Deutsche Firmen holen Produktion heim
Fertigung in Billiglohnländern galt lange als Allheilmittel. Doch Unternehmen erkennen zunehmend, welche Risiken sie dabei eingehen. Jüngstes Beispiel: Steiff lässt seine Kuscheltiere nicht mehr in China fertigen.
Zu lange Transportwege
Qualitätsprobleme und zu lange Transportwege - das sind die Hauptgründe, warum der Kuscheltierhersteller Steiff seine teilweise nach China verlagerte Produktion zurückholt. "Für Premiumprodukte ist China einfach nicht kalkulierbar", sagte Steiff-Geschäftsführer Martin Frechen den "Stuttgarter Nachrichten".
Lange Einarbeitungszeit notwendig
Vor allem für Kuscheltiere mit komplizierten Schnitten ist die Vergabe an chinesische Fremdfirmen nicht geeignet. So brauche man Steiff zufolge ein halbes Jahr Einarbeitungszeit, um Qualität zu produzieren. Sitzt etwa ein Glasauge eines Teddybären nur einen Millimeter schief, schaut das Kuscheltier nicht mehr treuherzig, sondern starrt vor sich hin.
Einsparungen aufgefressen
Steiff steht mit der Rückverlagerung seiner Produktion nicht alleine da: Einer Studie des Fraunhofer-Instituts für System- und Innovationsforschung zufolge kehrt jeder vierte bis sechste Betrieb nach Deutschland zurück, weil Einbußen bei Qualität und Flexibilität die erhofften Einsparungen bei den Lohnkosten auffressen. Firmen könnten beispielsweise nicht mehr schnell auf Kundenwünsche reagieren.
Neue Werke in Deutschland
Der Hamburger Gabelstaplerhersteller Jungheinrich gab vor einigen Jahren seine Produktionsstätten in Großbritannien sowie Frankreich auf und siedelte die Fertigung dafür in Deutschland an. Qualitätsprobleme und Wechselkursschwankungen machten dem Unternehmen zu schaffen. Ende 2009 erweitert das Unternehmen seinen Standort im bayrischen Moosburg sogar um ein zusätzliches Werk.
Oft fiel der Strom aus
Auch der Landmaschinenhersteller Lemken hatte kein Glück mit seinem Auslandsengagement: Das Unternehmen baute in den 90er-Jahren eine Fabrik in Kaliningrad auf. Doch Qualitätsprobleme waren nicht das einzige Problem: Der Strom fiel oft aus, Bankkonten waren nicht zugänglich, an den russischen Grenzen musste das Unternehmen hohe Wartezeiten in Kauf nehmen. Lemken zog sich aus Russland zurück und fokussiert sich seitdem auf Deutschland.
Verlagerung nicht gründlich geplant
Auf jede fünfte Verlagerung folgt innerhalb von vier bis fünf Jahren eine Rückverlagerung, schlussfolgert die Fraunhofer-Studie. Im untersuchten Zeitraum von Mitte 2004 bis Mitte 2006 waren die neuen EU-Mitgliedsländer Tschechien und Polen sowie China die bevorzugten Ziele für Produktionsverlagerungen. Größtes Problem: Viele Unternehmen konzentrieren sich auf schnelle Kosteneinsparungen, planen die Verlagerungen jedoch nicht gründlich. Qualitätssicherungs- und Lagerkosten würden oft nicht mit einkalkuliert.