Vor fast dreißig Jahren haben wir im Gemeinschaftskunde-Leistungskurs an der Oberstufe folgendes Szenario durchgespielt:
In Deutschland geht es weiter bergab und die radikalen Parteien gewinnen Zulauf. Schließlich gab es schon 1982 zwei Millionen Arbeitslose und wenig später wurde in einem Fernsehfilm Deutschlands Zukunft mit 5 Millionen Arbeitslosen und Städten mit 16 Prozent Arbeitslosenquote durchgespielt.
Bei dem Szenario, was wir an der Obestufe durchspielten, haben wir das nachgestellt, was es schon in der Endphase der Weimarer Republik gegeben hat: Die Politik der bürgerlichen Parteien und der SPD treibt die Wähler scharenweise in die Arme der Extremisten.
NSDAP und KPD hatten zeitweise im Reichstag eine Mehrheit. Sie versagten aber dabei, sie
gemeinsam zu nutzen, um Deutschland aus der zum Scheitern verurteilten bürgerlich-kapitalistischen Gesellschaft heraus zu führen. Zuerst paktierten die Nazis mit dem Bürgerlichen, versagten und ermordeten nebenbei noch 20 Millionen Menschen. Dann paktierten die Kommunisten mit Stalinrussland und ihr Projekt DDR scheiterte auch.
Schon Anfang der 1980er Jahre war absehbar, dass sich das alles wiederholen würde. So platzierten wie bei dem Planspiel diverse linksradikale Parteien zahlenstark im Bundestag. Zur Seite stellten wir den Linksextremen als rechtes Pendant die "Hoffmanns" - namensgebend war die Wehrsportgruppe Hoffmann, die damals ihr Unwesen trieb.
Wir haben heute das Elend und jene Zustände, die eigentlich danach schreien, dass so etwas Wirklichkeit wird. Wobei man den Rechtsextremen und Linksradikalen als liberales Korrektiv im besten Sinne noch die APPD zur Seite stellen sollte.
Aber dieses Szenario tritt nicht ein. Nicht die Hoffmanns sind angesagt, auch nicht die Wagenknechts, sondern Schwarz-Gelb
Das Nichteintreten einer erneuten radikalen und antibürgerlichen Mehrheit im Parlament führe ich darauf zurück,
dass weder die Rechten noch die Linken aus der Geschichte gelernt haben!
Bei den Rechtsextremen ist das selbsterklärend. Man braucht nur mit denen über das Dritte Reich, Juden, Schwule und "Ausländer" zu diskutieren. Die würden uns erneut in einen Reichshorror stürzen und die einzigen Lehren beständen daraus, dass sie gegenüber den Mächtigen mehr Kreide fressen, damit der Alptraum beim zweiten Versuch länger als 12 Jahre dauert.
Aber ist da noch einer, der
ernsthaft behauptet, die Linke, die Arbeiterbewegung und die Sozialdemokratie hätten aus Fehlern gelernt? Für die Fehler der Vergangenheit - vor '45 - konnte sie die Nazis verantwortlich machen und selbst die Hände in Unschuld waschen. Immer schön über den bösen Adolf heulen, damit keiner fragt, warum die "Befreiung" durch die Rote Armee für viele Befreite zum schlimmsten Alptraum ihres Lebens wurde oder warum nach 1945 anstelle Nazi-Richtern sowjetische Militärtribunale die Menschen drangsalierten.
Was die "demokratische Linke" gelernt hat, sieht man an Hartz IV und den korrupten Hackfressen ihrer Protagonisten. Ein Freund von mir hatte nach dem Krieg gehofft, die SPD hätte unter Schumacher aus ihren Fehlern zur Weimarer Zeit gelernt. Später mussste er feststellen, dass dem nicht so war.
Wen wundert es da, dass die Neonazis nur 2 Prozent bekommen und auch der Linken die Menschen davon laufen oder sie - wie ich - nur noch wiederwillig die Linkspartei wählen. Um Schwarz-Gelb zu verhindern.