Als ein gemeinsames "Aufwachsen" kann man es wohl mit Beginn des Frankenreiches und der endgültigen Christianisierung der letzten germanisch-heidnischen Stämme bezeichnen. Dass sich die Frankenherrscher als Nachfolger des römischen Reiches sahen- und nicht als Nachfolger ihrer germanischen Vorfahren, kann nur als Ergebnis intereuropäischer Verschmelzung betrachtet werden.
Bis dahin allerdings muss man aber von einem langsamen "Zusammenwachsen" sprechen. Um die Zeitwende waren es ausschließlich einzelne Handelskontakte zwischen dem Imperium und den Barbarenvölkern des Nordens. Trotz römischer Kollonien auf germanischem Boden war es noch ein langer Weg. Es dauerte noch Jahrhunderte bis man etwas hatte, was man getrost "abendländische Kultur" nennen konnte.
Hier von einer gemeinsamen Kultur -von Anfang an- zu sprechen entspricht nicht den Tatsachen.
Und schon sind wir wieder bei der Globalisierung. Es liegt auf der Hand, dass sich in der internationalen Geschäftswelt einzelne Trends durchsetzen und der Banker in Seoul zu einem Geschäftstreffen in Schlips und Krawatte erscheint und nicht im traditionellen Hanbok. Dennoch bin ich davon überzeugt dass ein Banker aus Seoul kulturell wesentlich anders geprägt ist, als ein Banker aus Frankfurt oder London
Nun, in Deutschland haben wir das Grundgesetz und ich denke auch der Verzicht auf eine Leitkultur (falls soetwas überhaupt vorhanden ist) ändert nichts an Parallelgesellschaften, welche auf deine "Geschäftsordnung" einen feuchten Kehrricht geben. Du gehst eben (wie wir am Kuhirten-Banker-Vergleich gesehen haben) davon aus, dass kulturelle Unterschiede eben nur Oberflächlichkeiten sind und sich jeder bereitwillig -der kulturellen Unterschiede zum Trotz- einer lieberalen Gesellschaft anschließen - ein großer Irrtum!
Regionalkulturen bzw. Kulturen im Allgemeinen erhalten sich nur durch dementsprechende Identifikation mit den jeweiligen Trägern. Ist diese nur rudimentär vorhanden, verschwindet auch die jeweilige Sitte, Brauch etc.
Man darf nicht vergessen, dass der Mensch als praktisch veranlagtes Tier ein ausgeprägtes "Nutzen-denken" hat. Es hatte für die einzelnen schottischen Händler mit Sicherheit einen Vorteil sich Englisch anzueignen. Dass dies zum Nachteil der alten Sprache -und somit der Kultur war, zeigt nur - nicht vorausschauendes Denken.
Auch hier können wir wieder die Franken anführen, die im romanischen Westen nur all zu bereitwillig, die Vorzüge der römischen Hochkultur annahmen. Dampfbäder und Saunen sind eben eine feine Sache ;-) Die Quint-Essenz für mich ist hier, dass fremde Kulturen in einzelnen Bereichen durchaus bereichernd wirken können, die eigene Kultur und deren Erhalt jedoch die oberste Maxime eines gesunden Volkskörpers sein sollte. Weshalb ich auch nicht von meinem Standpunkt abrücke, die westliche Geringschätzung der eigenen Kultur als Agonie zu bezeichnen.
Eine sehr eigenwillige Betrachtung von Tradition. Wenn man deine Logik weiterverfolgt, ist so gesehen alles mit wiederkehrender Zeitabfolge ein kultureller Akt. Wenn sich also ein Verein von Drachenseglern jedes Jahr um dieselbe Zeit trifft, würde dies nach deiner Logik schon der Beginn eines Kulturguts sein?! Nein, nein mein Freund, es bedarf schon einiges mehr um sich mit dem Nimbus "Kulturgut" zu schmücken.
Es ist Fakt dass sich gerade bayerische Bräuche nur erhalten können (und teilweise über Jahrhunderte erhalten haben), weil ein hohes Maß an Brauchtumspflege aufgebracht wurde/wird (noch). Eine liberale, gleichgültige Einstellung würde zwangsläufig einen Kulturverlust bedeuten.
Diese drei Personen waren sich allesamt ihres kulturellen Erbes bewusst. Sie verstanden sich als Teil einer großen Nation. Kühler Sachverstand und stoische Ruhe einzelner Philosophen, Feldherren, Kaiser etc. ändern nichts an dem mythischen Bewusstsein dass sie durchfloss.
