das Wegsterben der Deutschen.