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Thema: Pflichtfaden

  1. #31
    sieht auf euch herab Benutzerbild von -jmw-
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    Standard AW: Pflichtfaden

    Zitat Zitat von Sauerländer Beitrag anzeigen
    Genau das meine ich. Je heterogener eine Gesellschaft wird, desto schwieriger bis letztlich unmöglich wird es, die Leute noch verbindlich auf IRGENDWAS zu verpflichten.
    Es gibt dann übrigens auch immer weniger Leute, die's schlucken, wenn jemand mit "Pflicht" daherkommt, sondern blöde nachfragen, ob da nicht nix dahinterstecke.

    -jmw- wird jetzt wahrscheinlich sagen:

    Das Zauberwort heisst "Separation".
    Der Zauberspruch ist definitiv länger, aber "Separation" kommt mindestens einmal darin vor, ja, in der Tat.
    Aktueller Kalenderspruch: Das ist wohl tatsächlich das Problem. Das alte links gibt es nicht mehr. Links ist heute das gut versorgte Establishment und nicht der entrechtete Proletarier. (HenningPogwisch, 130224, https://www.zeit.de/kultur/2024-02/p...0nach8/seite-2)

  2. #32
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    Standard AW: Pflichtfaden

    Zitat Zitat von Koslowski Beitrag anzeigen
    Ich habe da eher eine Rückeroberung im Sinn.:whis:
    Aber löst das das Problem anders als in einem ganz vulgär praktischen Sinne?

    Anders formuliert: Hast Du recht mit etwas, nur weil ich Dir nicht mehr widersprechen kann?
    Aktueller Kalenderspruch: Das ist wohl tatsächlich das Problem. Das alte links gibt es nicht mehr. Links ist heute das gut versorgte Establishment und nicht der entrechtete Proletarier. (HenningPogwisch, 130224, https://www.zeit.de/kultur/2024-02/p...0nach8/seite-2)

  3. #33
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    Standard AW: Pflichtfaden

    Zitat Zitat von Sauerländer Beitrag anzeigen
    Wir müssen ordentlich Stroh draufschmeissen, damit ein Feuer draus wird.
    Ich sollt mir die Haare färben...
    Aktueller Kalenderspruch: Das ist wohl tatsächlich das Problem. Das alte links gibt es nicht mehr. Links ist heute das gut versorgte Establishment und nicht der entrechtete Proletarier. (HenningPogwisch, 130224, https://www.zeit.de/kultur/2024-02/p...0nach8/seite-2)

  4. #34
    sieht auf euch herab Benutzerbild von -jmw-
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    Standard AW: Pflichtfaden

    Zitat Zitat von Mütterchen Beitrag anzeigen
    Ich versuche auch mal, darauf zu antworten.[...]
    Du meinst also, es wuselt sich irgendwie zurecht?
    Hat was für sich, ja.
    Und faktisch gesehen stellt es sich wohl auch so dar.

    Allein, was machen wir dann mit der Aussage, es gäbe "zuviel" Freiheit, "zuwenig" Pflicht, "zuviel" Selbstverwirklichung, "zuwenig" Ordnung udgl.?
    Von welchem Standpunkt aus ist es dann noch zuviel oder zuwenig?

    Wenn man ein "Primat des Sichzurechtwuselns" behauptet, ist dann nicht das, was wir haben, richtig;
    und das, was wir hatten;
    und das, was wir haben werden?

    Das wäre sozusagen Reaktionismus in einem richtig engen Wortsinne.

    Ist der Standpunkt von oben obejtkiv?
    Oder subjektiv?
    Wenn er subjektiv ist, ist er dann nicht aber auch mitsamt seinen Forderungen eine Form der Selbstverwirklichung?

    (Womit wir wieder bei meiner Kernfrage für diesen Faden wären.)
    Aktueller Kalenderspruch: Das ist wohl tatsächlich das Problem. Das alte links gibt es nicht mehr. Links ist heute das gut versorgte Establishment und nicht der entrechtete Proletarier. (HenningPogwisch, 130224, https://www.zeit.de/kultur/2024-02/p...0nach8/seite-2)

  5. #35
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    Standard AW: Pflichtfaden

    Zitat Zitat von -jmw- Beitrag anzeigen
    Aber löst das das Problem anders als in einem ganz vulgär praktischen Sinne?

    Anders formuliert: Hast Du recht mit etwas, nur weil ich Dir nicht mehr widersprechen kann?
    Ich bin vulgär praktisch veranlagt. Wenn du mir nicht mehr widersprechen kannst, mußt du dir auch keine Gedanken mehr über Pflichten machen. Sollte ich bei dem Versuch scheitern, ist mein Schicksal erfüllt und es geht direkt zur goldenen Halle.
    Beilalter, Schwertalter, wo Schilde krachen,
    Windzeit, Wolfszeit, eh die Welt zerstürzt.

