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Wenn ich mich richtig erinnere, bin ich auf [Links nur für registrierte Nutzer] vor einigen Jahren aufmerksam geworden, als ich zufällig eine Ausgabe des [Links nur für registrierte Nutzer] in die Hände bekam, das eine feste Rubrik mit einzelnen seiner Aphorismen veröffentlicht. ("Vorsicht Dávila!")
Er wird auch ständig im [Links nur für registrierte Nutzer] erwähnt, bei Lichtschlags "Lightbeat-Fashion"-Shop finden sich auch T-Shirts mit seinem Konterfei, wobei fragwürdig ist, was Davila davon gehalten hätte, ausgerechnet in einem so pro-kapitalistischen Magazin permanent erwähnt zu werden etc.
[Links nur für registrierte Nutzer]Es gibt Schriftsteller, die ihn lieben. Er geistert durch die Essays von Botho Strauß, der späte Ernst Jünger hat sich auf ihn berufen, George Steiner kennt ihn, Martin Mosebach hat ihn besucht. Gabriel García Márquez soll gesagt haben, wenn er nicht Kommunist wäre, würde er denken wie Nicolás Gómez Dávila. Manche Augen leuchten, wenn die Rede auf ihn kommt; es gibt aber auch Menschen, die schon seine bloße Erwähnung für ein halbfaschistisches Bekenntnis halten. Alles in allem sind die Spuren, die der kolumbianische Philosoph hinterlassen hat, nicht viel deutlicher als die Krallenzeichen eines sehr kleinen Vogels im Schnee. Er selbst hat von sich gesagt: „Meine Überzeugungen sind die eines alten Weibes, das im Winkel der Kirche seine Gebete murmelt.“
Die literarische Gestalt, die Gómez Dávila seinen Überzeugungen gegeben hat, ist allerdings alles andere als die eines Murmelns. Es sind messerscharfe Aphorismen, in fünf Bänden gesammelt von 1977 bis 1992, die von einem überwältigenden Hass auf die Moderne angetrieben werden, wie er seit Nietzsche nicht mehr formuliert worden ist. Es ist aber nicht Gott, den er zu Grabe trägt, sondern der moderne Glaube, ohne Gott auskommen zu können. Gómez Dávila ist ein katholischer Schriftsteller von einzigartiger Angriffslust. Der Atheismus, sagt er, macht den Menschen nicht frei, sondern unterwirft ihn den absurdesten innerweltlichen Heilsversprechen. „Es gibt keine Dummheit, die der moderne Mensch nicht imstande wäre zu glauben, sofern er damit dem Glauben an Jesus Christus ausweicht.“
Diese Aphorismen oder [Links nur für registrierte Nutzer] zu einem "inbegriffenen Text" können etwa so aussehen:
Der Fortschrittler triumphiert immer und der Reaktionär hat immer recht.
Recht haben heißt in der Politik nicht die Szene beherrschen, sondern vom ersten Akt an die Leichen des fünften vorhersagen.
Der demokratische Historiker lehrt, daß der Demokrat nur tötet, weil seine Opfer ihn dazu zwingen.
Meinesgleichen sind nicht die, die meine Schlußfolgerungen akzeptieren, sondern die, die meinen Widerwillen teilen.
Dieses Jahrhundert versinkt langsam in einem Sumpf von Spermen und Scheiße.
Wenn er mit den gegenwärtigen Ereignissen hantieren wird, wird der Historiker der Zukunft Handschuhe tragen müssen.
Reden wir nicht schlecht über den Nationalismus.
Ohne die nationalistische Virulenz würde über Europa und die Welt schon ein technisches, rationales, uniformes Imperium herrschen.
Rechnen wir dem Nationalismus mindestens zwei Jahrhunderte geistiger Spontanität, freien Ausdrucks der Volksseele, reicher historischer Mannigfaltigkeit zum Verdienst an.
Der Nationalismus war die letzte Verkrampfung des Individuums angesichts des grauen Todes, der seiner harrt.
Niemand verachtet so sehr die Dummheit von gestern wie der Dummkopf von heute.
Was zum Beispiel Ludwig XIV. und Goethe nicht brauchten, kann uns als Kriterium des Unnützen dienen.
Vulgäre Zerstreuung und vulgäre Beschäftigung sind heute die einzigen, für die man sich nicht zu entschuldigen braucht.
Die Individuen gleichen einander in der modernen Gesellschaft täglich mehr - und täglich haben sie miteinander weniger zu tun. Identische Monaden, die sich mit blindwütigem Individualismus gegenübertreten.Dass man lokal sein konnte, ohne provinziell zu sein, war eines der mittelalterlichen Wunder.
Die Demut ist der einzig sichere Zufluchtsort vor der Dummheit.
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Diese Scholien sind natürlich an sich thematisch gegliedert "Scholien zur Demokratie" - Aphorismus 1 - 50 et cetera.
Jedenfalls glaube ich, dass viele User hier etwas zu Davila sagen möchten.
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