Der grandiose Unterschied zwischen dem (vorchristlichen) römischen Reich und der Moderne stellt deren Moral dar. Alles Starke, alles ästhetisch-brutale wurde verehrt. Es war eine grausame Gesellschaft, die sich durch ihre blutigen Gladiatorenkämpfe, Kreuzigungen etc. nur widerspiegelte. Merkmale, die wir uns in unserer flauschigen Gesellschaft nur im Ansatz vorstellen können. Würde man mit heutigem Maßstab beurteilen, könnte man durchaus faschistoide Züge erkennen. Doch die Römer schämten sich nicht dafür so zu sein – im Gegenteil! Erst mit Einzug des Christentums wurde der wilde Löwe (über viele Jahrhunderte) ein zahmes Lamm.
Was die Religiosität betrifft: Atheismus hat es (vor allem in der Herrscherklasse und den Philosophen) mit Sicherheit gegeben. Dass man aber auch bei den Plebejern davon sprechen kann, halte ich für höchst fragwürdig. Mir fällt da ein Zitat ein – ich weiß leider nicht mehr von wem. Ich glaube es wahr Seneca: "Der Glaube an Gott ist für das Volk wahr, für den Gelehrten unwahr und für den Herrscher nützlich"
Beim zweiten Absatz stimme ich dir zu.
Aus diesem Grunde wirkt er kultur- und volkszerstörerisch. Er missachtet jeglichen Drang zur Herausbildung einer völkischen Gemeinschaft. Eine Gemeinschaft welche ihre Stärke aus gemeinsamen ethno-kulturellen Bezugspunkten zieht. Er ist nichts weiter als ein imaginäres Band, dass ihre Schlinge um eine tumbe Masse an Individuen zieht die nicht zusammen gehören. Ergebnis ist der kulturlose, entwurzelte Masse-Mensch. Er ist alles und doch nichts!
Wohlfahrtstaat für römische Bürger, ja. Dennoch gab es gleichzeitig Sklaven und halbfreie Knechte.
Hier lässt sich schon gut der Niedergang des Reiches herauslesen. Das römische Reich wurde aus eigener Kraft zum Weltreich. Statt sich auf ihre alten Werte und Tugenden zu berufen, um dem zunehmenden Verfall entgegenzusteuern, heuerte man Söldner aus fremden Ländern an. Das späte Rom war in höchstem Maße dekadent. Man blickte hochnäsig auf den Rest der Welt, genoss aber zu sehr das süße Leben um sich auf die eigentlichen Aufgaben zu konzentrieren. Warum auch? Man hatte ja genügend Staatsbüttel, denen man die lästigen Angelegenheiten aufhalsen konnte. Der Zerfall des Reiches war somit nur eine geschichtliche Notwendigkeit.
Wir müssen uns zu allererst einmal klar machen von was wir hier überhaupt sprechen. Egal ob Nationalismus oder Liberalismus – beides sind immanente Spielarten einer möglichen Gesellschaft. Der große Unterschied besteht in den Bezugspunkten, die die jeweilige Gesellschaft zieht. Beim Nationalismus ist dies das Volk mit seinen ethno-kulturellen Gemeinsamkeiten. Beim Liberalismus kann ich als einzigen Bezugspunkt eigentlich nur eine imaginäre Vorstellung einer –wie du es selbst formuliert hast- "Geschäftsordnung, die sich auf das Nötigste beschränkt" feststellen.
Nun ist es jedoch so dass Vorstellungen, Anschauungen oder "Meme" immer nur in und vor allem durch die jeweiligen Träger zur Geltung kommen. Eine liberale Gesellschaft würde also nur funktionieren, wenn sich die Angehörigen tatsächlich zu diesem existenziellen Wert bekennen. Sie (die Gesellschaft) müsste sich von jeglichem Gefahrpotenzial (etwa ein überdurchschnittlich hoher Anteil an religiöser Migranten) trennen. Eine Abgrenzung wäre aber alles andere als liberal und würde genau gegen den Leitsatz verstoßen, was der Liberalismus ursprünglich wollte -nämlich eine Geschäftsordnung, die sich nur auf das Nötigst beschränkt-. Somit endet der Liberalismus als Paradoxon. Er würde durch sich selbst zusammenbrechen wie ein Kartenhaus.
Wenn man sich vor Augen führt, dass die Mehrheit der in Großbritannien lebenden Moslems die Scharia, den westlich-demokratischen Werten eindeutig vorziehen würden, dann wissen wir WELCHE Werte die Zukunft bei voranschreitendem demografischem Wandel bestimmen werden. Die restlich verbliebenen Träger des Liberalismus sind es jedenfalls nicht.