    Der Seherin Weissagung, 46

  6. #36
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    Standard AW: Pflichtfaden

    Zitat Zitat von Koslowski Beitrag anzeigen
    Ich bin vulgär praktisch veranlagt. Wenn du mir nicht mehr widersprechen kannst, mußt du dir auch keine Gedanken mehr über Pflichten machen. Sollte ich bei dem Versuch scheitern, ist mein Schicksal erfüllt und es geht direkt zur goldenen Halle.
    Trotzdem ist das Problem nicht gelöst!
    Aktueller Kalenderspruch: Das ist wohl tatsächlich das Problem. Das alte links gibt es nicht mehr. Links ist heute das gut versorgte Establishment und nicht der entrechtete Proletarier. (HenningPogwisch, 130224, https://www.zeit.de/kultur/2024-02/p...0nach8/seite-2)

  7. #37
    Mitglied Benutzerbild von Mütterchen
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    Zitat Zitat von -jmw- Beitrag anzeigen
    Vollzitat
    Ich schätze mal, es ist so, dass sich auch Gesellschaften eben verändern- das wird schon immer so gewesen sein, durch Kriege, Krankheiten, Einwanderung...was weiß ich. Vielleicht oder sicher auch durch irgendwelche Missstände, durch die die gesellschaftliche Ordnung eben durcheinandergebracht wurde. Dann muss ein neuer Konsens gefunden werden.

    Dass unsere Gesellschaft so, wie sie jetzt aufgebaut ist, wirklich funktioniert, glaube ich nicht. Im Prinzip werden doch viele Freiheiten, die wir alle haben, dadurch ermöglicht, dass sich der Staat immer stärker verschuldetet. Und ob all die verschiedenen Lebensentwürfe auf Dauer überhaupt zugestanden werden können, das muss sich doch erst beweisen. Das ist nur ein Anspruch, den man sich zum Ziel gesetzt hat, aber ob es durchführbar ist, das ist doch noch eine ganz andere Sache. Deswegen meinte ich ja, ein Staat, eine Gesellschaft, muss sich selbst richtig tragen können. Und zwar in einem ausgewogenen Verhältnis.
    Vielleicht kann man daran erkennen, ob es Pflichterfüllung oder Selbstverwirklichung ist, was der Einzelne gerade betreibt.

  8. #38
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    Standard AW: Pflichtfaden

    Zitat Zitat von -jmw- Beitrag anzeigen
    An meinen Fragen wirst Du feststellen können, dass NITUP insoweit (noch) garnicht recht haben kann, weil er (noch) garnix gesagt hat, bei dem man recht haben könnte.


    Du darfst aber gerne Deine Einlassung noch ausführen und uns begründen, worin genau er warum recht hat.
    Prima Idee dieser Strang. Dann will ich mal ausführlicher werden.

    Im Grunde genommen ist die Sache ziemlich einfach. Zur Individualität des Menschen gehört die Eigenschaft, ein gemeinschaftsbildendes Wesen zu sein, und dies wird bedingt durch seine Fähigkeit, bewusst zu denken, zu arbeiten und, daraus folgernd, eine Kultur zu entwickeln. Weiterhin ergeben sich Bedürfnisse, deren Befriedigung eine notwendige Bedingung darstellen, die geistigen und handwerklichen Fähigkeiten, also sein Wesen zur Entfaltung zu bringen. Ergo muss die Gesellschaft, die der Mensch mit anderen bildet, dafür Sorge tragen, dass diese Bedürfnisse erfüllt werden. Daraus ergibt sich die Pflicht eines jeden Menschen, denn darin liegt der Sinn, der einzige Sinn(!), des Lebens: Sich und andere Menschen stetig zu verbessern.

    Was ist dazu nötig? Nahrung, Wohnung, Bildung, Kultur und Arbeit. Das ist alles keine Frage der Quantität, sondern der Qualität. Erste Pflicht: Genügsamkeit. Zweite Pflicht: sich klaglos und seinen Fähigkeiten entsprechend dem Staat unterzuordnen. Jeder, ausnahmslos! Vom Herrscher bis zum Bergmann. Alle verstehen sich als Diener des Staates.

    Die Politik eines solchen Staates würde sich nur nach den Kriterien richten müssen, die am besten geeignet sind, jedem Menschen die Möglichkeit zu bieten, sein geistiges und handwerkliches Potential zur vollen Blüte zu bringen. Diesem Ziel hat sich das gesamte gesellschaftliche Leben unterzuordnen; daraus ergibt sich eines jeden Pflicht. Außerhalb dieser Pflichten, und wenn sie selbigen nicht abträglich sind, soll jeder nach seiner Facon selig werden. Er soll glauben, was er will, denken, was er will, und auch schreiben und sagen, was er will.

    Natürlich folgt daraus die Einsicht, Parteien und die elende Demokratie endgültig dem Orkus der Geschichte zu übergeben. Denn das Ziel ist eindeutig formuliert. Dieses Ziel bedingt Kontinuität, Ordnung und Beständigkeit.

    Was benötigt würde, das wäre eine eindeutig formulierte Verfassung, die keinen Zweifel an den Mechanismen der Politik zur Durchsetzung dieser Ziele ließe.

