Stalins Geschichtsschreibung
In den revolutionären Handlungen des Jahres 1905 in der Stadt Petersburg erhebt sich das russische Volk gegen die Willkürherrschaft des Zaren in einem erstmals bedeutenden Umfang.
Alles begann mit dem Aufstand der Arbeiter am 3. Januar (nach russischer Zeitrechnung) 1905, wodurch sie als Preis für die Wiederaufnahme der Arbeit einige Forderungen stellten, die die Arbeitsbedingungen verbessern sollten.
Diese Forderungen hatten die Arbeiter von der internationalen Gewerkschaftsbewegung und von den Semstwos übernommen, während direkte Einflüsse der SDAPR nicht festzustellen waren (weder durch Einflüsse der Bolschewiki noch durch die der Menschewiki).
Nicht nur in der Denkschrift vom 9. Januar erkennt man deutlich die Zuneigung der Arbeiter zum Zaren, sondern die etwa 200.000 Menschen trugen Zarenbildchen mit sich und zogen zum Winterpalais, um an "Väterchen Zar" zu appellieren.
Doch anstatt sich dem russischen Volk zu zeigen, floh der Zar Nikolaus II. und Großfürst Wladimir ließ schießen. Der Blutsonntag am 9.Januar forderte laut Zeitungsberichten 4600 Tote und Verwundete. Trotzki kehrte am 2.Oktober 1905 in die Hauptstadt zurück, nachdem er vorher einer drohenden Verhaftung entfliehen musste und schrieb:
"Russland steht vor einer bürgerlichen demokratischen Revolution. Die Basis dieser Revolution bildet das Agrarproblem. Die Macht wird jene Klasse erobern, jene Partei, die die Bauern gegen den Zarismus und gegen die Gutsbesitzer führen wird.(...)"
Anders als viele Leninisten und Stalinisten nachher behaupten, räumt Trotzki den Bauern eine zentrale Position ein.
Nachdem Georgij Chrustalow-Nossar durch die Regierung Witte am 13. November 1905 verhaftet wurde, wurde Trotzki zum Nachfolger des ersten Vorsitzenden des Petersburger Sowjets gewählt.
Am 3. Dezember 1905 wurde der erste Sowjet der russischen Revolutionsgeschichte aufgelöst.
Das diese unblutig ablief, ist Trotzkis Geschick zu verdanken:
"Wir leisten keinen Widerstand. Wir erklären im vornherein, dass nur ein professioneller Provokateur oder ein Polizist hier einen Schuß abgeben wird!"
Als dann der Polizeileutnant den Saal betritt und den Haftbefehl zu verlesen beginnt, schrie Trotzki ihn an:
"Bitte unterbrechen Sie den Redner nicht. Wenn Sie das Wort haben wollen, teilen Sie mir Ihren Namen mit, worauf ich die Anwesenden fragen werde, ob sie Ihnen zuzuhören wünschen". Der Leutnant gehorchte und ließ den Gewerkschaftssekretär seine Rede beenden.
Trotzki fragte dann die Delegierten, ob sie den Leutnant "um einer Information willen" anzuhören bereit seien, worauf dann der Leutnant den Haftbefehl verlesen konnte.
Mit den Worten "Bitte verlassen Sie den Saal" forderte Trotzki nach einigen anderen Redebeiträgen den Leutnant auf den Raum zu verlassen, was dieser auch tat.
So konnten die Delegierten alle Dokumente vernichten.
Während Trotzki eine zentrale Position in den Unruhen 1905 einnimmt, befindet sich Wladimir Iljitsch Lenin in Finnland.
Und hier beginnt Stalins Geschichtserdichtung, denn während seiner Diktatur lässt er Trotzkis Namen in den Geschichtsbüchern verschwinden und erdichtet, dass Lenin als Führer der Bolschewiki eine entscheidende Rolle bei den Ereignissen im November/Dezember 1905 einnahm.
Selbst eine Rede Lenins wurde angefertigt, die Lenin angeblich im Oktober im Petersburger Sowjet gehalten haben soll. Lenin betrat aber nie das Technologische Institut und er "organisierte und leitete" nie den Moskauer Aufstand Ende Dezember, wie es in allen sowjetischen Schulbüchern zu lesen ist.
Das sind alles Erdichtungen Stalins, der versucht Trotzkis Stellung zu zerstören.
Denn Trotzki forderte eine innerparteiliche Demokratie, was den personalisierten Staat unter Lenin und Stalin in Frage stellte und er wird immer wieder zum Kritiker der Entartung und Bürokratisierung unter Stalin und schließlich zu seinem heftigsten Kritiker.
Dies ist nur eine von Stalins Geschichtslügen. Ich bitte euch weitere beizufügen
Mit freundlichen Grüßen, roter Engel