    Wir können gerne über Einzelheiten diskutieren. Doch als ersten Gedanken zur Erläuterung meiner Idee soll es genügen.

    Ich gebe zu, dass das ziemlich utopisch anmuten lässt und wahrscheinlich nie realisiert werden wird. Aber was wäre die Welt ohne Ideale...
    "Wir sind nicht in die Welt gekommen, um glücklich zu sein,
    sondern um unsere Pflicht zu tun."

    Otto von Bismarck. Schmied des Deutschen Reiches

  9. #39
    Preuße aus Vernunft Benutzerbild von Stechlin
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    Standard AW: Pflichtfaden

    Zitat Zitat von -jmw- Beitrag anzeigen
    Ein paar Kenntnisse der Philosophie schaden nicht, sind aber auch nicht notwendig.
    Man braucht nur ein bissel Hausverstand, um da mitreden zu können.


    Könnte man als Ausgangspunkt nehmen, ja.

    Wobei sich trotzdem noch die Frage stellt, wie Du darauf kommst und was wir machen, wenn jemand sich einfaxch hinstellt und sagt "Stimmt so nicht!" - denn dann müssen wir ja entscheiden, wer warum richtig liegt.

    Und: Mir selber geht es weniger um den Pflichtbegriff an sich, als um NITUPs Beitrag und Verständnis des Beitrages.
    Wie wäre es mit Kants Kategorischen Imperativ: "Handle so, dass die Maxime deines Willens jederzeit zugleich als Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung gelten könnte."
    "Wir sind nicht in die Welt gekommen, um glücklich zu sein,
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    Otto von Bismarck. Schmied des Deutschen Reiches

  10. #40
    Preuße aus Vernunft Benutzerbild von Stechlin
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    Standard AW: Pflichtfaden

    Zitat Zitat von Ajax Beitrag anzeigen
    Sehr guter Beitrag von NITUP.

    In einer Welt, die keine wirklichen Ziele mehr verfolgt, kann man allerdings schlecht "die Pflicht" festlegen. Wir befinden uns in einer Zeit, in der die Menschen vor sich hindümpeln, wo es keine großen Ideen und Ideale gibt, die man verwirklichen will. Das einzige Ideal ist das möglichst bequeme Leben, der immer größere Wohlstand im Hier und Jetzt. Demokratische Gesellschaften sind arg gegenwartsbezogen. Weiter als bis zur nächsten Wahl wird nicht gedacht.

    Es ist doch gerade eine (fragwürdige) Errungenschaft des Liberalismus, dass sie jeden Menschen von einer etwaigen Pflicht ausgenommen hat und ihm seine Freiheit tun und lassen zu können, was er will, gegeben hat. Wir wandern ziellos umher und kümmern uns um Lapalien, Nichtigkeiten und Banalitäten. Sobald der moderne Mensch in die Pflicht gegenüber Volk und Staat genommen wird, jault er auf. Man will sich im Grunde niemandem mehr unterordnen, sondern frönt dem hemmungslosen Individualismus und der Selbstverwirklichung.

    Wo alle Menschen gleich sind, ist niemand in der Pflicht. Die demokratischen Gesellschaften negieren die Grundsätze einer natürlichen Hierarchie, wodurch es nur noch Könige gibt, aber keine Diener (überspitzt formuliert). Ohne Religion (Gott als höchstes Wesen) oder ohne einen hierarchische Ordnung, verliert der Mensch seine Demut und ergeht sich in grenzenloser Hybris.

    Das Geschwafel von Gleichheit und die Auslöschung der Religion sind also für diese Entwicklung verantwortlich. Will man also die Pflicht des Einzelnen festlegen, bedarf es klarer Strukturen, einer gottgebenen Ordnung und die Aufhebung der Gleichheit.
    Ich kann dem vorbehaltlos zustimmen. Schon Plato hat richtig festgestellt, dass das Streben nach Freiheit zur Unersättlichkeit führt. Die Freiheit ist nun mal ihrem Wesen nach die Abwesenheit von Grenzen und von Regeln. Jeder fühlt sich danach im Recht, sein eigenes Schlaraffenland zu fordern. Und je nachdem, über welche materiellen und/oder monetären Grundlagen ein jeder verfügt, kann er sich diesen Wunsch erfüllen. Deshalb muss die "Freiheit" zu Ungerechtigkeit führen, denn die materiellen Ressourcen der Erde würden niemals ausreichen, um jedem seine Villa und seinen Porsche zu ermöglichen. Und eine Freiheit, die an Geld gebunden ist, ist nichts wert.

    Freiheit heißt immer Einsicht in die Notwendigkeit. Innerhalb dieses Rahmens soll jeder tun, was er will. Solange er sittsam, fleißig und tugendhaft ist.
    "Wir sind nicht in die Welt gekommen, um glücklich zu sein,
    sondern um unsere Pflicht zu tun."

    Otto von Bismarck. Schmied des Deutschen Reiches

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